Erst seit Sonntag ist das neue Schiff Ocean Viking der Hilfsorganisation SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen im Mittelmeer unterwegs.

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Rom – Das Rettungsschiff Open Arms der spanischen NGO Proactiva harrt mit 121 Geretteten seit einer Woche im Mittelmeer aus. An Bord sind auch 30 Kinder und zwei Babys. Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte den Seenotrettern am Mittwoch mit der Beschlagnahme des Schiffs gedroht, wenn sie in die Gewässer des Landes fahren sollten.

Entgegen den Aussagen von Salvini hat die evangelischen Kirchen in Italien heute verkündet, sie wolle die 121 Migranten aufnehmen. Das habe der Vorsitzende Luca Maria Negro in einem Brief Regierungschef Giuseppe Conte und Salvini geschrieben. Eine solche Geste habe für sie eine "wichtige menschliche Bedeutung" und entspreche christlicher Nächstenliebe und Aufnahmebereitschaft, so Negro.

In Warteposition

In Italien können mittlerweile zudem hohe Geldstrafen verhängt werden, wenn Schiffe unerlaubt in die Hoheitsgewässer fahren. Zurzeit liegt die Open Arms in internationalen Gewässern nahe der italienischen Insel Lampedusa und wartet auf Zugang zu einem sicheren Hafen. Die EU-Staaten hätten "die Würde derjenigen an Bord nicht anerkannt", sagt Proactiva. Malta habe den Migranten das Recht verweigert, an Land zu gehen, "und Italien antwortet nicht", kritisierte Proactiva Open Arms. "Wir verstehen dieses Europa nicht, mit seinen feigen Staaten, seiner leeren Politik ... Helft uns."

Auch das neue Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée wurde von Malta zurückgewiesen. Die Regierung in Valletta hat der Ocean Viking nach Angaben der Besatzung einen Tankstopp in seinen Hoheitsgewässern verboten. Malta habe am Mittwoch die Zustimmung kurzfristig und ohne Angabe von Gründen zurückgezogen, sagte Einsatzleiter Nicolas Romaniuk der Nachrichtenagentur AFP. Es ist das erste Mal, dass Malta einem Hilfsschiff die Einfahrt in seine Hoheitsgewässer untersagt.

Rettungen werden trotz politischen Drucks durchgeführt

Das Schiff war am Sonntag in Marseille in See gestochen. Die Ocean Viking habe noch genug Treibstoff für zehn bis zwölf Tage an Bord, sagte Romaniuk. Das Schiff setzte daher seine Fahrt ins Einsatzgebiet vor der libyschen Küste fort.

Die beiden Organisationen hatten Ende 2018 nach drei Jahren ihre gemeinsamen Rettungsaktivitäten mit dem Schiff Aquarius auf politischem Druck Italiens hin eingestellt. Mit der Aquarius retteten sie nach eigenen Angaben zwischen 2016 und 2018 rund 30.000 Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken. (APA, 8.8.2019)