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US-Präsident Trump wird von TV-Kameras belagert.
Foto:AP Photo / Evan Vucci

Donald Trump und der konservative Fernsehsender Fox News, das war lange eine Liebesgeschichte. Über 1.500 Tweets widmete der US-Präsident dem Sender in den letzten Jahren, lobte Moderatoren und die Berichterstattung, die fast ausnahmslos zu seinen Gunsten ausfiel. Fox News, das war das strahlende Gegenbeispiel zu "Fake-News", "versagenden Mainstream-Medien" und "Feinden des Volkes" wie der "New York Times" oder CNN.

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Sean Hannity von Fox News trat sogar bei Wahlkampfveranstaltungen von Trump auf.
Foto: Reuters / Carlos Barria

Mit einigen Moderatoren des Senders ist Trump eng befreundet, mit dem konservativen Kommentator Sean Hannity soll er sogar täglich telefonieren. Diese enge Verbindung war für beide Seiten profitabel. Trump konnte sich positiver Berichterstattung auf dem meistgesehenen Nachrichtensender der USA sicher sein, während dieser wiederum von dem Lob vor Trumps Millionenpublikum auf Twitter profitierte. Doch das scheint sich nun zu ändern.

Schwindende Loyalität

Seit Frühling dieses Jahres zeigte sich der US-Präsident immer wieder von seinem bisherigen Haussender enttäuscht. So fragte er im März auf Twitter, ob die Moderatoren einer Show auf Fox News etwa von CNN trainiert worden seien, und unterstellte dem Sender kollabierende Einschaltquoten. Auch den Nachrichtenmoderator Shepard Smith, einen der wenigen Journalisten bei Fox, die Trump hin und wieder kritisieren, attackierte er mehrfach.

Medienberichten zufolge soll sich der Präsident zunehmend sorgen, dass Fox News ihm gegenüber nicht mehr loyal ist. Es ist eine Sorge, die er immer öfter auch nach außen trägt. "Fox News tut es schon wieder", twitterte er Ende Juli. "Sie sind so anders, als sie während der Wahl 2016 und davor waren – stolze Krieger!" In Trumps Meldungen taucht nun immer öfter ein kleiner, bisher kaum bekannter Sender auf – OANN, One America News Network. Wann immer möglich, schalte er OANN ein, twitterte Trump gestern.

Sogar der Fake-News-Sender CNN sei besser als Shepard Smiths Sendung auf Fox News, twitterte der Präsident. Wann immer möglich, sehe er lieber OANN.

Verschwörungstheorien und Trump-Treue

OANN ist ein kleiner, rechtskonservativer Sender, der im Jahr 2013 gegründet wurde. Er befindet sich im Besitz des Familienunternehmens Herring Networks Inc., das ihn auch betreibt. Robert Herring Senior, Gründer und Geschäftsführer von OANN, wollte ursprünglich auf reine Berichterstattung statt Meinungsmache setzen.

Tatsächlich verbreitet der Sender allerdings hauptsächlich eine Vielzahl von Verschwörungstheorien und erwiesenermaßen falschen Berichten. So meldete OANN unter anderem, dass Hillary Clinton an die Antifa gespendet habe und in Kalifornien der Verkauf von Bibeln verboten werden solle. Beide Berichte waren frei erfunden. Auch russlandfreundliche Berichterstattung gehört zum Portfolio des Senders. Ein OANN-Reporter arbeitet gleichzeitig für die Kreml-treue russische Agentur Sputnik.

Von Robert Herring Senior kam laut Mitarbeitern auch die ausdrückliche Order, über Trump und dessen politische Ziele ausschließlich positiv zu berichten. Sämtliche Auftritte des US-Präsidenten werden in voller Länge und ohne Unterbrechung übertragen, kritische Berichterstattung über ihn gibt es auf dem Sender nicht.

Das blieb nicht lange unbemerkt. In den vergangenen Monaten twitterte Trump beinah 50-mal über den Sender. "Gratulation an OANN für eure tolle Arbeit und den großen Anstieg eurer Quoten! Danke, Präsident Trump!" schrieb er etwa. Ob die Quoten des Senders tatsächlich steigen, lässt sich nicht sagen. OANN ist in keiner offiziellen Aufsichtsorganisation Mitglied.

Einige Beobachter äußerten die Vermutung, dass Trumps Vorgehen politisches Kalkül sei. Indem er die beiden Sender gegeneinander ausspiele, verursache er einen Wettlauf um seine Gunst – und sichere sich von beiden Sendern positive Berichterstattung. (Ricarda Opis, 8.8.2019)