Auch wenn die Tiere lästig sind: Herumfuchteln und Pusten ist in solchen Fällen nicht zu empfehlen.

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Beim Picknick, Grillen oder im Gastgarten zählen sie zu den ungebetenen Gästen: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Sie fliegen auf Steaks, Marmeladebrote, Limonaden und Bier. "Das Wespenjahr scheint heuer leicht überdurchschnittlich zu sein", sagt Karl Crailsheim vom Institut für Biologie an der Karl-Franzens-Universität Graz. "Im Spätsommer erreicht die Wespenpopulation ihren Höhepunkt, und die Larven benötigen besonders viel Nahrung, wobei speziell das Eiweiß wichtig ist."

Was die Situation zusätzlich verschärft: Den Wespen kommt zu dieser Zeit nach und nach die natürliche Nahrung abhanden, weshalb unsere eiweißhaltigen Speisen wie Wurst und Fleisch, Speiseeis, Süßigkeiten, Limonaden und vor allem das reife Obst zusätzliche Futterquellen für sie darstellen. Bei Hornissen, die laut dem Naturwissenschafter heuer etwas weniger häufig als normalerweise fliegen, stehen zwar unsere Lebensmittel nicht auf dem Speiseplan – sie bevorzugen Insekten, Baumsäfte und Blütennektar. Früchte lieben sie aber ebenso. Spezielle Vorsicht ist daher bei Fallobst geboten.

Das massenhafte Auftreten der Hautflügler gegen Ende des Sommers sorgt bei vielen Menschen für Unmut und Angst. Diese sei jedoch unbegründet, wie Crailsheim betont. Grund für das schlechte Image sind vor allem zahlreiche Mythen, die sich um Wespen und Hornissen ranken.

Mythos 1: Wespen und Hornissen sind aggressiv

Sowohl Wespen als auch Hornissen sind friedfertige Tiere. Die Hornisse ist sogar noch friedlicher als ihre kleine Schwester. Nur in Nestnähe und wenn sie sich bedroht fühlen, geraten die Tiere in Angriffslaune. Das Wichtigste: Ruhe bewahren und nicht nach den Wespen schlagen – das könnte sie angriffslustig machen.

Mythos 2: Drei Hornissen töten einen Menschen, sieben ein Pferd

Fakt ist: Ein gesunder Mensch müsste ein Vielfaches an Stichen abbekommen, damit er in Lebensgefahr gerät. Eine Hornisse wirkt bedrohlich, da sie mit rund drei Zentimeter Länge bedeutend größer ist als die meisten anderen Insekten. Ihr Stich ist schmerzhafter als der einer Wespe oder Biene, da der Stachel dicker und länger ist und damit tiefer in die Haut eindringt. Die Hornisse ist aber nicht gefährlicher als ihre Artgenossen.

Mythos 3: Wespen und Hornissen sind nutzlos

Wespen und Hornissen sind nicht nur lästig, sondern auch nützlich. Sie bestäuben Blumen und sind ein beliebtes Tierfutter, vor allem für Vögel, Mäuse und Dachse. Sie eignen sich aber auch zur Schädlingsbekämpfung, indem sie ihre Larven vor allem mit Insektenraupen, adulten Fliegen, Mücken und Motten füttern.

Mythos 4: Anpusten vertreibt die Insekten

Niemals versuchen, eine Wespe oder Hornisse wegzublasen, denn das Kohlendioxid im Atem signalisiert Gefahr und versetzt die Tiere in einen Alarmzustand. Sie ergreifen also nicht die Flucht, sondern verstehen das Pusten als Angriff.

Mythos 5: Ablenkungsmanöver helfen

Wespen merken sich Futterquellen und lassen sich nicht täuschen. In einiger Entfernung zum Esstisch Nahrung als Köder zu platzieren, um die Insekten abzulenken und vom Tisch fernzuhalten, geht nach hinten los, denn: Neue Wespen werden angelockt, da nun eine weitere Futterquelle zur Verfügung steht.

Für Allergiker gefährlich

Wirklich gefährlich kann ein Stich nur für Menschen sein, die im Mund und Rachenraum gestochen wurden oder gegen das Gift der Insekten allergisch reagieren. Etwa jeder 30. Österreicher (3,3 Prozent) ist von einer Insektengift-Allergie betroffen. Betroffene sollten daher ihre Notfallmedikamente, allem voran einen Adrenalin-Autoinjektor, immer mit sich tragen.

Eine weitere Option ist die allergenspezifische Immuntherapie (AIT). Das Problem daran: Die Immunisierung ist langwierig – der Patient bekommt monatlich den Allergie-Auslöser über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren in den Oberarm injiziert. Einer Studie zufolge hält diese zeitaufwendige Prozedur aber nur die Hälfte der Patienten bis zum Ende durch. (red, 9.8.2019)