Investor René Benko sorgt mit seinem neuen Bauprojekt in Igls für Aufsehen.

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Innsbruck – Eigentlich beschäftigt sich der Innsbrucker Gestaltungsbeirat nicht mit Einfamilienhäusern. Doch in diesem Fall ist alles etwas anders. Es geht nicht um irgendein Haus, sondern ein neues Projekt des Tiroler Immobilien-Tycoons René Benko, Gründer der milliardenschweren Signa-Gruppe. Benkos neues Projekt befindet sich im Süden der Stadt, auf dem Sonnenplateau in Igls. Der Platz dafür ist derart prominent, dass nun die Frage des Ortsbildschutzes schlagend wurde.

Benko hat das ehemalige Schlosshotel erworben, das seinem Namen entsprechend wie ein kleines Schlösschen ausgesehen hat. Das einstige Fünf-Sterne-Haus war legendär. Erbaut wurde es 1887 von Graf von Kollensberg, dessen Familie es bis zum Ende der Monarchie als Sommerresidenz gedient hatte.

Hotel mit großer Geschichte

Ab 1970 wurde es als Luxushotel genutzt. Zur Blütezeit gingen hier Männer von Welt wie Bruno Kreisky oder Willi Brandt aus und ein. Doch diese mondäne Ära haben Igls und das Schlosshotel hinter sich. Heute ist das Dorf, das zu Innsbruck gehört, in erster Linie Ferienort für Pauschal- und Gesundheitstouristen sowie Wohnort für gut Betuchte.

Insofern nur stimmig, dass Benko hier baut. Der bekannte Geschäftsmann hat das alte Hotelgebäude bereits schleifen lassen. Wegen der zahlreiche Umbauten, die das Schlösschen in seiner bewegten Geschichte über sich ergehen lassen hat müssen, hatte das Denkmalamt eine Unterschutzstellung des Gebäudes abgelehnt.

Dass sich nun der Gestaltungsbeirat mit dem Hausbau beschäftigen musste, war der exponierten Lage auf einem kleinen Hügel am Ortseingang zu Igls geschuldet. Dort thronte das Schlosshotel über dem Viller Moor, einem beliebten Naherholungsgebiet. Die Baupläne Benkos mussten wegen dieser Lage auf ihre Vereinbarkeit mit dem Ortsbildschutz geprüft werden.

"Wie aus Vom Winde verweht"

Die Protokolle sind nicht öffentlich zugänglich, da es sich um ein privates Bauprojekt handelt. Auch seitens Benkos Sprecher ist nichts zu dem geplanten Neubau zu erfahren. "Es handelt sich bei diesem Objekt um ein Privathaus und nicht um ein öffentlich genutztes oder zugängliches Objekt", hieß es auf Anfrage des STANDARD.

Offenbar soll eine große Villa im Südstaaten-Stil entstehen. "Wie aus Vom Winde verweht", sagt ein Stadtpolitiker, der die Pläne kennt und davon wenig angetan ist. Der Gestaltungsbeirat scheint ebenfalls wenig Gefallen daran gefunden zu haben. Denn man einigte sich auf einen Kompromiss.

So darf die Villa zwar gebaut werden, allerdings müssen Schlossmauer und -wald bestehen bleiben, damit man das Gebäude nicht zu gut sieht. Benkos weiteren Plänen, einen unterirdischen Wellnessbereich in den Hang, der zum Viller Moor hinunterführt, zu bauen, wurde hingegen eine Absage erteilt, wie es heißt. (Steffen Arora, 9.8.2019)