Von dem Tier aus dem Perm hat man nur zwei Wirbel gefunden – und die sind miteinander verwachsen.
Foto: Yara Haridy/Museum für Naturkunde, Berlin

Berlin – Osteodystrophia deformans oder auch Morbus Paget ist eine Krankheit, von der vor allem ältere Menschen betroffen sind. Dabei bricht die Abstimmung zwischen knochenbildenden und knochenabbauenden Zellen zusammen, neue Knochenmasse bildet sich verformt und brüchig und führt zu Verdickungen an den betroffenen Stellen – zumeist an der Wirbelsäule und im Beckenbereich. Am Ausbruch dieser Krankheit sind sowohl genetische Faktoren als auch masernähnliche Viren beteiligt, obwohl ihr exakter Auslöser noch umstritten ist.

Im Tierreich weit verbreitet

Und es sind nicht allein Menschen von dieser langsam voranschreitenden Krankheit betroffen. Ein vergleichbares Syndrom hat man auch schon bei Säugetieren und Reptilien gefunden – und sogar bei einem Dinosaurier aus dem Jura. Die Krankheit hat aber offenbar noch wesentlich ältere Wurzeln, berichtet das Naturkundemuseum Berlin: Sie reicht bis ins Erdaltertum zurück, denn nun wurden Morbus Paget gleichende Knochenverformungen auch bei einem 289 Millionen Jahre alten Landwirbeltier entdeckt.

Das betreffende Tier gehörte zur Gruppe der Varanopidae, die im Karbon und dem anschließenden Perm lebten. Äußerlich hätte es an eine Eidechse erinnert – Varanopidae waren allerdings eine sehr frühe Gruppe von Synapsiden, also jenem Entwicklungszweig der Landwirbeltiere, der schließlich zu den Säugetieren geführt hat. Gefunden wurden seine Fossilien in einer Höhle nahe Richards Spur im US-Bundesstaat Oklahoma.

Diagnose

Ein Forscherteam um Yara Haridy vom Museum für Naturkunde identifizierte die Krankheit zusammen mit Kollegen von der Berliner Charité und der Universiät Toronto anhand von zwei verwachsenen Schwanzwirbeln. Die Anwendung von Micro-CT erlaubte die Untersuchung sowohl der äußeren als auch der inneren Struktur der verwachsenen Knochen und zeigte, dass der Knochen durch abnormal hohen Abbau stellenweise sehr dünn geworden war. An anderen Stellen hingegen führte exzessives Knochenwachstum zu einer abnormalen Verdickung des Knochens und letztendlich zu der Fusion der zwei Wirbel.

Laut den Forschern ist der Befund Morbus Paget in höchstem Maße ähnlich – es ist der früheste bekannte Nachweis einer solchen Knochenerkrankung. Wie sehr dieses konkrete Tier darunter litt, lässt sich aber nicht rekonstruieren. Da von ihm nur zwei Wirbel erhalten blieben, ist es unmöglich festzustellen, inwieweit die Krankheit auch andere Teile des Skeletts betraf. War sie nur auf den Schwanz beschränkt, dürfte das Tier nur geringe Schmerzen und eine Versteifung des Schwanzes gehabt haben. (red, 15. 8. 2019)