Ein neuseeländischer Provider sperrt 8chan – in Österreich ist das ohne gerichtliche Anordnung nicht möglich.

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In Neuseeland hat sich ein Provider dazu entschlossen, das umstrittene Portal 8chan für seine Kunden zu sperren. Auf der Seite hatten die Attentäter von El Paso, Christchurch und San Diego ihre Pläne veröffentlicht und wurden von Nutzern dafür gefeiert. Dass Provider eigenmächtig entscheiden, die Seite zu sperren, ist hierzulande nicht denkbar.

Eingriff in Netzneutralität

Spark, der neuseeländische Betreiber, spricht von "verstörendem Material", das auf der Seite verbreitet wird, und ruft auch weitere Provider dazu auf, die Seite zu boykottieren. So einfach ist das allerdings nicht. In Österreich dürfen Websites im Prinzip nur dann komplett für Nutzer gesperrt werden, wenn eine gerichtliche Anordnung das vorsieht. "Eine Sperre wäre ein Eingriff in die Netzneutralität", erklärt Maximilian Schubert, Generalsekretär der Vereins Internet Service Providers Austria (Ispa) dem STANDARD. 8chan ist zwar bekannt dafür, die Foren kaum zu kontrollieren, Schubert zufolge seien die Betreiber aber vorsichtig dabei, die Grenze zur Illegalität nicht zu überschreiten. So werden Nutzer auf der – aktuell nicht erreichbaren – Seite auch davor gewarnt, illegale Inhalte hochzuladen.

Dass der neuseeländische Provider die Entscheidung getroffen hat, dürfte laut Schubert auch daran liegen, dass das Land selbst erst vor wenigen Monaten Schauplatz eines rechtsextremistischen Attentats geworden ist. Auf Anfrage teilten auch A1, Magenta und "3" unter Verweis auf die Netzneutralität mit, dass man Seiten nur nach gerichtlicher Anordnung sperre.

Unternehmen lehnen 8chan als Kunden ab

Anders gelagert ist die Sache bei Cloudflare. Das Unternehmen bietet Seiten Schutz vor Angriffen aus dem Internet. Erst nach viel Kritik und langem Zögern hatte man sich Anfang der Woche dazu entschieden, 8chan nicht mehr als Kunden zu akzeptieren. Einige andere Anbieter gaben daraufhin ebenfalls bekannt, dass man der Seite keine Ressourcen zur Verfügung stelle. Dass Cloudflare hier eine moralische Entscheidung getroffen hat, einen Kunden abzulehnen, ist laut Schubert nachvollziehbar.

Auch wenn Provider den Zugang zu 8chan nicht sperren, können das beispielsweise Schulen oder auch private Personen in ihren Netzwerken sehr wohl. Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder das Portal anrufen, können entsprechende Filter einrichten, so Schubert. (Birgit Riegler, 9.8.2019)