María Herrera ...

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... steigt auf das Gaspedal.

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Am Sonntagvormittag schwingt sich María Herrera Muñoz auf ihr Elektro-Rennmotorrad, um Geschichte mitzuschreiben. In Spielberg soll erstmals ein Rennen des MotoE World Cup über die volle Distanz gehen. Das sind in diesem Fall zwar nur sechs Runden, aber weiter als diese rund 26 Kilometer tragen die Batterien die 260 Kilogramm schweren Bikes noch nicht. Dafür wird die Sache flott erledigt sein – die Runde wird mit etwa 1:36 Minuten veranschlagt.

Herrera, 22 Jahre alt und aus Oropesa in der Provinz Toledo, hat mit ihren 55 Kilo einen gewissen Gewichtsvorteil gegenüber den meisten ihrer 17 Kollegen, zumal sie den neuartigen Hoffnungsträger um nichts schlechter beherrscht als etwa der Engländer Bradley Smith oder ihr Landsmann Sete Gibernau, die schon in der Königsklasse MotoGP reüssierten. Die MotoE braucht dringend Gesichter, stand doch der Versuch, auch im Motorradrennsport eine möglichst klimaneutrale Klasse zu etablieren, bisher unter keinem guten Stern. Bei Tests in Jerez brannten im März nach einem Kurzschluss alle Motorräder ab – Schaden: 1,5 Millionen Euro. Der Strom für die emissionsfrei erträumten Rennen muss auch in Spielberg noch mit Dieselgeneratoren erzeugt werden. Der Aufwand für die Sprintrennen ist groß, weniger wegen der Einheitsmotorräder aus italienischer Fertigung, sondern wegen der heiklen Lithium-Ionen-Batterien, die besondere Sicherheitsvorkehrungen erfordern. Brennende Akkus sind nur schwer unter Kontrolle zu bekommen.

Allein die MotoE könnte den Ehrgeiz Herreras, der einzigen Rennpilotin am Red Bull Ring, sicher nicht befriedigen. Als erste Frau erhielt die Tochter eines Geschäftsmanns, der ihr Talent auch schon mit dem Kauf eines Teams förderte, einen Stammplatz in der 600er-WM. MS Racing stellt eine Yamaha YZF-R6 nicht einfach irgendjemanden zur Verfügung. In spanischen Nachwuchsklassen schlug Herrera angehende Champions – ungeachtet der Tendenz, gegen die "Chica" besonders hart zu fahren.

Herrera ist erst die fünfte Pilotin nach der Finnin Taru Rinne, der Japanerin Tomoko Igata, der Deutschen Katja Poensgen und ihrer Landsfrau Ana Carrasco, die in der Weltmeisterschaft punkten konnte. Für 17 Zähler reichte es in drei Jahren Moto3. Die erste Weltmeisterin kann sie nicht werden, das gelang Carrasco 2018 in der Supersport-300. Der erste Titel in der MotoE wäre der Benzinschwester aber vermutlich zu wenig. (Sigi Lützow, 9.8.2019)