Das Duell zwischen Marc Marquez und Andrea Dovizioso dominierte den GP von Österreich.

Foto: APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK

Bild nicht mehr verfügbar.

Dovizioso ging in der letzten Kurve an Weltmeister Marc Marquez vorbei.

Foto: AP Photo/Kerstin Joensson

Spielberg – Auch der beste Marc Marquez aller Zeiten hat nicht verhindert, dass Österreich in der MotoGP Ducati-Land bleibt. Nach einem packenden Zweikampf setzte sich Andrea Dovizioso am Sonntag auf dem Red Bull Ring dank eines Manövers in der letzten Kurve vor dem in Österreich weiterhin sieglosen Weltmeister durch. Dovizioso verkürzte mit dem zweiten Saisonsieg den WM-Rückstand auf Marquez auf 58 Punkte.

Während damit auch die vierte Auflage seit der Rückkehr der MotoGP auf die steirische Power-Strecke mit einem Ducati-Sieg endete, muss sich Marquez ein weiteres Jahr gedulden, um den letzten weißen Fleck seiner Karriere auszulöschen. Der Ring in Spielberg ist die einzige Strecke im aktuellen WM-Kalender, auf der Siebenfach-Weltmeister Marquez noch nicht gewonnen hat.

Dabei war der Gewinner von 50 MotoGP-Rennen auch diesmal wieder ganz knapp dran. Mit einer Rekordrunde hatte er sich am Samstag zunächst die Pole in Spielberg gesichert. Zwar erwischte am Sonntag Yamaha-Pilot Fabio Quartararo die beste erste Rennrunde, bald aber zogen Dovizioso und Marquez am Franzosen vorbei.

Nicht abzuschütteln

Was folgte war eine doppelte Vorentscheidung, weil Jack Miller stürzte und Marquez an Dovizioso vorbei an die Spitze fuhr. Der Spanier, der gerne vorne weg fährt, hatte aber nicht die optimalen Reifen, um sich zu lösen. Deshalb hatte er den kampflustige Italiener auf der PS-starken Ducati ständig am Hinterrad sowie mehrmals neben oder vor sich.

Um sich nicht wie vor zwei Jahren in Spielberg auf eine Entscheidung in der letzten Kurve einlassen zu müssen, startet Marquez drei Runden vor Schluss seine Attacke. Zwischen dem Schräglagen-Weltrekordler und dem Vizeweltmeister ging es hin und her, und am Ende kam es dann doch so, wie von Marquez nicht gewollt. Dovizioso stach in der letzten Kurve (10) innen hinein und ließ einen verdutzten Weltmeister zurück. Vor zwei Jahren hatte dieser selbst versucht, dort an "Desmodovi" vorbeizukommen und war gescheitert.

Bei Dovizoso ging es diesmal aber auf, womit nach 2016 (Andrea Iannone), 2017 (Dovizoso) und 2018 (Jorge Lorenzo) erneut ein Ducati-Fahrer in Österreich gewann. Das "Last-Corner-Duell" gegen Marquez steht mittlerweile 5:1 für Dovizioso.

Etwas Verrücktes

"Ich habe echt etwas Verrücktes probiert, und manchmal geht es eben auf", gestand Dovizioso lachend. "Ich hätte ja nicht gedacht, dass es sich ausgeht, weil ich nicht so bremsen kann wie Marc. Aber in der letzten Kurve muss man es einfach probieren. Schlimmstenfalls wäre ich Zweiter geworden", sagte Dovizioso und ergänzte: "Das ist für Ducati und Luca!" Ducatis MotoGP-Pressesprecher Luca Semprini war vor einer Woche in Brno 35-jährig unerwartet verstorben.

"Eigentlich ist das nicht meine Kurve oder mein Stil. Also ist es einer meiner besten Siege überhaupt", sagte der Italiener. "Wir hatten vor dem Rennen nicht den gleichen Speed wie Marc, also brauchten wir eine Strategie. Entscheidend war am Ende aber die Reifenwahl."

"Dovi hat mir mit gespielt"

Marquez war trotz seines 87. MotoGP-Podests sichtlich enttäuscht. "Wir haben Fehler gemacht. Grip und Ausdauer des Hinterreifens waren nicht normal", führte der Spanier das verlorene Rennen auf die Reifenwahl zurück. "Ich bin kurz vor Ende deshalb in Führung gegangen, weil es mit meinem Hinterreifen für eine Attacke nicht gereicht hätte. Also habe ich gehofft, wenigstens verteidigen zu können. Aber Dovi hatte so viel mehr Grip am Hinterreifen, dass er die letzten sechs, sieben Runden nur noch mit mir gespielt hat."

In der letzten Kurve habe man sich auch berührt, sogar sein Bremshebelschutz sei abgebrochen und weggeflogen, berichtete Marquez. "Deshalb ist es sich nicht mehr ausgegangen, ihn hinter mir zu halten." Zur missglückten Reifenwahl meinte er: "Die kühleren Temperaturen haben alles verändert. Heute war es genau umgekehrt wie in Brno. Dort hatte ich am Ende den besseren Reifen, heute er."

Marquez tröstete sich damit, dass der hügelige Stop-and-Go-Kurs in der Steiermark maßgeschneidert sei für die starken Ducatis. "Wir haben es trotzdem bis zum Schluss versucht. Wenn du am Ende Weltmeister bist, erinnert sich niemand mehr an dieses eine Rennen. "Es geht ja immer auch um die WM. Ich habe jetzt immer noch 58 Punkte Vorsprung, in Silverstone geht's weiter."

Der Höhepunkt für KTM

Für KTM bklieb beim großen Heim-Auftritt der Sieg von Brad Binder in der Moto2 der Höhepunkt des Tages. Im MotoGP-Rennen fiel Hoffnungsträger Pol Espargaro mit Defekt früh aus, dem Spanier brachte damit das Österreich-Rennen auch zum dritten Mal in Folge kein Glück. Der zweite Fahrer im Red Bull KTM Factory Team, Johann Zarco, wurde Zwölfter.

Bester KTM-Pilot wurde somit als starker Achter Miguel Oliveira vom Satellitenteam Tech 3. Der Portugiese war mit einer brandneuen RC16 unterwegs, nächstes Jahr wird Binder sein neuer Teamkollege. KTM verkündete am Sonntag zudem, bis mindestens 2026 in der MotoGP zu bleiben.

Ein Lebenszeichen gab es in Österreich von Valentino Rossi. Als Vierter hinter Dovizioso, Marquez und Quartararo verzeichnet der 40-jährige "Doktor" sein bestes Ergebnis seit Platz zwei im April in Austin. (APA, 11.8.2019)

MotoGP (28 Runden zu je 4,318 km/107,950 km):
1. Andrea Dovizioso (ITA) Ducati 39:34,771 Min.
2. Marc Marquez (ESP) Honda +0,213 Sek.
3. Fabio Quartararo (FRA) Yamaha 6,117
4. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 7,719
5. Maverick Vinales (ESP) Yamaha 8,674
6. Alex Rins (ESP) Suzuki 8,695
7. Francesco Bagnaia (ITA) Ducati 16,021
8. Miguel Oliveira (POR) KTM 16,206.
Weiter: 12. Johann Zarco (FRA) KTM 25,503.
Ausgeschieden u.a.: Pol Espargaro (ESP) KTM, Hafizh Syahrin (MAL) KTM

Stand (nach 11 von 19 Rennen):
1. Marquez 230 Pkt.
2. Dovizioso 172
3. Danilo Petrucci (ITA) Ducati 136
4. Rins 124
5. Rossi 103
6. Vinales 102.
Weiter: 11. P. Espargaro 33 – 15. Oliveira 26 – 17. Zarco 22 – 25. Syahrin 3

Moto2 (25 Runden zu je 4,318 km/107,950 km):
1. Brad Binder (RSA) KTM 37:24,963 Min.
2. Alex Marquez (ESP) Kalex +0,330 Sek.
3. Jorge Navarro (ESP) Speed Up 1,839
4. Lorenzo Baldassarri (ITA) Kalex 2,183
5. Augusto Fernandez (ESP) Kalex 3,303
6. Thomas Lüthi (SUI) Kalex 4,645

Stand (nach 11 von 19 Rennen):
1. Marquez 181 Punkte
2. Lüthi 138
3. Navarro 126
4. Fernandez 121
5. Baldassarri 115
6. Marcel Schrötter (GER) Kalex 114
7. Binder 109

Moto3 (23 Runden a 4,318 km/99,314 km):
1. Romano Fenati (ITA) Honda 37:50,135 Min.
2. Tony Arbolino (ITA) Honda +1,097 Sek.
3. John McPhee (GBR) Honda 1,105
4. Celestino Vietti (ITA) KTM 1,120
5. Marcos Ramirez (ESP) Honda 6,789
6. Lorenzo Dalla Porta (ITA) Honda 7,559

Stand (11 von 19 Rennen):
1. Dalla Porta 155 Punkte
2. Aron Canet (ESP) KTM 154
3. Arbolino 113
4. Niccolo Antonelli (ITA) Honda 105
5. Ramirez 89
6. McPhee 84
Weiter: 20. Maximilian Kofler (AUT) KTM +41,032

MotoE (5 Runden):
1. Mike di Meglio (FRA) 8:41,799 Min.
2. Xavier Simeon (BEL) +2,238 Sek.
3. Bradley Smith (GBR) 4,368, alle auf Energica.

Stand nach 2 Rennen:
1. Di Meglio 41 Punkte
2. Smith 36
3. Simeon 29