Keine zehn Jahre hat es gedauert, bis Carsharing entzaubert wurde. Die einfach und vergleichsweise kostengünstig mietbaren Autos, die man mit dem Mobiltelefon ordert und dort stehen lässt, wo sie nicht mehr gebraucht werden, sind weder ökologisch so vorbildhaft wie gepriesen, noch bringen sie jenen Profit, den die Anbieter erwartet haben. Letzteres ist durch den Zusammenschluss von Car2go und Drive Now längst belegt, sonst würden Daimler und BMW ihre Flotten nicht fusionieren. Und: Österreichs Städte sind zu wenig dicht besiedelt für einen profitablen Betrieb, in Deutschland lohnt es sich gerade einmal in München, Hamburg und Berlin.

Schlechte Luft

Der Kollateralschaden des Hypes ist nicht zu unterschätzen. Die City-Flitzer sind geradezu ein Anreiz dafür, U-Bahn, Bus und Straßenbahn zu meiden. Das ist im Lichte des Klimaschutzes ein Problem – selbst wenn die Autohersteller ausschließlich Elektroautos bereitstellten. Die Leihautos sind tendenziell in den Stadtzentren unterwegs, also dort, wo es sich ohnehin staut und die Luft schlecht ist.

Nicht erfüllt hat sich freilich die vielleicht wichtigste Erwartung, die an dieses Autoverleihmodell geknüpft (und mit der die Förderung durch die öffentliche Hand in Form von Gratisparken legitimiert) wurde: der Verzicht auf ein eigenes Auto. Die Zulassungszahlen zeigen das Gegenteil.

Wer je an einem Stadtrand ein Carsharing-Auto gesucht hat, weiß, wie flexibel und billig Taxifahren ist. (Luise Ungerboeck, 12.8.2019)