Das Bakterium Chlamydia trachomatis gehört mit jährlich mehr als 130 Millionen Neuinfektionen zu den häufigsten sexuell übertragenen bakteriellen Infektionen.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Eine Chlamydien-Infektion, verursacht durch das Bakterium Chlamydia trachomatis, ist die häufigste sexuell übertragbare Krankheit weltweit. Schätzungen zufolge sind bis zu zehn Prozent der Weltbevölkerung mit den Erregern infiziert. Das Problem: Etwa drei Viertel der Infektionen bleiben unerkannt, weil sie ohne Symptome verlaufen. Unbehandelt kann eine Ansteckung zum Verkleben der Eileiter und damit zu Unfruchtbarkeit führen. Neuere Befunde legen den Schluss nahe, dass Chlamydien-Infektionen auch Eierstockkrebs fördern. Selbst Männer können nach einer Infektion zeugungsunfähig werden.

Im Fachjournal "The Lancet Infectious Diseases" präsentierte eine dänische Forschergruppe nun erste Daten einer klinischen Phase-I-Studie zu einem Impfstoff gegen Chlamydien-Infektionen. Laut den Wissenschaftern ruft der Impfstoff CTH522 eine Antwort des Immunsystems hervor, außerdem sei er gut verträglich. Abgesehen von Lokalreaktionen klagten die Studienteilnehmerinnen vermehrt über Abgeschlagenheit.

Insgesamt nahmen 35 gesunde Frauen an der Studie teil. Die Probandinnen wurden auf drei Gruppen aufgeteilt: 15 bekamen den Impfstoff zusammen mit dem in der Routine verwendeten Wirkverstärker Aluminiumhydroxid, 15 weitere den Impfstoff mit dem neuen Adjuvans CAF01, und fünf Frauen erhielten eine Scheinbehandlung (Placebo). Am besten schnitt die Kombination des Impfstoffs mit dem neuen Wirkverstärker CAF01 ab.

Ohne Big Pharma wird es nicht gehen

Phase-I-Studien sind meist sehr klein und ein erster Test an Menschen nach vorangegangenen Tierversuchen. Aus diesen Ergebnis kann nicht abgeleitet werden, ob der Impfstoff wirklich das bewirkt, was er soll: Chlamydien-Infektionen verhindern und damit Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit reduzieren. Um das zu untersuchen, müssen weitere klinische Studien der Phase II und III mit deutlich mehr Versuchspersonen durchgeführt werden. Für solche aufwendigen Tests haben meist nur große Pharmakonzerne die nötigen finanziellen Ressourcen.

Im Fall dieser Phase-I-Studie steht jedoch keine Industrie dahinter: Die Non-Profit-Organisation Statens Serum Institutet des dänischen Gesundheitsministeriums hat die Mittel aufgewendet und hält alle Rechte an dem Impfstoff. Eine klinische Studie der Phase II befindet sich derzeit im Aufbau. "Da in weiteren Studien noch Wirksamkeit, Therapiekonzept und -dosis überprüft werden müssen, ist derzeit noch nicht abzusehen, wann eine Impfung gegen C. trachomatis zur Verfügung stehen wird", sagt Dagmar Heuer vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

Marktreife in fünf bis zehn Jahren

Die größte Risikogruppe für Chlamydien-Infektionen sind junge Erwachsene, in Deutschland liegt die Prävalenzrate in der Gruppe der 17- bis 29-Jährigen zwischen drei und fünf Prozent. Das große Problem ist, dass eine Infektion meist nicht erkannt wird und unbehandelt bleibt. Ohne Behandlung kommt es bei etwa einem Prozent der infizierten Frauen zur Infertilität, sie können auf natürlichem Weg keine Kinder mehr bekommen.

"Eine Antibiotikabehandlung wirkt im Allgemeinen gut gegen eine Infektion, aber eben nur wenn sie erkannt und behandelt wird. Eine Impfung wäre hier die beste Lösung. Es wurde allerdings noch nicht untersucht, ob der Impfstoff einen echten Impfschutz – also einen Schutz gegen eine echte Infektion – aufbaut", betont Georg Häcker vom Universitätsklinikum Freiburg.

Der Experte bezweifelt, dass die Zulassungsstudien vom Statens Serum Institutet finanziert werden können: "Ein finanzstarker Geldgeber muss eingebunden sein, zum Beispiel ein Pharmakonzern oder eine große Stiftung. Das Wichtigste ist letztlich, ob die Impfung gegen Spätfolgen der Infektion schützt, die Jahre nach der Infektion auftreten. Dies wird man erst viele Jahre nach einer möglichen Einführung des Impfstoffs wissen. Falls alles optimal verläuft, könnte ein Impfstoff in vielleicht fünf bis zehn Jahren verfügbar sein." (red, 14.8.2019)