Medikamente können besser wirken, wenn sie vom Arzt und nicht von der Krankenschwester verabreicht werden.

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Schlechter Geschmack kann auch eine gute Seite haben, zumindest wenn er in Tablettenform gepresst wurde. Studien haben gezeigt, dass Menschen bittere Pillen als besonders effektiv empfinden. Kapseln nehmen wir als stärkere Pharmazeutika wahr als Tabletten, Spritzen sind aus Patientensicht am wirkungsvollsten.

Selbst die Farbe des Arzneimittels vermittelt eine Botschaft: Blaue und grüne Kapseln gelten als die besten Beruhigungsmittel, gelben, orangen oder roten Tabletten schreiben Patienten eher eine stimulierende oder antidepressive Wirkung zu.

Nicht zu vernachlässigen ist auch der Preis für ein Medikament. Forscher verabreichten für eine Studie rund 100 Probanden ein Placebo gegen Schmerzen. Einem Teil der Untersuchungsteilnehmer wurde eine Broschüre ausgehändigt, in der das Scheinmedikament als neue Therapie für 2,50 Dollar pro Tablette beschrieben wurde. Den anderen Probanden teilten die Wissenschafter mit, dass die Pille lediglich zehn Cent kostet. 85 Prozent derjenigen, die dachten, ein teures Medikament bekommen zu haben, bestätigten eine Wirkung, in der Kontrollgruppe waren es nur 61 Prozent.

Ärztliche Zuwendung

Eine große Rolle spielt auch der Arzt. Bereits 1965 konstatierte der ungarische Psychoanalytiker Michael Balint, dass "das am allerhäufigsten verwendete Heilmittel der Arzt selber sei" und "es für dieses hochwichtige Medikament noch keinerlei Pharmakologie gibt".

Die Placebo-Forschung konnte die Macht der ärztlichen Worte immer wieder eindrucksvoll belegen. So gaben Patienten, die an einem Magengeschwür litten und denen eine Krankenschwester ein Placebo verabreichte, nur in 25 Prozent der Fälle an, dass es ihnen nun besser gehe. Erhielten sie das Scheinmedikament hingegen vom Arzt, verspürten 70 Prozent eine Linderung ihres Leids.

Der Einfluss der Ärzte zeigte sich auch in klinischen Studien zu Antidepressiva. Waren viele Untersuchungen, Interviews und Fragebögen vorgesehen, verminderten sich die depressiven Symptome der Probanden deutlicher als in Studien mit kurzer Laufzeit. Experten führen diesen Effekt darauf zurück, dass ein Mehr an ärztlicher Zuwendung und Aufmerksamkeit, das den Patienten entgegengebracht wird, auch stärkere Placeboeffekte bewirkt. (Günther Brandstetter, CURE, 31.8.2019)