"Hades"
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Das US-amerikanische Indiestudio Supergiant Games hat sich einen klingenden Namen erarbeitet: Mit Bastion, Transistor und Pyre hat man Indie-Spiele geschaffen, die sich durch Originalität und vor allem großartige Produktionsqualität in Sachen Grafik und Sound von der Konkurrenz absetzen. Mit Hades versucht sich das Studio mit Sitz in San Francisco an gleich zwei neuen Konzepten: Zum einen erprobt man für sich zum ersten Mal die Produktion im Early-Access-System, zum anderen setzt man erstmals auf das populäre Genre der Rogue-lites.

Storymäßig und spielmechanisch passt das gut zusammen: Als Sohn des titelgebenden Gottes der griechischen Unterwelt versucht man sich immer und immer wieder an der Flucht aus dem trostlosen Totenreich. Mit allerhand Waffen und Fähigkeiten ausgestattet tritt man in bester Hack-&-Slash-Manier in der bei jedem Ausbruchsversuch neu zufallsgenerierten Unterwelt Raum für Raum gegen zahllose mythische Monster an, die diese Flucht verhindern wollen. Wie im Genre üblich führt der Bildschirmtod geradewegs zurück an den Start, Upgradematerialien dürfen aber behalten werden.

Somit lässt sich der Held von Tod zu Tod besser ausrüsten – das nimmt dem Permadeath den Schrecken und motiviert ebenso wie die bei jedem Start zufällig ausgewählten Gottesgeschenke, die zum Teil radikal unterschiedliche Spielstile ermöglichen. Mal schießt man sich dank hochgerüsteter Kanone aus sicherer Entfernung durch die Gegnerschar, mal vergiftet man sie als rasanter Nahkämpfer; wie man seine Fähigkeiten im Verlauf des jeweiligen Runs ausbaut, steht einem dabei frei. Abwechslung wird trotz der spieltypischen Wiederholung großgeschrieben.

Supergiant Games

Was ist gelungen?

In Sachen Präsentation steht Hades den hochgelobten Vorgängerspielen des Studios in nichts nach: Sowohl grafisch als auch in Sachen Sound ist alles makellos. Der Supergiant-typische Cartoon-Stil mit Jugendstil-Anklängen passt perfekt zu den isometrischen Unterwelträumen, und Gegner sowie Biome überraschen immer wieder mit viel Abwechslung. Auch Musik und vor allem die Sprecher können begeistern, und überraschenderweise erzählt Hades trotz seiner Rogue-like-Struktur auch eine Geschichte. Die Figuren sind von Hauptcharakteren bis zu kleinsten Nebenrollen liebevoll gestaltet und wachsen einem ans Herz.

Spielerisch bietet Hades eine knackige Herausforderung, die dank ständigen Ausbaus fair bleibt: Bosskämpfe, die bei den ersten Antreten noch fast unmöglich erscheinen, werden zur Routine, das Experimentieren mit verschiedenen Waffen, Buffs und Fähigkeiten bleibt lange unterhaltsam. Dazu kommt die vorbildliche Betreuung des Early Access: Dank teils riesiger und vor allem regelmäßiger Updates kommen laufend Content- und spielmechanische Erweiterungen hinzu. Ende des Jahres soll die Entwicklung abgeschlossen sein, schon jetzt sieht man Hades aber seine objektive Unfertigkeit kaum mehr an.

Supergiant Games

Was ist weniger gelungen?

Rogue-lites leben von der Wiederholung, wer sich mit dem zugrunde liegenden Gameplay-Loop nicht anfreunden kann, hat kaum einen Grund weiterzuspielen. Vereinzelte Schwierigkeitsspitzen in den späteren Levels werden hoffentlich noch entschärft, ebenso wie manche Fähigkeiten – etwa der Wrath-Skill – noch wenig Profil aufweisen. An diesen Details lässt sich der Baustellenstatus noch manchmal feststellen.

Fazit

Hades ist ein bildschönes Rogue-lite mit solidem Gameplay-Loop, großartiger Präsentation, überraschend dichter Story und liebevoll gestalteten Charakteren, das schon als Early-Access-Spiel die besten Tugenden seines Genres in sich vereint. Rogue-lite-Freunde können blind schon jetzt zuschlagen: Sogar unfertig ist Supergiant Games mit diesem Unterwelttrip ein moderner Genreklassiker gelungen. (Rainer Sigl, 15.8.2019)