Bei der Vorstellung des Rohberichts der FPÖ-Historikerkommission spielte Andreas Mölzer eine wichtige Rolle. Der langjährige FPÖ-Politiker betreibt einen Blog mit einer auffälligen Namensgleichheit.

Foto: apa/pfarrhofer

Der Bericht der FPÖ-Historikerkommission liefert mittlerweile selbst schon genügend Stoff für künftige Historikerkommissionen. Erst verzögerte sich die Veröffentlichung des Berichts mehrmals, dann gab man nur einen "Rohbericht" heraus – und der scheint jetzt nur einen Bruchteil der ursprünglichen Texte zu enthalten. Der Vorwurf der Weißwaschung brauner Flecken steht im Raum.

Nachdem Co-Autor Kurt Scholz auf Distanz zum veröffentlichten Papier gegangen ist, übt nun ein weiterer Mitverfasser des weiterhin unveröffentlichten Langberichts Kritik an der Vorgangsweise der FPÖ. Sein Beitrag sei im Rohbericht "aus dem Zusammenhang gerissen und verkürzt wiedergegeben" worden, beklagt Co-Autor Michael Wladika in einem im STANDARD veröffentlichten Gastkommentar. Die Vorgangsweise sei "mehr als unglücklich".

Verdächtiges Kürzel

Am Montag sorgte die Nachricht für Aufsehen, dass eine Person mit Neonazi-Vergangenheit an der Erstellung des Rohberichts beteiligt gewesen sein könnte. Die NGO SOS Mitmensch deckte anhand der Metadaten des Berichts auf, dass das Dokument von einem Mitarbeiter erstellt wurde, der das Kürzel "erhart" verwende. Dabei handelt es sich um den FPÖ-Klubangestellten Hubert Erhart, einst Weggefährte des prominenten Neonazis Gottfried Küssel.

Interne Unterlagen aus dem Besitz von Küssel zeigen, dass Erhart Anfang der 1990er-Jahre Kameradschaftsführer Wien II der Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (Vapo) war. Die Gruppierung sah sich in der Nachfolge der SA und wird in Verbindung mit Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime gebracht. Regelmäßige sogenannte Wehrsportübungen fanden statt, einzelne Mitglieder sollen zudem auf der Seite kroatischer Milizen am Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien teilgenommen haben. Die "Neugründung der NSDAP" und die "erneute Machtergreifung" waren das erklärte Ziel der deklariert gewaltbereiten Truppe, die in Liedern den Holocaust verherrlichte. Erhart selbst, der vor zwei Jahren mit belastenden Belegen zu seiner Neonazi-Vergangenheit konfrontiert wurde, beteuerte, er sei damals "dumm und jung" gewesen – "das ist 30 Jahre her", seitdem würden "keine Kontakte" mehr mit dieser Szene bestehen.

Weitere Kontakte

Kontakt – zumindest via Facebook – unterhielt er jedoch zumindest bis 2018 mit Markus U., seinem einstigen Kameradschaftsführer-Stellvertreter bei der Vapo. Heute arbeitet U. im Infrastrukturministerium. Vor rund zehn Jahren tauchte er auf Wehrsportfotos mit dem damaligen FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf. Er war damals einer der Teilnehmer, gemeinsam mit dem heutigen Infrastrukturminister Andreas Reichhardt.

In der FPÖ heißt es, die Vorwürfe, ein Mann mit Neonazi-Nähe habe an der Aufarbeitung der Neonazi-Verbindungen der FPÖ mitgewirkt, seien "lächerlich". Erhart habe einzig und allein das ursprüngliche Rohberichtsdokument in ein PDF-Format umgewandelt, "damit die Journalisten das herunterladen können", heißt es auf STANDARD-Anfrage – nur deshalb scheine der Name "erhart" in den Metadaten auf. Ob das der Wahrheit entspricht, lässt sich nicht mehr überprüfen: Tatsächlich ändert sich der Autorenname, wenn in Word ein PDF zum Druck erstellt wird. Wenn man die Datei hingegen nur als PDF abspeichert, bleibt der ursprüngliche Letztautor erhalten. Plagiatsprüfer Stefan Weber betont, dass es für das Speichern von wissenschaftlichen Arbeiten kein Regelwerk gibt. In den Metadaten Spuren von nichtbeteiligten Personen zu hinterlassen sei aber "höchst unprofessionell". Weber hat den FPÖ-Bericht selbst geprüft und nachgewiesen, dass die Zusammenfassung auch ein Plagiat enthält.

Auf gut Deutsch

Bei der Präsentation der Rohfassung des Berichts nahm der freiheitliche Publizist Andreas Mölzer am vergangenen Montag eine tragende Rolle ein. Er erklärte und beantwortete Fragen der Journalisten. Seine politische Verortung zeigt er auch im Internet. Dabei hinterlässt er aber eine schiefe Optik. Mölzer hat seinen Internetblog Auf gut Deutsch genannt. Eine Zeitschrift gleichen Namens gab es bereits. Diese wurde Anfang der 1920er-Jahre von Dietrich Eckart herausgegeben, einem Förderer und Finanzier Adolf Hitlers. Hitler bedankte sich bei Eckart, indem er ihm den ersten Band von Mein Kampf widmete. (Laurin Lorenz, Maria Sterkl, Markus Sulzbacher, 12.8.2019)