Die Fans haben eine Meinung.

Foto: APA/AFP/FRANCK FIFE

Und Neymar hat eher die schlechte Nachred'.

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Die Botschaft war eindeutig. Freundlich übersetzt "Neymar, schleich dich" stand in großen Buchstaben auf einem Plakat im Prinzenparkstadion zu lesen, von den Tribünen hallten obszöne Gesänge gegen den Brasilianer. Die Fans von Paris Saint-Germain haben längst abgeschlossen mit dem teuersten Fußballer der Welt. Beim 3:0 zum Saisonauftakt gegen Olympique Nimes stand der 27-Jährige nicht im Kader – er kehrt auch mit Sicherheit nicht mehr zurück.

Die Rückkehr des 222-Millionen-Missverständnisses nach Spanien wird immer konkreter. Neymars Ex-Klub FC Barcelona ist ebenso noch im Rennen wie Barças Erzrivale Real Madrid. PSG-Sportdirektor Leonardo sprach zuletzt von "Diskussionen", die "weiter fortgeschritten" seien als vorher. Noch sei man aber nicht bereit, einem Deal zuzustimmen. "Es ist wichtig, die Zukunft für alle zu gestalten", sagte Leonardo, "wenn er bleibt, spielt er. Geht er, dann ist er weg. Je schneller eine Entscheidung fällt, umso besser."

Madrid?

Ein Wechsel nach Madrid scheint die von Paris bevorzugte Option zu sein. Reals Trainer Zinédine Zidane schweigt aber.

Zuletzt hatte Neymar den französischen Serienmeister ordentlich provoziert. Erst fehlte er beim Trainingsauftakt wegen angeblicher privater Verpflichtungen, dann riss er bei den Fans eine alte Wunde auf. Angesprochen auf den bemerkenswertesten Moment seiner Karriere nannte Neymar ausgerechnet jenes 6:1, mit dem der FC Barcelona 2017 im Achtelfinale der Champions League Paris Saint-Germain ausgeschaltet hatte. Sein Vater gab sich danach alle Mühe, den Schaden zu minimieren. "Zu keiner Zeit wollte er PSG oder den Spielern respektlos gegenübertreten", sagte Neymar da Silva Santos, der seinen Sohn zumindest finanziell äußerst erfolgreich berät.

Moneten und Moderator

Gerüchte wollen wissen, dass Real Neymar für fünf Saison 200 Millionen netto bietet, dafür soll PSG für den noch bis 2022 laufenden Vertrag mit nur 120 Millionen und einer Kaufoption auf den kroatischen Vizeweltmeister Luka Modric entschädigt werden. Trainer Thomas Tuchel hat wenig mitzureden, muss allerdings moderieren, was kaum noch zu moderieren ist. "Er ist weiterhin hier bei uns, und daher werde ich ihn beschützen. Ich kann verstehen, dass nicht jedem gefällt, was er gesagt und getan hat. Aber wir müssen einen fairen Weg finden, unsere Emotionen auszudrücken", sagte der Deutsche nach dem Spiel gegen Nimes, in dem sich Weltmeister Kylian Mbappé mit einem Tor und einer Vorlage als Liebling der PSG-Fans bestätigt hatte. Der 20-Jährige merkte an, dass PSG nach dem Abgang Neymars nicht dasselbe Team sein werde, was nicht zwangsläufig als Appell für den Verbleib des Brasilianers gewertet werden muss.

Tatsache ist, dass Neymar mit dem Sprung aus dem Schatten von Lionel Messi nicht zum absoluten Superstar avancierte. Dazu hätte PSG unter seiner Führung schon die Champions League gewinnen müssen. Bei Real Madrid ist zumindest die Position des Leitsterns seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin verwaist. Bei Barça, das nach dem Kauf des Franzosen Antoine Griezmann offensiv ohnehin brillant besetzt ist, spielte Neymar da Silva Santos Júnior dagegen wieder nur die zweite Geige hinter dem ewigen Messi. (sid, lü, 12.8.2019)