Im Sportland Österreich warten auf die künftige Regierung zahlreiche zu bearbeitende Baustellen. Und dabei geht es längst nicht nur um Sportstätten.

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Wien – Geht es um die Zukunft des Sports hierzulande, dann steht einiges auf dem Spiel. Die politischen Entscheidungsträger und deren Berater werden diesbezüglich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihre Gehirnwindungen gehörig strapazieren, schließlich geht es bei der nahenden Nationalratswahl nicht zuletzt um eine nicht unwesentliche Anzahl von Stimmen. Rund 15.000 Sportvereine mit 500.000 Ehrenamtlichen gibt es hierzulande, sie bringen 2,1 Millionen Menschen in Bewegung. Rund eineinhalb Monate vor dem Gang zu den Urnen hat die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO) die wahlwerbenden Parteien daher um eine "aussagekräftige und konkrete Positionierung zu für den Sport wesentlichen Forderungen" gebeten. Bis zum 6. September sollen die Ergebnisse vorliegen, am 29. September wird gewählt.

Der per Aussendung veröffentlichte Forderungskatalog enthält unter anderem: Ein dezidiertes Sportministerium, die Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit für Österreichs Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre, eine Bewerbungsstrategie für Sportgroßveranstaltungen, ein Mittel- bzw. Langfristplan für den Bau und die Nutzung von Sportstätten sowie die Valorisierung der Bundes-Sportförderung. (red, 13.8.2019)

Forderungen des Sports für das Regierungsprogramm 2019-2024:

1. Finanzen

1.1. Valorisierung der Bundes-Sportförderung im Wege des § 20 Glückspielgesetzes

1.2. Öffnung der Möglichkeiten des Gemeinnützigkeitsgesetzes für sportliche Zwecke

1.3. Absetzbarkeit von Spenden und Mitgliedsbeiträgen an gemeinnützige Sportverbände und -vereine

1.4. Einführung einer Option zur Umsatzsteuerpflicht mit dem ermäßigten Steuersatz von 10% für Sportverbände und -vereine

1.5. Einführung eines ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 10% bei der Überlassung von Sportanlagen

1.6. Erhöhung der staatlichen Einnahmen aus Sportwetten im österreichischen Markt undZurverfügungstellung der Mittel für den organisierten Sport

1.7. Anerkennung der Leistungen des organisierten Sports in den Bereichen Gesundheitsförderung, Bildung sowie Inklusion von Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund durch zusätzliche Finanzierung aus den zuständigen Ressorts

1.8. Erhöhung und laufende Wertsicherung der Pauschalen Reiseaufwandsentschädigung gemäß § 3 Abs 1 Z 16c EStG und § 49 Abs 3 Z 28 ASVG

1.9. Einführung eines Präventionseuros als Teil der Krankenkassenbeiträge mit Zweckbindung für Gesundheitssportinitiativen

1.10. Verwaltungsvereinfachung bei der Bundes-Sportförderung

2. Rechtsrahmen

2.1. Berufssportgesetz – Anerkennung der spezifischen Arbeitsverhältnisse im Sport in Aspekten wie Ausbildung, Arbeitszeit, Arbeitsbelastung, Erwerbsunfähigkeitsrisiko, Pensionsvorsorgelösungen

2.2. Dienstleistungsscheck für den Sport – Schaffung von vereinfachten Anstellungsmodellen für Dienstgeber im organisierten Sport bis zu einer Anstellungssumme von 600 € monatlich

2.3. Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten in Form steuerlicher Vorteile und als Qualifikationskriterium bei Personalauswahlverfahren öffentlicher Auftraggeber

3. Sport in der Österreichischen Gesellschaft

3.1. Bekenntnis zum Spitzensport und der damit einhergehenden Unterstützung der SportlerInnen durch durchgängige Laufbahnmodelle im Bereich sportlicher und beruflicher Entwicklung vom Nachwuchsbereich bis hin zum Hochleistungssport

3.2. Schaffung von Zivildienstplätzen im organisierten Sport in Bereichen der Prävention im Gesundheitssportsektor und der Inklusion von Menschen mit Behinderung im Sport

3.3. Öffnung des freiwilligen Jahres für Institutionen des organisierten Sports

3.4. Anerkennung des Sports als Teil der Prävention im Gesundheitswesen

3.5. Einrichtung einer regelmäßigen Beratungsebene aller mit Sport befasster Ressortverantwortlichen unter Einbindung des organisierten Sports

4. Abstimmung einer Österreichischen Sportstättenstrategie mit den Bundesländernund Gemeinden

4.1. Erstellung eines Mittel- und Langfristplans für den Bau und die Nutzung von Sportstätten und Leistungszentren in Abstimmung mit dem organisierten Sport (von multifunktionellen Stadien/Hallen über Trainings- u. Leistungszentren bis zu Bewegungsinfrastruktur für den Gesundheits- und Breitensport)

4.2. Zurverfügungstellung von Schulsportstätten in unterrichtsfreien Zeiten für den organisierten Sport zu einheitlichen Höchstsätzen

4.3. Verbindliche Verankerung von Bewegungs- und Sportflächen im Zuge der Raumplanung in Abstimmung mit dem organisierten Sport

4.4. Schaffung eines modernen Haus des Sports zur Nutzung von Synergien im und für den organisierten Sport

5. Österreich als Gastgeber von Sportgroßveranstaltungen

5.1. Erstellung einer Bewerbungsstrategie um Sportgroßveranstaltungen in Abstimmung mit dem organisierten Sport und den Ländern

5.2. Aufbau einer ständigen Basisstruktur für die Ausrichtung solcher Sportgroßveranstaltungen, die auch als Plattform für den Wissenstransfer zwischen Organisatoren und Informationsportal für Bewerber dient

5.3. Umstellung der Förderstrategie für Sportgroßveranstaltungen in Hinblick auf Haftung und Rückforderungen (u.a. Berücksichtigung der ehrenamtlich erbrachten Leistungen von MitarbeiterInnen der organisierenden Verbände durch Einführung eines Ausgabenpauschales in der Höhe von 20% der Einnahmen)

5.4. Unterstützung bei der Etablierung einer öffentlichkeitswirksamen, verbandsübergreifenden nationalen Meisterschaftswoche nach schwedischem Vorbild (österreichische Woche der Entscheidungen)

6. Sicherstellung der Ausbildung und Ausbau der Karrieremodelle im Sport

6.1. Weiterer Ausbau der Plätze für Grundwehrdiener sowie HeeressportlerInnen und Rückgewinnung der Überbrückungsplätze (Militärperson auf Zeit in Vorbereitung)sowie Berücksichtigung von TrainerInnenarbeitsplätzen im Rahmen dieser Kontingente

6.2. Weiterer Ausbau der Ausbildungsplätze für PolizistInnen im Rahmen der Förderungdes Spitzensports

6.3. Sicherstellung einer gesamtösterreichischen sportwissenschaftlichen und sportmedizinischen Betreuung von LeistungssportlerInnen und Beratung von TrainerInnen in Koordination mit allen bestehenden Einrichtungen

6.4. Erweiterung des Ausbildungsangebots der Bundessportakademien um Fort- und Weiterbildungsangebote als Fortsetzung und langfristige Sicherung der staatlichen TrainerInnenausbildung

6.5. Aufbau von dualen Ausbildungsmodellen nach dem Vorbild des Nachwuchsmodells Eisenerz in Kooperation mit dem Berufsschulsystem und der Wirtschaft

6.6. Erweiterung der erfolgreichen Schulsportmodelle der Sekundarstufe II auf die Sekundarstufe I unter Berücksichtigung der bestehenden NMS Modelle mit Schwerpunkt Sport

6.7. Stärkere Berücksichtigung des zusätzlichen schulischen Betreuungsbedarfs von NachwuchssportlerInnen6.8. Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen für SpitzensportlerInnen an Fachhochschulen und Universitäten

7. Aufwertung von Bewegung und Sport im Kindergarten und an Schulen

7.1. Ausrollung der täglichen Bewegungseinheit für Österreichs Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre

7.2. Finanzierung von zusätzlichen Bewegungseinheiten für alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen, durchgeführt von SportvereinstrainerInnen außerhalb des bestehenden Sportbudgets

7.3. Organisierter Sport als Kooperationspartner des Bildungsbereichs für die Umsetzung zusätzlicher Bewegungseinheiten

7.4. Zusatzqualifizierung von KindergartenpädagogInnen und VolkschullehrerInnen in Bewegungs- und Sportkompetenz durch Zusammenarbeit mit den BSPA und Sportverbänden

8. Aufbau eines Sport- und Bewegungsmonitorings in Österreich

8.1. Entwicklung eines Österreichischen Sportentwicklungsberichts in Zusammenarbeitmit der Statistik Austria

8.2. Durchführung eines regelmäßigen Bewegungsmonitorings unter Nutzung der Möglichkeiten des digitalen Zeitalters

9. Sport und Medien

9.1. Gewährleistung einer breiten, ausgewogenen und vielfältigen Sportberichterstattung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im linearen wie digitalen Markt durch Konkretisierung der entsprechenden gesetzlichen Aufgabenstellung in Abstimmung mitdem organisierten Sport

9.2. Unterstützung bei der Entwicklung einer gemeinsamen digitalen Medienplattform desösterreichischen Sports nach deutschem Vorbild (sportdeutschland.tv/yousport.de)

10. Anerkennung des Sports durch Besetzung auf Ebene einer eigenen Bundesministerin/eines eigenen Bundesministers in der Bundesregierung