Drei Freunde geraten vor einem weißen Gemälde ins Sinnieren über sich selbst.

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Yasmina Rezas Stücke schaukeln sich schnell von schmucken bürgerlichen Settings zu tabulosen Ausbrüchen auf. Handys werden in Blumenvasen geworfen, und Paare keifen einander bald an. Dabei sind er im Anzug und sie mit Perlenohrringen eigentlich ausgestattet mit den Abzeichen höchster Zivilisation! Auf engstem Raum drehen diese Stücke herrliche Pirouetten, während jede Kultiviertheit abfällt und sie dem Publikum einen Spiegel vorhalten, der trotzdem charmant ist.

Deshalb ist die 60-jährige französische Dramatikerin ein Liebling des zeitgenössischen Theaters. Ihr Gott des Gemetzels ist gefühlt schon über sämtliche Bühnen dieses Landes getingelt und wurde von Roman Polański etwa mit Jodie Foster und Christoph Waltz verfilmt. Bella Figura lief vor ein paar Jahren am Akademietheater.

Streit über ein Bild

Kunst ist eines von Rezas früheren Stücken aus den 1990ern. Ein paar Jahre zuvor hatte sie die aktive Schauspielerei an den Nagel gehängt und sich aufs Schreiben verlegt. Kunst wurde ihr Durchbruch. Es handelt von Serge, der sich um viel Geld ein Gemälde gekauft hat: weiße Streifen auf weißem Grund. Ist das Kunst? Ist das überhaupt etwas? Unter seinen Freunden entbrennt dar über ein Streit. Reza strickt daraus gewitzte Wortgefechte, die das Wesen, die Gefühle, die Freundschaft und bisherigen Entscheidungen der drei hinterfragen.

Peter Kratochvil, Aris Sas und Jörg Stelling sind im Liebhartstaler Bockkeller im Wiener Volksliedwerk diese drei Freunde. Die Schauspieler gehören zum Projekt Armes Theater Wien, das seit 2005 "arm an Ausstattung, reich an Inhalt" produziert. Dementsprechend inszeniert Erhard Pauer sparsam bei Kostümen und Kulissen, man setzt auf die Kraft des Stücks und die Fantasie des Publikums. Premiere am Donnerstag! (wurm, 13.8.2019)