Sebastian Kurz kommt "insbesondere in der 'Krone' kommt staatstragend, umtriebig, engagiert oder zumindest fleißig rüber", sagt Maria Pernegger von Media Affairs.

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Wien – Ende September wird gewählt, die Listen, über die die Kandidaten in den Nationalrat einziehen werden, sind fix, der Wahlkampf geht in die finale Phase. Die Marktforscher von Media Affairs haben für Juni und Juli die Medienperformance der Parteichefs und anderer Spitzenpolitiker analysiert und dafür die Berichterstattung in der Kronen Zeitung, in Österreich, Heute, Kurier, Presse und STANDARD nach Berichtsvolumen (Wörter, gewichtet nach medialer Reichweite) und Berichtstonalität ausgewertet.

Wenig Sachpolitik

Themen im Juli waren natürlich vor allem die Schredder-Affäre, weiter die Ibiza-Causa, zwischenparteiliche Untergriffe. Sachpolitische Themen kamen in der medialen Berichterstattung kaum vor. Selbst die Klimadebatte liegt weit abgeschlagen hinter Berichten über politische Machtspiele.

In der Medienperformance habe Ex-Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz im Juni etwas geschwächelt, so ein Ergebnis der Juni-Analyse von Media Affairs. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kanzlerin Brigitte Bierlein konnten sich medial stark positionieren, beide generierten ein hohes Berichtsvolumen und vor allem auch eine gute Berichtstonalität.

Dieses Bild relativiert sich allerdings im Juli wieder. Sebastian Kurz hängt in diesem Monat seine Mitbewerber im Wahlkampf weiter ab, zumindest was die Berichterstattung angeht. Er punktet vor allem im Boulevard. So erreicht Kurz laut Media-Affairs-Analyse etwa in der Kronen Zeitung mehr Medienresonanz als alle anderen Spitzenkandidaten zusammen.

Auswertung Juni 2019

Staatstragend in der "Krone"

"Bei der Sichtbarkeit in den reichweitenstärksten überregionalen Massenmedien fällt nicht auf, dass Sebastian Kurz aktuell gar nicht mehr Kanzler ist", sagt Media-Affairs-Geschäftsführerin Maria Pernegger zum STANDARD. "Insbesondere in der Krone kommt er staatstragend, umtriebig, engagiert oder zumindest fleißig rüber". Er schaffe "den Bogen vom international präsenten Staatsmann zum bodenständigen, bürgernahen Sebastian, der mit seinen Fans auf den Berg wandert".

Auswertung Juli 2019

Die SPÖ versuchte im Juli Themen wie Klima und Wohnen zu besetzen. Pernegger: "Es gelingt der SPÖ aber nicht, die Themen auf den Boden zu bringen. Auf medialer Ebene bekommt die Bevölkerung davon kaum etwas mit." Dass die SPÖ überproportional stark auf einen Social-Media-Wahlkampf setzt, sei zu wenig und auch ein großes Risiko. "Will die SPÖ außerhalb der eigenen Bubble wahrgenommen werden, muss sie auch in unabhängigen Medien mit Themen und Inhalten sichtbar sein", so Pernegger. Derzeit schaffe es die SPÖ nicht, ihre Botschaften in den Massenmedien zu platzieren.

Anders als die Anhänger der SPÖ seien FPÖ-Fans den klassischen Medien gegenüber sehr viel kritischer. "FPÖ-Anhänger wechseln daher nicht gleich die Seiten, wenn ihr Parteiobmann medial durch den Kakao gezogen wird, selbst dann nicht, wenn Skandale wie jene aus Ibiza zutage treten. Für die FPÖ funktioniert die langjährig aufgebaute alternative Kommunikationsmaschinerie für die eigene, mittlerweile stark gewachsene Zielgruppe gut."

Laut Umfrage des STANDARD wünschen sich wie berichtet knapp 70 Prozent der FPÖ-Wähler Heinz-Christian Strache in die Politik zurück. Den Wahlkampf aber muss Norbert Hofer stemmen. FPÖ-Chef Hofer kommt laut Media Affairs zwar gut an, bleibe aber medial so wenig sichtbar wie die Spitzenkandidaten der kleinen Oppositionsparteien.

Pilz medial abgeschrieben

"Die Neos haben mit Beate Meinl-Reisinger zwar eine starke Spitzenkandidatin, können sich von den anderen aber zu wenig absetzen", attestiert Pernegger, "und sie tun sich schwer im Boulevard".

Den Grünen kommt natürlich entgegen, dass Klimaschutz derzeit das große Thema ist. Und Peter Pilz und seine Liste Jetzt? Maria Pernegger: "Wer Pilz wählen will, tut dies aus Überzeugung und weil er schon einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Die Medien haben die Liste in der jetzigen Konstellation schon abgeschrieben." (ae, 16.8.2019)