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Der iranische Tanker wurde am 4. Juli beschlagnahmt.

Foto: Reuters/Jon Nazca

Washington/Gibraltar – Der von Großbritannien vor Gibraltar festgehaltene iranische Öltanker Grace 1 soll einem Medienbericht zufolge alsbald wieder in See stechen. Eine entsprechende Äußerung des Vizechefs der iranischen Hafen- und Seefahrtbehörde, Jalil Eslami, wurde am Freitag vom iranischen Staatsfernsehen verbreitet und inzwischen auch von Gibraltar bestätigt.

Demnach bereitet sich die 25-köpfige Crew auf die Weiterreise ins Mittelmeer vor. Das Tankschiff, das früher unter dem Namen Grace 1 und unter der Flagge Panamas fuhr, werde umbenannt in Adrian Darya und unter iranischer Flagge fahren. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am Freitagnachmittag, der Tanker sei bereits "in Bewegung".

Öl soll nicht nach Syrien

Am Donnerstag hatte das Oberste Gericht Gibraltars das Frachtschiff wieder freigegeben– trotz einer Forderung der US-Regierung, den Tanker dauerhaft zu beschlagnahmen. Teheran habe Gibraltar zuvor schriftlich versichert, dass "die Fracht nicht in Länder gebracht werde, die Sanktionen der Europäischen Union unterliegen". Gemeint ist damit Syrien.

Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums erklärte jedoch, Teheran habe keinerlei diesbezügliche Zusagen gemacht. "Iran hat keine Zusage für die Freilassung des Tankers Grace 1 gemacht. Wie wir schon früher gesagt haben, war Syrien nicht das Ziel. Und wir haben bekräftigt, dass es niemanden etwas angeht, selbst wenn das Ziel Syrien wäre", sagte Abbas Mousavi laut der Agentur Tasnim.

Gibraltars Behörden hatten die Grace 1 Anfang Juli mit Unterstützung britischer Spezialeinheiten aufgebracht. Nach britischen Angaben sollte der Tanker entgegen EU-Sanktionen iranisches Erdöl in das Bürgerkriegsland Syrien transportieren.

Gibraltars Ministerpräsident Fabian Picardo begrüßte das Urteil und sagte: "Wir haben Syriens Assad-Regime um Rohöl im Wert von mehr als 140 Millionen US-Dollar gebracht."

Spannungen zwischen Iran und Westen

Der iranische Außenminister Javad Zarif meldete sich am Donnerstagabend auf Twitter verärgert zu Wort. Der Iran unterstehe nicht den EU-Sanktionen, die Beschlagnahme des Tankers sei "zu 100 Prozent rechtswidrig" gewesen.

Der Fall verschärfte die Spannungen zwischen dem Iran und westlichen Ländern massiv. Zwei Wochen nach der Festsetzung des Tankers stoppte der Iran im Persischen Golf das britische Schiff Stena Impero.

"Nichts verändert die Tatsache, dass die Festnahme zu 100 Prozent rechtswidrig war", schrieb Irans Außenmnister Zarif auf Twitter.

USA wollten Schiff dauerhaft beschlagnahmen

In einer Erklärung am Donnerstag verkündete das US-Außenministerium, dass man festgestellt habe, dass das Schiff den iranischen Revolutionsgarden helfe – diese werden von Washington als terroristische Organisation eingestuft.

Nachdem der Vorstoß der US-Regierung, die Grace 1 dauerhaft zu beschlagnahmen, scheiterte, wird nun mit einem Einreiseverbot für die Besatzung gedroht. Außenamtssprecherin Morgan Ortagus erklärte am Donnerstag, Besatzungsmitgliedern von Schiffen, die durch den Transport iranischen Öls die iranischen Revolutionsgarden unterstützten, könne ein US-Visum verweigert werden. Die US-Regierung wolle zudem bereits erteilte Visa an Besatzungsmitglieder solcher Tanker widerrufen. (fmo, Reuters, APA, 16.8.2019)