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Seit Jahren werden in Indien Schlachthäuser geschlossen, weil das Töten von Kühen verboten wurde. Der Lynchmord durch "Kuhrächer" ist kein Einzelfall.

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Neu-Delhi – Sechs hinduextremistische "Kuhrächer" sollen vorgeworfen werden, einen Muslim aus religiöser Ehrfurcht vor einer Kuh zu Tode geprügelt zu haben. Das berichtet die Kathpress unter Berufung auf einen Bericht des asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews. Die "Kuhrächer" wurden freigesprochen, was Pius Thomas D'Souza, katholischer Bischof in Indien, schockiert.

"Das Urteil bereitet mir große Schmerzen", sagte D'Souza, Bischof von Ajmer. "Es ist sehr traurig, weil Videoaufnahmen der Tat zur Verfügung standen", fügte der Geistliche hinzu. Ein Gericht hatte die Angeklagten zuvor aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Das von einem Augenzeugen aufgenommene Video der Lynchjustiz war nicht als Beweis zugelassen worden.

Kühe gelten im Hinduismus als heilig. Der Regierungschef des Bundesstaates Rajasthan, Ashok Gehlot von der säkularen Kongresspartei, kündigte Berufung gegen den Freispruch an.

Heilige Kühe und politischer Einfluss

"Kuhrächer" sind Teil einer hindunationalistischen Bewegung, deren politischer Arm die Indische Volkspartei (BJP) von Premierminister Narendra Modi ist. Im Juni 2017 hatte Modi ein indienweites Verbot des Handels mit Kühen als Schlachtvieh durchgesetzt. Die katholische Bischofskonferenz Indiens verurteilte seinerzeit das Verbot als "Verstoß gegen die Menschenrechte". Die Bischöfe äußerten zudem die Befürchtung, die "Kuhrächer" würden durch das Verbot zu noch mehr "Morden und Lynchjustiz" ermuntert.

Die indische Bundesregierung sowie die Regierung des Bundesstaates werden von der BJP geführt. Christen und Muslime werfen der BJP vor, im Namen der Religion begangene Gewalttaten zu dulden. Dazu zählen etwa von "Kuhrächern" verübte Morde an Muslimen zum Schutz der im Hinduismus heiligen Kühe.

Seit Beginn der zweiten Amtszeit von Indiens Premierminister Narendra Modi am 30. Mai habe es eine Serie von Gewalttaten gegen Christen in Uttar Pradesh und fünf weiteren Bundesstaaten gegeben, klagte Ende Juni der indische Ableger der Organisation für Religionsfreiheit "Alliance Defending Freedom". Die BJP hatte bei der Parlamentswahl im Frühjahr 303 der 545 Sitze im Parlament gewonnen und Modi damit eine zweite Amtszeit als Regierungschef Indiens gesichert.

In einem im Juni veröffentlichten Bericht des US-Außenministeriums über den weltweiten Stand der Religionsfreiheit wurde die Verfolgung religiöser Minderheiten in Indien kritisiert. Dieses Grundrecht sei dort in den letzten Jahren unter Druck geraten. (APA, 16.8.2019)