Für einen Besuch ihrer Familie darf Rashida Tlaib nun schlussendlich in Israel einreisen. Sie verzichtet aber jetzt doch lieber darauf. Die 43-jährige, aus Michigan stammende Abgeordnete der US-Demokraten sitzt seit Jänner im Kongress, sie und ihre in Somalia geborene Kollegin Ilhan Omar sind die ersten Musliminnen in dieser Funktion. Gemeinsam mit Omar gehört Tlaib zu den Unterstützern der antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment, Sanctions), gemeinsam mit ihr plante sie auch eine Reise durch den "unabhängigen Staat Palästina", Besuch des Tempelbergs in Jerusalem und Treffen mit Palästinenservertretern inklusive.

Boykott Israels

Erst im Juli hatte Tlaib bei einer Rede im Kongress den Boykott Israels mit dem Boykott Nazideutschlands verglichen. Damit war vorerst klar: Tlaib und Omar dürfen nicht nach Israel einreisen. Seit 2018 verweigert Israel grundsätzlich allen Aktivisten und Organisationen, die zum Boykott des jüdischen Staates aufrufen, die Einreise. Die in Detroit geborene Tlaib – ältestes von 14 Kindern eines palästinensischen Einwanderers – stellte daraufhin einen Antrag auf Familienbesuch, um ihre 90-jährige Oma im Westjordanland besuchen zu können.

Die geschiedene zweifache Mutter Tlaib gehört dem linken Parteiflügel der Demokraten an. Ab 2008 saß sie als Abgeordnete im Parlament Michigans. Mediale Aufmerksamkeit erlangte sie erstmals 2016 durch eine Störaktion bei einem Wahlkampfauftritt Trumps. Ihren Amtseid legte sie auf den Koran ab, bei der Feier zu ihrem Amtsantritt sorgte sie für einen Eklat, als sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen den "Motherfucker" Trump ankündigte. Mit Omar, Alexandria Ocasio-Cortez und Ayanna Pressley bildet sie die "Squad" – eine Seilschaft neu in den Kongress gewählter nichtweißer, linksorientierter Demokratinnen.

Gesuch aus humanitären Gründen stattgegeben

In ihrem Antrag auf Familienbesuch hatte sie an Israels Innenminister Arje Deri geschrieben: "Ich werde jegliche Beschränkungen respektieren und während meines Besuchs nicht für Boykotte Israels werben." Deri erklärte daraufhin, dem Gesuch aus humanitären Gründen stattzugeben. Er hoffe, sie werde sich an ihr Versprechen halten. Tlaib überlegte es sich kurz darauf offenbar anders und stellte die Politik über den Familienbesuch: Sie könne "Israel nicht erlauben, mich zu demütigen und meine Liebe für meine Oma zu benutzen, um mich der unterdrückerischen und rassistischen Politik zu beugen".

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Rashida Tlaib darf zu ihrer Großmutter reisen, will aber nicht mehr.
Foto: AP/Paul Sancya