Pogatetz (re) war beim 3:1-Heimsieg gegen Basel eine Stütze des LASK. Am Dienstag wird der 36-jährige Grazer im Linzer Stadion gegen Brügge versuchen, die Stürmer abzumontieren.

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Linz – Emanuel Pogatetz neigt nicht dazu, die Dinge zu vereinfachen, schließlich ist der Fußball eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Der 36-Jährige verteidigt seit 2017 für den LASK, es ist eine beidseitige Erfolgsgeschichte. Pogatetz sagt: "Ein toller Abschluss meiner Karriere." Die des LASK wird natürlich weitergehen. Am Dienstag (21 Uhr) steigt daheim das Hinspiel des Playoffs zur Champions League gegen Club Brügge, die Favoritenrolle überlässt der Evergreen ohne zu zögern den Belgiern, schließlich habe deren Kader einen Wert von mehr als 100 Millionen Euro. "Aber wir glauben an unsere Chance." Der FC Basel wurde im Vorfeld auch höher gehandelt, die Addition aus den beiden Partien ergab dann ein souveränes 5:2.

Meister mit dem GAK, Legionär in England

Pogatetz hat einiges erlebt, kickte zum Beispiel fünf Jahre in England für den FC Middlesbrough, davor wurde er 2004 mit dem GAK Meister. Vergleiche mit dem LASK von heute lehnt er ab. "Der Fußball hat sich total verändert, nur die die grundlegenden Tugenden sind gleichgeblieben. Leidenschaft und Zusammenhalt."

Diesbezüglich sei der LASK eine Ausnahmeerscheinung. "Dahinter steckt harte Arbeit im gesamten Verein. Das fängt oben beim Präsidenten Gruber an und hört bei der Putzfrau auf. Es mag abgedroschen klingen, aber wir sind wie eine Familie." Man gehe nicht einfach nur zu Arbeit, die Bürozeiten wurden abgeschafft. "Jeder macht mehr, als in der Jobbeschreibung drinnen steht. Es werden in allen Bereichen Extraschichten eingelegt." 2017 ist der LASK aufgestiegen, der Elan wurde ins Oberhaus mitgenommen. "Wir haben rasch gemerkt, dass wir uns vor Klubs wie Rapid oder Austria überhaupt nicht schrecken müssen." Am Ende kam Platz vier heraus, die Vorsaison wurde als Vizemeister abgeschlossen.

Glasner und die Linzer Philosophie

Die Schlüsselfigur war laut Pogatetz der im Sommer nach Wolfsburg gewechselte Oliver Glasner. Der übernahm 2015 den Verein als Trainer und Sportdirektor. "Er hat aus Salzburg die Red-Bull-Philosophie mitgebracht, lehrte das Pressing. Jeder ordnet sich unter, man ist gemeinsam gewachsen. Individuell sind wir vermutlich nicht besser als andere, der Star ist das Team." Das 3-4-3-System funktioniert im Schlaf, viele Gegner haben dieser Organisation, diesem unangenehmen Stil, nichts entgegenzusetzen. Sie sind überfordert. Basels Trainer Marcel Koller gestand das respektvoll ein.

Pogatetz: "Wie sind eine kluge Mannschaft, spielen unseren Stiefel runter, bleiben auf dem Boden, wissen genau, dass wir nicht nachlassen dürfen. Der Glaube an die eigene Stärke ist groß."

Werner und das Netzwerk

Ein Vater des Erfolgs und der Kontinuität sei Sportdirektor Jürgen Werner, sagt der 61-fache Teamspieler: "Er trifft schnelle und vor allem richtige Entscheidungen. Der Schnellere kann den Größeren fressen." Werner war Eigentümer einer international tätigen Spielervermittlungsagentur, er hat seine Anteile verkauft, nicht zuletzt deshalb, um der Optik das Schiefe zu nehmen. Pogatetz: "Ich will niemanden kränken, aber Werner ist der beste Sportdirektor in Österreich. Und er ist extrem gut vernetzt." Kicker, die bei anderen Vereinen keine Bäume ausgerissen haben, schlagen in Linz Wurzeln, wachsen, blühen auf. Kapitän Gernot Trauner und Peter Michorl sind nur zwei Beispiele.

Glasner wurde offensichtlich ideal nachbesetzt, der Franzose Valerien Ismael, als Trainer ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, weicht nicht vom eingeschlagenen Weg ab. Pogatetz: "Ein Fachmann mit sozialer Kompetenz, der sein Ego hintanstellt. Er belässt es bei den Strukturen, weil sie funktionieren."

Vaterfigur

Pogatetz darf also Pogatetz bleiben. Er sieht sich als 13. Mann, der zwölfte ist bekanntlich der Fan. "Ich muss nicht 50 Partien pro Saison bestreiten, ich will keinem Jungen den Platz wegnehmen. Aber ich will ihnen helfen, Druck ausüben. Sie sollen wissen, dass ich bereit bin, wenn man mich braucht. Mit mir kann und muss man rechnen. Ich gebe Tipps, bin der Vater der Kompanie." Pogatetz wird sehr oft gebraucht. Ismael rotierte am Samstag in der Bundesliga gegen Aufsteiger WSG Tirol (1:1), er schonte gleich acht Spieler, Pogatetz inklusive. Der wird gegen Brügge dringend benötigt. "Und hoffentlich auch in der Gruppenphase der Champions League. Das wäre ein Traum, die Krönung meiner Laufbahn." (Christian Hackl, 19.8.2019)