Besonders spannend wurde es nach der Wahl 2015 in der Leopoldstadt: Die Grünen legten nach einer Wahlanfechtung deutlich zu und wurden Erste. Seither ist Uschi Lichtenegger dort Bezirksvorsteherin.

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Innere Stadt: ÖVP dank Briefwählern knapp voran

Es war ein knappes Rennen um die Nachfolge von Ursula Stenzel. Erstmals schien es möglich, dass der Bezirksvorsteher in der Inneren Stadt nicht von der ÖVP gestellt wird. 137 Stimmen haben bei der Bezirksvertretungswahl 2015 letztlich dennoch gefehlt, um die Innere Stadt erstmals rot einzufärben. Am Wahlabend lag noch die SPÖ vorne, erst dank Briefwählerstimmen reüssierte doch noch die ÖVP. Markus Figl ist seit Dezember 2015 gewählter Bezirksvorsteher. Seine Nominierung zum Spitzenkandidaten hatte Stenzel dazu bewogen, sich der FPÖ anzuschließen. Aktuell ist sie nichtamtsführende Stadträtin für die Blauen.

Figl – er ist der Großneffe des ehemaligen Bundeskanzlers Leopold Figl – trat vor allem bei Verkehrsfragen in Erscheinung. Bei der Umgestaltung der Rotenturmstraße krachte er mit der ehemaligen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) zusammen. Ihm ist die dort geplante Begegnungszone wegen der Reduktion der Parkplätze ein Dorn im Auge. Figl will außerdem den Overtourism in der Innenstadt bekämpfen. Nicht nur die Touristen stören ihn, sondern auch die als Mozart verkleideten Ticketverkäufer.

Leopoldstadt: Wiederholung bringt Rot-Grün-Wechsel

Mit mehr als 16 Prozent Vorsprung auf den Zweitgereihten konnte sich der Leopoldstädter SPÖ-Kandidat Karlheinz Hora 2015 eigentlich sicher sein, seinen Job als Bezirksvorsteher verteidigt zu haben. Dann kam alles anders. Der Verfassungsgerichtshof entschied, bei der Wahl sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen und gab einer Anfechtung der FPÖ statt. Diese lag nur um 21 Stimmen hinter den Grünen auf Platz drei. Die Wahl wurde aufgehoben und war zu wiederholen.

Damit war das Rennen um Platz zwei zwischen Blau und Grün wieder eröffnet. Der Ausgang war überraschend: Die Grünen legten deutlich zu und gingen als Erste über die Ziellinie. Seither ist Uschi Lichtenegger im Amt. Die grüne Bezirksvorsteherin brachte auch mehr Grün in den Bezirk. Etwa dreißig Ulmen, die im Volkertviertel Schatten spenden sollen. Als Pilotprojekt gestartet, ist die Vereinsgasse mittlerweile eine fixe Schulstraße, in der eine halbe Stunde vor Schulbeginn keine Autos mehr fahren dürfen. Ausgebaut wurde auch das Anrainerparken.

Ab 2020 will Lichtenegger gemeinsam mit der Stadt die Praterstraße im Zuge der Renovierung attraktivieren.

Simmering: Arbeiterbezirke zwischen Blau und Rot

Während sich mit der Zeit vereinzelte Bezirke Wiens von Rot in andere Parteifarben färbten, blieb eines in der Geschichte der Zweiten Republik lange gleich: Der traditionelle Arbeiterbezirk Simmering wurde von einem roten Bezirksvorsteher geleitet. Das änderte sich nach den Wahlen 2015. Erstmals ist der elfte Bezirk in Wien blau eingefärbt. Die FPÖ stellt seither mit Paul Stadler den Bezirkschef. Die SPÖ – allen voran der Vorsitzende der roten Bezirkspartei Harald Troch – bemüht sich seither darum, den Flächenbezirk zurückzuerobern. 2020 wird der Bezirk hart umkämpft, der Vorsprung der FPÖ beträgt nur rund ein Prozent: Während die Wahlsieger 41,8 Prozent 2015 einfuhren, lag die SPÖ mit 40,8 Prozent auf Platz zwei. Etwas größer ist der Abstand auf Wien-Ebene: Hier wählten 42,9 Prozent der Simmeringer blau, 40,3 Prozent rot.

Ähnlich eng ist das Rennen in Floridsdorf ausgegangen. Lag die FPÖ auf Wien-Ebene mit 40,6 Prozent knapp vor der SPÖ mit 39,2 Prozent, konnte Letztere mit Georg Papai das Vorsteheramt gerade noch halten. 800 Stimmen bei rund 115.400 Wahlberechtigten entschieden.

Währing: Vom bürgerlichen Türkis zu Bobo-Grün

Währing ist ein spezieller Bezirk. Auf Wien-Ebene matchten sich jahrelang ÖVP und SPÖ um Platz eins. Die Bezirksvorstehung allerdings ist seit 1946 fest in der Hand der ÖVP. Im 18. Bezirk wählte man – zumindest auf Bezirksebene – wie auch im Ersten stets schwarz beziehungsweise türkis.

2015 änderte sich das. Für den Wiener Gemeinderat wählten 34,0 Prozent SPÖ. FPÖ und Grüne verdrängten die ÖVP auf Platz vier. Langzeitbezirkschef Karl Homole (ÖVP) musste nach rund 25 Jahren das Zepter abgeben. Und Währing erhielt nicht nur erstmals eine Frau als Bezirkschefin, sondern auch eine Grüne. Silvia Nossek führt nun die Agenden in 1180. "Wir haben ein Platzproblem", sagte sie beim Amtsantritt. Ein Jahr später wurde die Umfärbung Währings dann für jeden offensichtlich: Obwohl es zuvor bei zwei Bürgerbefragungen mehrheitlich abgelehnt wurde, muss man seit September 2016 das Parkpickerl in Währing kleben.

Der Abstand zwischen Grün und Türkis ist allerdings mit 28,1 zu 27,3 Prozent gering. Die ÖVP wir alles daransetzen, dass Nosseks grüne Regentschaft nur ein kurzes Intermezzo wird. (ook, rwh, 19.8.2019)