Werner Kogler wird zugetraut, die Grünen ins Parlament zurückzuführen – und womöglich sogar in die Regierung.

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Linz – Dass sich eine Partei um die Anliegen von Arbeitern und Angestellten kümmern soll, das erwartet man in mehr oder weniger starkem Ausmaß von allen politischen Gruppen. So auch von den Grünen: 45 Prozent der Befragten haben bei der STANDARD-Umfrage des Linzer Market-Instituts zu Monatsbeginn diesen Anspruch an die Grünen gestellt. Aber eigentlich haben die Grünen ein völlig anderes Anforderungsprofil: 64 Prozent meinen, die Grünen sollten sich vor allem auf Umweltschutz konzentrieren.

Dazu sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Umwelt- und Klimapolitik ist die Unique Selling Proposition der Grünen, sie haben das Thema im EU-Wahlkampf sehr erfolgreich besetzt. Damit kehren sie zu ihren Wurzeln zurück, und das lässt auch ihren Wiedereinzug ins Parlament wahrscheinlich erscheinen."

Wähler "mitnehmen"

Obwohl die Grünen seinerzeit als Single-Issue-Partei gegründet wurden, könnten sie aber mit anderen Themen – nicht nur bei der schon erwähnten Arbeitnehmerpolitik – noch Wähler mitnehmen. Dass etwa sechs von zehn Wahlberechtigten den Grünen besondere Sensibilität in Menschenrechtsfragen zutrauen, ist ein weiteres Differenzierungsmerkmal. Zum Vergleich: Der ÖVP trauten diese Sensibilität in einer Vergleichsumfrage im Juni nur 25 Prozent, also nicht einmal halb so viele Befragte, zu.

Sind die Grünen also eine Partei wie jede andere? Auch diese Aussage wurde den 800 repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung ausgewählten Befragten vorgelegt. 45 Prozent teilten die Meinung, 41 Prozent lehnten sie ab.

Klare Unterscheidung

Dass die Grünen irgendwie anders als der Rest des Parteienspektrums sind, wird vor allem in zwei Gruppen angenommen: Zum einen nehmen jüngere Wähler die Grünen als anders als die anderen Parteien wahr. Und dann sind es wie auch bei anderen Umfragen einmal mehr die Freiheitlichen, die den grünen Mitbewerber als völlig anders wahrnehmen.

Pfarrhofer weist darauf hin, dass die SPÖ bei der Wahl 2017 viele Stimmen von eigentlich "grün" gestimmten Wählern abziehen konnte – laut Wählerstromanalyse betraf das 161.000 Stimmen, die den Grünen so verloren gegangen sind. Das war der wesentliche Grund, warum die Grünen damals aus dem Nationalrat geflogen sind. Jetzt aber vertreten 52 Prozent der Befragten die Meinung, dass das heimische Parteienspektrum ohne die Grünen unvollständig wäre.

Das sehen nicht nur die jetzt wieder zahlreichen bekennenden Grün-Anhänger so, sondern auch erklärte Wählerinnen und Wähler von SPÖ und Neos. ÖVP- und FPÖ-Anhängern gehen die Grünen dagegen im Parlament mehrheitlich nicht ab.

Rot-grüne Fantasien

36 Prozent sagen explizit, dass Österreich ohne Grüne im Parlament schlechter dastünde als mit ihnen; 38 Prozent wünschen sich die Grünen sogar in der Regierung. Auch hier das bekannte Muster: SPÖ- und Grün-Wähler wünschen sich mehrheitlich eine Bundesregierung mit Grün-Beteiligung. ÖVP- und FPÖ-Anhänger sind überwiegend dagegen.

DER STANDARD ließ auch ein Profil des grünen Spitzenkandidaten Werner Kogler erheben.

Pfarrhofer: "Kogler gilt als verlässliche Absage an rechts. 40 Prozent lehnen die Aussage, er würde die Grünen nach rechts führen, vollständig, weitere 20 Prozent überwiegend ab. Die stärksten Einschätzungen, die wir zu Kogler erhoben haben, lauten, dass er sowohl im Vergleich mit Peter Pilz als auch im Vergleich mit Pamela Rendi-Wagner bestehen kann – beim Vergleich mit Norbert Hofer ist man geneigt zu sagen: Sowieso, die Zielgruppen von FPÖ und Grünen haben ja auch kaum Überschneidungen."

23 Prozent stimmen voll und ganz der Aussage zu, dass Werner Kogler "die beste Wahl für die Grünen" wäre. Grün-Wähler finden besonderen Gefallen an ihm, etwa jeder dritte bekennende Anhänger der Grünen würde sich Kogler sogar als Kanzler wünschen (jeder Vierte allerdings Brigitte Bierlein vorziehen). (Conrad Seidl, 26.8.2019)