Bild nicht mehr verfügbar.

Ján Kuciak und seine Verlobten Martina Kušnírová wurden im Februar 2018 in ihrem Haus erschossen aufgefunden. In den kommenden Wochen soll gegen die fünf Beschuldigten vor einem spezialisierten Strafgericht offiziell Anklage erhoben werden.

Foto: REUTERS/David W. Cerny

Bratislava – Die Ermittlungen im Mordfall des slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová stehen kurz vor dem Abschluss. Binnen wenigen Wochen wird gegen die fünf Beschuldigten vor einem spezialisierten Strafgericht offiziell Anklage erhoben, wie zwei Staatsanwälte der zuständigen Sonderstaatsanwaltschaft bei einer Pressekonferenz am Montag in Pezinok bei Bratislava mitteilten.

Der Aufdeckreporter und seine Partnerin Martina Kusnirova wurden im Februar 2018 in ihrem Haus in Velka Maca erschossen. Der mutmaßliche Todesschütze, sein Fahrer sowie eine Auftraggeberin und ein Vermittler sind seit ihrer Festnahme im vergangenen Herbst in Untersuchungshaft, die am 27. November auslaufen wird. Laut der Staatsanwaltschaft sollen die Anklagen noch vor diesem Termin erfolgen.

Als eigentlicher Drahtzieher im Kuciak-Fall gilt der kontroverse Unternehmer Marián Kočner, der seit Juni 2018 bereits wegen Wirtschaftskriminalität in Untersuchungshaft sitzt. Auch gegen ihn soll Anklage erhoben werden.

Offenbar weitere Morde geplant

Die beiden Sonderstaatsanwälte bestätigten unterdessen Medienberichte, wonach den vier Beschuldigten weitere Morde und Mord-Vorbereitungen zur Last gelegt werden. Den Erkenntnissen nach hat die Gruppe mindestens vier Morde durchgeführt, weitere drei hätten sie geplant. Unter den Opfern waren demnach auch ein vor zwei Jahren getöteter Unternehmer sowie ein 2010 erschossener Ex-Bürgermeister. Ins Visier der Gruppe sind zudem zwei Staatsanwälte und der prominente Rechtsanwalt und Ex-Justizminister Daniel Lipšic geraten.

Kurz vor Durchführung der Morde hätte die Polizei die Verdächtigen im Kuciak-Fall jedoch festgenommen, hieß es weiter. Der Fall sei "in der Geschichte der slowakischen Kriminalistik einzigartig", erklärte einer der Staatsanwälte, der nicht namentlich genannt wurde. Ob auch in den anderen Fällen Marián Kočner der mutmaßliche Auftraggeber gewesen ist, ist noch unklar.

"Skandalisierung" befürchtet

Beide Vertreter der Sonderstaatsanwaltschaft beklagten zunehmende Versuche, die Arbeit des Ermittlungsteams zu "skandalisieren". In Laufe der Ermittlungen seien auch Erkenntnisse und Beweise über "schwerwiegende gesellschaftswidrige und strafbare Tätigkeit weiterer Personen", darunter auch von "Vertretern staatlicher Organe verschiedenen Ranges", zum Vorschein gekommen. Sie sollen mit dem Geschäftsmann Kočner in Kontakt gestanden haben.

Die Ermittler warnten vor weiteren Versuchen der Einflussnahme: Gerade diese hochrangigen Personen hätten "begründetes Interesse daran, Mitglieder des Ermittlungsteams sowie Beweise in Frage zu stellen, die sichergestellt wurden, um damit eine objektive Überprüfung ihrer Tätigkeit zu vereiteln." Sie forderten Journalisten dazu auf, sie sollen sich auf keine derartigen Spiele einlassen und zugespielte Informationen konsequent verifizieren.

Der Aufdeckreporter Ján Kuciak hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Sein Tod und der seiner Verlobten Martina Kušnírová sorgte im In- und Ausland für Entsetzen und löste Massenproteste in der Slowakei aus, die bis zum Sturz der Regierung des damaligen Premierministers Robert Fico führten. (APA, red, 19.8.2019)