Norbert Hofer präsentiert sich als bestmöglichen Parteichef und in Kombination mit Kickl als "Bereicherung".

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Fast könnte man den Eindruck gewinnen, es sei nicht die FPÖ, die am 29. September zur Wahl steht, sondern die Person Norbert Hofer: Im ORF-Sommergespräch Montagabend präsentiert sich der im Zuge der Ibiza-Affäre nachgerückte FPÖ-Chef als bestmöglichen Parteichef, den die Blauen je haben konnten. Den Wählern verspricht er, in Koalitionsgesprächen konsequenter die blaue Linie zu vertreten als Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, dessen Kompromisse, etwa in der Reform der direkten Demokratie, ihm zu lasch waren. Zugleich sei er aber quasi per Gemüt "sicher einer, mit dem man in einer Regierung leichter verhandeln kann, als das bei meinen Vorgänger der Fall war", so Hofer.

Norbert Hofer nimmt im Sommergespräch unter anderem Stellung zur Medienpräsenz des Ex-Vizekanzlers Strache, zum ÖVP-Identitärenverbots-Vorstoß zur Zuwanderung und zu einer potenziellen CO2-Steuer.
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Auf die Frage des Interviewers, welchen Eindruck er von Strache er in letzter Zeit gewonnen habe – der Ex-Parteichef habe ja manchmal gewirkt wie ein Unternehmer, der nach der Betriebsübergabe nicht loslassen könne? Hofer weicht aus: Er habe Strache "in den letzten Wochen in der Firma nicht gesehen". Für ihn sei jedoch klar, dass es kein Comeback Straches geben könne, solange das Strafverfahren aufrecht sei. Und selbst, wenn die Ermittlungen vor der Wien-Wahl eingestellt werden sollten, sei die von Strache angepeilte Kandidatur jedenfalls nicht fix gebucht: "Einfach wird das nicht", sagt Hofer.

Strache schädigte Ansehen

Ein Parteiausschluss Straches käme aber derzeit nicht in Frage: Dieser habe zwar sehr wohl "das Ansehen der Partei geschädigt", gibt Hofer zu, doch habe der Ex-Chef auch "viel geleistet", und überhaupt sei Strache ja aktuell "in einer sehr schwierigen Situation". Straches Wortwahl, wonach die Justiz in der Casinos-Affäre "Willkür" gegen ihn walten lasse, würde Hofer nicht unterstützen. "Ich formuliere anders", erklärt der Parteichef – um dann durch die Blume exakt dasselbe zu sagen, nämlich: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt sei "rot", so Hofer, das Bundeskriminalamt sei "schwarz", und "die beiden streiten sich". Und zwar darüber, wer Straches Handy auswerten darf. Dieses, vermutet Hofer, sei nämlich gar nicht sichergestellt worden, um Beweise im strafrechlichen Ermittlungsverfahren zu sammeln, sondern "es geht auch darum, an ein Handy zu kommen und damit ganz andere Dinge aufklären zu wollen".

Razzia "etwas eigenartig"

Straches Angaben, wonach es einen Deal gegeben habe, casinofreundliche Gesetze zu verabschieden, wenn die FPÖ Posten im Unternehmen erhält, weist Hofer zurück. Spenden von Novomatic habe die FPÖ jedenfalls nicht erhalten, sagt Hofer, fügt aber hinzu, dass es sehr wohl Geldflüsse an das umstrittene FPÖ-nahe Institut für Sicherheitspolitik gegeben habe. Hofer nützt den TV-Auftritt mehrmals, um Vorwürfe gegen die Blauen mit Vorwürfen gegen die Justiz zu kontern: Die Hausdurchsuchung bei Strache sei "etwas eigenartig", so Hofer, die anonyme Anzeige sei "eine etwas dünne Suppe, um eine Hausdurchsuchung durchzuführen".

Der durch eine ebenfalls umstrittene Hausdurchsuchung bekannte Ex-Innenminister Herbert Kickl sei jedenfalls der ideale Partner an der Doppelspitze der Partei, das werde auch die ÖVP einst so empfinden, ist Hofer überzeugt: "Die Kombination Kickl und ich ist eine echte Bereicherung für eine Koalition." Ob ihn die türkise Ansage, man werde Kickl nicht in die Regierung holen, nicht einschüchtere? Nach der Wahl werde vieles weniger heiß gekocht als davor, meint der FPÖ-Chef. Die Frage, wann die FPÖ ihre längst überfällige Spenden-Auflistung an den Rechnungshof übermittelt, beantwortet Hofer mit "sehr rasch". Anders der Historikerbericht: Was dessen mehrmals verschobenen Veröffentlichkeitszeitpunkt betrifft, legt sich Hofer erst gar nicht fest. (Maria Sterkl, 19.8.2019)

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