Ein riesiger, goldglänzender Trump Tower, der hoch über einem grönländischen Fischerdorf aufragt – diese Fotomontage postete US-Präsident Donald Trump am Dienstag auf Twitter. "Ich verspreche, dass ich Grönland das hier nicht antun werde", schrieb er dazu. Der Witz soll wohl die politischen Vertreter Dänemarks und Grönlands beruhigen, die auf Trumps Idee, die Insel zu kaufen, entrüstet reagiert hatten. Am Sonntag hatte der US-Präsident vor Journalisten erklärt, an der zu Dänemark gehörenden Arktisinsel interessiert zu sein. Gerüchte darüber hatte es schon länger gegeben.

Alles nicht so ernst gemeint: US-Präsident Trump scherzt über seine eigene Idee, Grönland zu kaufen.

"Das ist etwas, über das wir gesprochen haben", sagte Trump. "Das Konzept ist aufgekommen, und ich habe gesagt, dass es sicherlich strategisch interessant wäre und wir interessiert wären." Die autonome Region Grönland sei für Dänemark außerdem eine große finanzielle Belastung, während sie für die USA von Interesse sei. Man müsse noch "ein bisschen" mit den Dänen darüber reden, das Thema habe jedoch nicht oberste Priorität, fügte er hinzu. Im Grunde sei der Kauf aber nicht mehr als ein großer Immobilienhandel.

Aprilscherz im August

Die politischen Vertreter Dänemarks und Grönlands sahen die Sache weniger entspannt. Die Idee sei "grotesk", "lächerlich" und müsse wohl ein "Aprilscherz" im August sein, sagten dänische Politiker. "Grönland steht nicht zum Verkauf", beschied Kim Kielsen, der Ministerpräsident der Insel, dem Präsidenten in einer Stellungnahme knapp. Auch Mette Frederiksen, die Ministerpräsidentin von Dänemark, reagierte konsterniert: "Grönland ist nicht dänisch. Grönland gehört zu Grönland. Ich hoffe wirklich, dass das nicht ernst gemeint ist."

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US-Präsident Donald Trump äußerte Interesse an der zu Dänemark gehörenden Arktisinsel, politische Vertreter Grönlands und Dänemarks reagierten empört.
Foto: Reuters / Lucas Jackson

Es ist nicht das erste Mal, dass ein US-Präsident mit dem Kauf der arktischen Insel liebäugelt. Schon um 1860 kam die Idee in den USA das erste Mal auf, als ein Mitarbeiter des damaligen Präsidenten Andrew Johnson einen Ankauf der Insel empfahl – des vielen Fisches und der Mineralien wegen. 1946 versuchte dann Harry S. Truman, der 33. Präsident der Vereinigten Staaten, Grönland um 100 Millionen Dollar zu kaufen.

Bodenschätze und militärische Interessen

So absurd die Idee anfangs klingt: Sie kommt nicht von ungefähr. Seit dem Zweiten Weltkrieg unterhalten die Vereinigten Staaten einen Militärflugplatz, die Thule Airbase, auf der Insel. Im Kalten Krieg diente dieser als Stützpunkt für Langstreckenbomber, seither ist dort ein Radar-Frühwarnsystem installiert. Durch die strategisch günstige Lage der Insel könnten nukleare Angriffe aus Russland oder China frühzeitig bemerkt und abgewehrt werden. Denn der kürzeste Weg zwischen den USA und Russland führt über den Nordpol – und damit zwangsweise auch über Grönland.

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Die Thule Airbase im südlichen Teil der Hayes-Halbinsel in Grönland.
Foto: Reuters / Ritzau Scanpix / Thomas Lekfeldt/ info@thomaslekfeldt.com/ www.thomaslekfeldt.com

Zu den militärischen Interessen gesellen sich wirtschaftliche. Grönland, die größte Insel der Welt, ist reich an Bodenschätzen. So werden etwa mehrere Millionen Tonnen Seltene Erden im Boden Grönlands vermutet. Diese werden unter anderem für die Herstellung von Smartphones, Kameras und Laptops sowie für die Automobilindustrie benötigt. Und das weltweit größte Vorkommen dieser Metalle befindet sich in China – mit dem die USA im Handelsstreit liegen.

Zudem ist die Insel zu Forschungszwecken gut geeignet, aus touristischer Sicht profitabel und sehr dünn besiedelt. Trumps Idee ist aus Sicht der USA also tatsächlich sinnvoll. Nach seinem humorvollen Rückzieher auf Twitter scheint sie nun jedoch wieder auf Eis gelegt zu sein – vorerst. (Ricarda Opis, 20.8.2019)