Produktionsfoto der dritten Staffel von "Tote Mädchen lügen nicht": Dylan Minnette in der Rolle des Clay Jensen

Foto: Netflix

Das hat schon Methode: Je näher der Start der nächsten Staffel von "13 Reasons Why" ("Tote Mädchen lügen nicht") rückt, desto größer wird die Aufregung im Netz.

Die obligatorische Spoilerwarnung vorweg: Hier werden sowohl Änderungen in einer der vorherigen Staffeln als auch Ankündigungen zur neuen Staffel besprochen!

Zur Erinnerung: Darum geht es in "Tote Mädchen lügen nicht"

Zentrum der Handlung in Staffel eins war zunächst die fiktive Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford), die vor ihrem Suizid 13 Kassetten mit 13 Gründen, sich das Leben zu nehmen – allesamt durch ihr Umfeld provoziert –, aufnahm. Diese gerieten nach ihrem Tod an die "Mitschuldigen" – ihre Schulkollegen. Darunter ihr bester Freund Clay Jensen (Dylan Minnette), Justin Foley (Brandon Flynn), Zach Dempsey (Ross Butler), Tyler Down (Devin Druid), Jessica Davis (Alisha Boe) und Alex Standall (Miles Heizer). Die Vorwürfe, welcher der betroffenen Mitschüler Hannah mit seinen Handlungen am ehesten in den Tod getrieben haben könnte, breiten sich in dieser kurzen Zeit wie ein Lauffeuer aus.

Staffel zwei zeigt, wie Freunde, Familie und Schulkollegen versuchen, nach Hannahs Suizid zurück ins Leben zu finden. Hannah ist hierbei jedoch nach wie vor in Clays Erinnerungen zu sehen.

Sowohl Staffel eins als auch zwei (je 13 Episoden) der Drama- und Jugendserie zogen heftige Kritik nach sich. Es werde so dargestellt, als habe der Suizid der Hauptdarstellerin einen Sinn, lauten die Vorwürfe. Weiter wirke es so, als wäre die Suche nach Hilfe bei Angehörigen oder anderen Autoritäten sinnlos. Diese würden in der Serie als unwissend, überfordert oder gar schädlich dargestellt. Die Befürchtung, Hannahs Handlungen könnten eine Vorbildwirkung bei suizidalen Zusehern erzielen, ist auch in diversen Studien untermauert worden. Scheinbar sind die Suizidraten nach dem Release der ersten Staffel gestiegen.

Die Buchvorlage von Jay Asher endete mit der ersten Staffel – zu früh für eine Streamingplattform, die Erfolg am Rotieren in sozialen Netzen misst. Der entscheidende Unterschied zu den vorherigen Staffeln: Hannah Baker wird ab Freitag nicht mehr in der Serie zu sehen sein.

Wie Netflix auf die Kritik reagierte

Netflix bemüht sich nach außen hin redlich um Schadensbegrenzung: Im Sommer hat sich der Streamingdienst dazu entschieden, die Szene, in der sich Hannah das Leben nimmt, zu entfernen. Im Twitter-Post dazu heißt es: "Während wir uns darauf vorbereiten, die dritte Staffel diesen Sommer zu veröffentlichen, haben wir uns Gedanken zu der laufenden Debatte rund um die Show gemacht. Auf Anraten medizinischer Experten (...) haben wir uns zusammen mit dem Schöpfer Brian Yorkey und den Produzenten von '13 Reasons Why' dazu entschieden, die Szene zu bearbeiten, in der Hannah sich in Staffel 1 ihr eigenes Leben nimmt."

Zu sehen ist nun – als eine von Hannahs letzten Handlungen –, wie sie in den Spiegel blickt. Im Anschluss folgt die Reaktion ihrer Eltern auf das Geschehene. Weiteres Material dient ebenfalls zur Warnung: Unter der Kategorie "Trailer und mehr" äußern sich Darsteller zu in der Serie behandelten Themen wie Mobbing, Depression sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch.

In der Dokumentation "Not Alone" spricht die Filmemacherin Jacqueline Monetta mit psychisch kranken Teenagern über Depression. Monetta musste selbst im Alter von 18 Jahren den Suizid ihrer besten Freundin verkraften. Besprochen wird außerdem, wie man mit depressiven Menschen im jungen Alter umgehen kann und was man tun kann, um Depression (als Krankheit) zu überleben. Ein Lichtblick, den "Tote Mädchen lügen nicht" nicht geboten hat.

Not Alone - Trailer

Hauptfigur streichen – neuer Plot? Das erwartet Zuschauer in Staffel 3

Im Mittelpunkt der neuen Staffel soll der Tod des Mitschülers und Vergewaltigers Bryce Walker stehen – eine Geschichte, die wieder in 13 Episoden erzählt werden soll. Einige Fans der Serie scheint zumindest diese Nachricht zu freuen:

Foto: Youtube

Offenbar will Netflix mit der neuen Staffel auch einen Genrewechsel vollziehen. Wie bisher bekannt wurde, dürfte sich die Handlung mehr in Richtung Krimi bewegen.

Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Der Macher der Serie, Brian Yorkey, erklärte gegenüber dem US-Medium "Digital Spy", dass ebendieses Genre ursprünglich als Schwerpunkt der Serie geplant gewesen sei – ein Vorhaben, das sich wohl erst mit Staffel drei verwirklichen soll: "Wir haben die Sendung in der Blütezeit von 'True Detective' von HBO ins Leben gerufen und sagten, wir glauben wirklich, dass es sich um ein 'True Detective' für Teenager handeln könnte."

Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Die dritte Staffel von "True Detective" war auch die schlechteste. (Stefanie Weissacher, 23.8.2019)