Der ESA-Rover soll auch ein Stück Wiedergutmachung sein: Er ist nach der britischen Biochemikerin Rosalind Franklin benannt, ohne die James Watson und Francis Crick nicht die Doppelhelix-Struktur der DNA identifizieren hätten können. Dennoch ging Franklin im Gegensatz zu den beiden beim Nobelpreis leer aus.
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Paris – Die Mission ExoMars, ein Gemeinschaftsprojekt der (west)europäischen und russischen Weltraumorganisationen ESA und Roskosmos, ist ein gebranntes Kind: Im Oktober 2016 stürzte die Sonde Schiaparelli beim Landeversuch wegen eines Computerfehlers auf die Marsoberfläche und zerschellte. Damit ging die Generalprobe für die Landung einer Forschungsplattform und eines Rovers, die im Sommer 2020 zum Roten Planeten aufbrechen sollen, gründlich in die Hose.

Verständlich, dass der Gedanke an eine weitere Crashlandung das Schreckgespenst schlechthin für die Missionsverantwortlichen ist. Und just das könnte nach aktuellem Stand tatsächlich drohen: Die Vorbereitungen für den zweiten Teil der ExoMars-Mission laufen nämlich auf Hochtouren, doch musste die ESA kürzlich bekanntgeben, dass das Fallschirmsystem bei wichtigen Tests versagt habe. Ob sich die Probleme rechtzeitig beheben lassen, um das Startfenster vom 25. Juli bis 13. August 2020 beizubehalten, ist noch unklar.

Hintergrund

Eine Landung auf der Marsoberfläche ist eine äußerst knifflige Angelegenheit. Bisher ist es nur der NASA gelungen, Landemodule unbeschadet auf dem Roten Planeten zu landen. Mit dem in Europa entwickelten Rover Rosalind Franklin und der russischen Mars-Forschungsplattform Kazachok hoffen die ESA und Roskosmos, zur NASA aufzuschließen – vor allem aber, das eigentliche Forschungsziel zu erreichen, nämlich Spuren von gegenwärtigem oder vergangenem Leben auf dem Mars zu finden.

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Das für die Untersuchung vor Ort notwendige Landemodul soll in mehreren Schritten mit zwei Hauptfallschirmen abgebremst werden, die jeweils durch einen kleinen "Pilot-Fallschirm" aufgespannt werden. Die erste Bremsphase übernimmt ein Fallschirm mit 15 Metern Durchmesser, die zweite einer mit 35 Metern. Ein solch komplexes und großes Fallschirmsystem sei noch nie für eine Marslandung entwickelt worden, betont ExoMars-Projektmanager Francois Spoto von der ESA. Die Aufgabe der Fallschirme ist es, das Landemodul soweit abzubremsen, dass die Bremsraketen in der letzten Phase ein sanftes Aufsetzen auf der Marsoberfläche ermöglichen.

Reihe von Misserfolgen

Im vergangenen Mai testeten die Projektverantwortlichen erstmals das gesamte System bei einem Sturz aus großer Höhe, nämlich aus 29 Kilometern. Zwar öffneten sich die Schirme korrekt und wurden zum richtigen Zeitpunkt abgekoppelt, doch erlitten die beiden Hauptfallschirme Schäden.

Auch ein Test Anfang August mit Fokus auf den größeren der beiden Fallschirme schlug fehl. Beim Öffnen des Schirms entstanden Risse, so dass der Fallschirm den Sturz nicht ausreichen bremsen konnte. Nur der kleine Pilot-Fallschirm fing den freien Fall des Testmoduls ein wenig ab.

Nach Design-Verbesserungen sollen erneute Tests folgen. Gelegenheiten, die beiden Hauptfallschirme doch noch zu qualifizieren, gebe es im November und im Februar, wie Spoto erklärte.

Wie geht es weiter?

Schlagen diese Tests ebenfalls fehl, ließe sich das veranschlagte Startfenster im nächsten Sommer nicht einhalten, sagte Nico Dettmann von der ESA. Ein späterer Start der Mission müsse diskutiert und mit den ESA-Mitgliedsstaaten und internationalen Projektpartnern gemeinsam beschlossen werden. Eine Verzögerung würde auch zu zusätzlichen Kosten führen, deren Höhe sich noch nicht abschätzen ließen. Die ESA sei jedoch zuversichtlich, dass sich das Problem rechtzeitig lösen lasse. (APA, red, 20. 8. 2019)