Moritz Matschke verfolgte über alle territorialen Grenzen hinweg den Zug eines Storches nach Afrika.

Foto: Moritz Matschke

Filippo Minelli stellt für "What Things are Not" Bildwände in die Landschaft. Die Motive zeigen Stockfotos, dem Künstler geht es um Werbung und Propaganda, Realität und Erzählungen.

Foto: Filippo Minelli

Wohin verschwinden die Grenzen?Kam mizí hranice? Das fragten Iris Andraschek und Hubert Lobnig sich vor zehn Jahren und stellten an der Grenze zu Tschechien einen Schriftzug selbigen Wortlauts auf. Die EU war auf Erweiterungskurs gen Osten, also schien die Frage zwei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs tatsächlich berechtigt. Doch die Künstler zweifelten: Verschwinden Grenzen nicht, sondern werden dank des Schengenabkommens nur von uns weggeschoben?

Grenzzaun reloaded

Inzwischen ist aufgrund der Flüchtlingsbewegung von 2015 der Grenzzaun als Idee und Bauteil zurück im Herzen Europas. Zum 30. Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs ist das Grund für das Duo, sich unter Beiziehung von neun Künstlerkollegen heuer wieder um das Thema zu kümmern. Die Verwandlung. Borders are Vacillating heißt die Schau in Fratres im Waldviertel.

Was kann man sich unter "schwankenden Grenzen" vorstellen? Nun, Moritz Matschke stattete für Zug Vogel Mensch einen Storch mit GPS aus und folgte dem Tier vom Boden aus quer durch Europa und bis in dessen Winterquartier in Afrika. Er reist sozusagen gegenläufig zu den Flüchtlingsrouten. Indes macht Ana Teresa Fernández einen Streifen des rostigen Grenzzauns am Strand zwischen Mexiko und den USA mit himmelblauer Farbe unsichtbar.

Versöhnung im Kleinsten

Der Landstrich um Fratres mit den Überbleibseln seiner Geschichte gibt den keineswegs schwerverdaulichen Arbeiten Nachdruck, ausgestellt wird im Freien sowie im früheren Grenzhaus. Er ist heute in Privatbesitz, aber kaum verändert. Marlene Hausegger zeigt dort Fotografien aus Moldau: Eine Mauer soll eine neu angelegte Siedlung von einer Sowjetsiedlung trennen, unbelehrbare Bäume lassen ihre reifen Früchte aber beiderseits der Barriere fallen. Die Künstlerin greift ein und schließt mit Spiegeln die geteilten Obstkreise. Eine Versöhnung, die im Kleinsten beginnt. (wurm, 21.8.2019)