Foto: Cyberpunk 2077
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Lokalisierungen von Videospielen sind immer so eine Sache. Während man in billig zusammengeschusterten Free2Play-Titeln mitunter so manches Internetübersetzungs-Massaker findet, sind auch AAA-Games in der Vergangenheit oft mit fehlender oder schludrig umgesetzter Eindeutschung aufgefallen. In den letzten Jahren scheint sich die Lage gebessert zu haben, aber nach wie vor ist ein großes Spiel kein Garant für eine gelungene "Synchro".

Und kaum ein Titel konnte in der jüngeren Vergangenheit mehr Hype verzeichnen, als Cyberpunk 2077, der im kommenden Jahr für PC, Xbox One und PS4 erscheinende Shooter mit Rollenspielelementen von den Witcher-Machern, CD Projekt RED. Auf der Gamescom in Köln hat man nun erstmals die deutsche Fassung des Spieles präsentiert. Der STANDARD war natürlich im Publikum.

GameSpot Trailers

Bekannter Storyausschnitt

Eines vorweg: Neues zur Geschichte des auf dem Pen & Paper-Rollenspiel Cyberpunk 2020 basierenden Werks hat man im Rahmen der Vorführung nicht verraten. Live von einer Entwicklerin wurde eine rund 45-minütige Sequenz in der urbanen Dystopie des kalifornischen Night City gespielt, die es auch schon auf der E3 zu sehen gab. Die ihrer Identität verlustig gegangene Hauptfigur, "V", soll dabei im Auftrag der Gang "Voodoo Boys" eine Anführerin der rivalisierenden Bande "The Animals" kaltstellen und Informationen darüber sammeln, warum die Organisation sich plötzlich in einem verlassenen Einkaufszentrum im Stadtteil Pazifica, dem Revier der Voodoo Boys, einquartiert hat.

Dabei präsentierte man zwei Lösungsmethoden: Ein auf Schleichen und Hacken spezialisierter Charakter löste seine Herausforderungen großteils gewaltfrei, eine auf Waffen und Nahkampf getrimmte Heldin zeigte hingegen, wie der leibhaftige Rambo sich den Weg durch den unvollendeten Einkaufstempel gebahnt hätte. Einmal mehr erneuerte das Cyberpunk-Team auch das Versprechen, dass es möglich sein werde, das komplette Game auszuspielen, ohne einen einzigen Menschen töten zu müssen. Was zu sehen ist, macht Lust auf mehr.

Cyberpunk 2077

Mit Leidenschaft gesprochen

Was die deutsche Präsentation angeht, so scheint CD Projekt RED seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Die gewählten Synchronstimmen wirken fast alle passend zu den jeweiligen Charakteren, sowohl stimmlich, als auch was den Akzent betrifft (mit der Ausnahme einer Helferin der Voodoo Boys-Anführerin, deren Stimme im Verhältnis zum Aussehen der Figur etwas sehr "piepsig" wirkte). Das gilt auch für Keanu Reeves, der uns im Spiel als "Johnny Silverhand" begegnet.

Sämtliche Sprecher geben sich auch Mühe, ihre jeweiligen Passagen zur Situation passend rüber zu bringen – egal, ob in angespannten Gesprächen oder Flüche bei hitzigen Feuergefechten. Die Performance hebt sich positiv von den lustlos vorgelesenen Dialogen so manch anderer Spiele ab.

Ohne teutonischem Fetisch

Erfreulich ist auch, dass man die Eindeutschung nicht zwanghaft an jeder Stelle durchzieht. Eigennamen und Begriffe, die auf Englisch auch angesichts des Handlungsortes schlicht authentischer wirken, bleiben auch englisch und werden nicht gekünstelt teutonisiert – ein Phänomen, das man etwa von der deutschen Synchronisation der Fantasy-Kultserie Game of Thrones nur all zu gut kennt.

Geschmäcker sind freilich verschieden und mancher Spieler hätte vermutlich auch kein Problem damit, wenn "V" in der deutschen Version nicht "Wii", sondern "Fau" ausgesprochen würde. Auch so etwas ist übrigens schon passiert, nämlich bei der Lokalisierung des – in London spielenden – Films V for Vendetta (nein, kein Scherz).

Gute Aussichten

Noch ziemlich genau ein halbes Jahr, sofern keine Verspätungen dazwischen rutschen, trennen die Spieler nun noch davon, selbst die Straßen von Night City zu erkunden und ihnen Geheimnisse zu entlocken. Ob die Handlung des Games hält, was die Vorschau verspricht, bleibt abzuwarten. Es sieht aber auf jeden Fall so aus, als dürften sich auch jene Spieler, die des Englischen nicht so mächtig sind, genauso auf Cyberpunk 2077 freuen, wie alle, die mit dem englischen Original liebäugeln. (Georg Pichler aus Köln, 21.08.2019)