Der Office Park 4 am Flughafen ist eine der größeren laufenden Entwicklungen am Wiener Büromarkt.

Foto: Putschögl

Der österreichische Immobilien-Investmentmarkt läuft weiterhin gut, im Maklerhaus CBRE rechnet man für heuer wieder mit einem Volumen von rund vier Milliarden Euro und damit in etwa mit dem Vorjahresniveau. Insbesondere in Wohnimmobilien wird weiterhin viel Geld gesteckt, es dürften wieder 1,2 Milliarden Euro werden. 2018 war Wohnen überhaupt die beliebteste Assetklasse, das dürfte sich heuer aber wieder ändern. Im ersten Halbjahr wurde am meisten Geld in Büros investiert, gefolgt von Hotels und Wohnimmobilien.

Im ersten Halbjahr 2019 wurden insgesamt 1,8 Milliarden Euro in österreichische Gewerbeimmobilien investiert, berichtete CBRE-Österreich-Chef Andreas Ridder am Mittwoch in einem Pressegespräch. Rund 71 Prozent der Investments wurden von internationalen Investoren getätigt. Anders als sonst waren die deutschen Investoren in der Minderzahl, konkret nur für 13 Prozent der Investments verantwortlich.

18.000 neue Wohnungen 2020 in Wien

390 Millionen Euro flossen im ersten Halbjahr in Wohnimmobilien, wobei CBRE nur Einzeltransaktionen über zehn Millionen Euro berücksichtigt. Neben Wien würden auch das Wiener Umland und Graz durch rege Neubautätigkeit zunehmend an Attraktivität gewinnen, erklärte Ridder. In Wien würden heuer rund 12.000 Wohnungen fertiggestellt, der Höhepunkt dürfte im kommenden Jahr mit 18.000 Wohnungen erreicht werden.

Auf dem Hotelmarkt war die größte Transaktion bisher jene des Hotel Hilton am Wiener Stadtpark, das um rund 330 Millionen Euro von einem südkoreanischen Konsortium erworben wurde. Wien habe zuletzt wieder Nächtigungsrekorde verbuchen können, die Hotelauslastung sei auf 79 Prozent gestiegen, und die Pipeline sei in diesem Segment gut gefüllt, so Ridder. Bis 2022 dürften in Wien rund 5000 neue Hotelzimmer enstehen, "die meisten davon beim Hauptbahnhof".

Wenige neue Büroflächen

Bei den Büros ist die Pipeline nach Ansicht von Ridder allerdings bei weitem nicht so gut gefüllt, wie sie sein könnte. Während etwa in Warschau und Bukarest in den Jahren 2019 bis 2021 jeweils rund eine Million Quadratmeter fertiggestellt werden und auch in Prag immerhin fast eine halbe Million, werden es in Wien in diesem Zeitraum nach heutigem Stand nur rund 370.000 m² sein. Das Angebot werde damit der Nachfrage bei weitem nicht gerecht werden, so Ridder, der für das Jahr 2019 eine Vermietungsleistung von rund 220.000 m² bei einer Fertigstellungszahl von nur 60.000 m² erwartet.

Im ersten Halbjahr wurden 110.000 m² neu vermietet. Wegen der bevorstehenden Nationalratswahl gehen die CBRE-Büromarktexperten davon aus, dass sich auch im zweiten Halbjahr am Wiener Büromarkt nicht allzu viel tun wird, da der öffentliche Sektor – traditionell einer der aktivsten Sektoren bei Neuanmietungen – Projekte aufschieben werde.

Industrie- und Logistiksegment im Hoch

Ein neuer Büroboom zeichnet sich auch für die Zeit nach 2021 aktuell nicht ab. "Fast alle Bauträger haben sich auf Wohnungen konzentriert, Büros wurden vernachlässigt." Vereinzelt würden aber Entwickler schon wieder von Wohn- auf Büroobjekte umschwenken.

Im Segment Industrie- und Logistikimmobilien steuert der österreichische Investmentmarkt einem neuen Rekord entegegen. Bis zum Jahresende dürften hier erstmals rund 300 Millionen investiert werden", sagt Ridder. Der Markt profitiert vor allem vom wachsenden Onlinehandel, immer mehr Flächen werden hier auch spekulativ errichtet.

Rekorde in CEE dank Tschechien und Polen

Ein neues Allzeithoch erwartet Ridder heuer auch bei den Investments in Osteuropa. "Das Volumen in den CEE-Ländern liegt weit über jenem von vor der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Rekordinvestmentsumme von rund 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2018 sollte 2019 noch einmal übertroffen werden", so der CBRE-Österreich-Chef. Vier Fünftel des Volumens entfallen allerdings nur auf die beiden Länder Tschechien und Polen.

Es werde insgesamt ein gutes Jahr für die Immobilienmärkte, und es dürfte noch eine Weile so weitergehen. "Ein baldiges Ende des Booms erwartet niemand mehr", so Ridder. Die Zinswende sei aufgeschoben, der einsetzende Konjunkturabschwung dürfte zusätzliches Geld in die Immobilienmärkte spülen, weil voraussichtlich auch die Aktien- und Anleihenmärkte verlieren werden. (mapu, 21.8.2019)