Rund 25.000 E-Scooter wurden im Jahr 2018 laut dem Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs verkauft. 2019 soll diese Zahl sogar noch steigen, es wird mit etwa 30.000 verkauften E-Scootern gerechnet.

Zwei auf einem E-Scooter: Das ist einer zu viel.
Grafik: Der Standard

Allein in Wien kommen mehr als 7.000 Leihscooter, die von sieben Firmen angeboten werden, hinzu – im Herbst will ein achter Anbieter starten. Auch in anderen Bundesländern halten Leihmodelle mittlerweile Einzug. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) hat sich nun der Thematik gewidmet und mehr als 500 E-Scooter-Nutzer zu ihrem Straßenverhalten befragt sowie mehr als 1.500 Fahrer im Verkehr beobachtet.

Mehr als 1.000 Verletzte

"E-Scooter bieten viele neue Chancen und Möglichkeiten. Dennoch sind sie nicht ganz ungefährlich", sagt Klaus Robatsch. "Wir rechnen damit, dass sich allein in diesem Jahr mehr als 1.000 E-Scooter-Fahrer auf Österreichs Straßen verletzen." Der Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KfV sieht "viel Informationsbedarf", damit sich E-Scooter dauerhaft als "bereichernde, sichere neue Mobilitätsform" etablieren können.

Derzeit dürfte unter E-Scooter-Nutzern nämlich großteils Unwissen herrschen. So zeigte sich im Zuge der Beobachtungen etwa, dass 23 Prozent und damit beinahe jeder vierte Fahrer bei einer Infrastruktur, die aus einem Radweg, einer Fahrbahn für den Mischverkehr und einem Gehsteig besteht, den Gehsteig wählt. Seit Juni ist das verboten. E-Scooter müssen die Radinfrastruktur nutzten; ist diese nicht vorhanden, müssen sie über die reguläre Fahrbahn rollen. Hier mangle es an Wissen über die gesetzlichen Bestimmungen. "Aus unserer Befragung geht hervor, dass jeder Fünfte glaubt, dass die Nutzung des Gehsteigs mit dem E-Scooter erlaubt ist", sagt Robatsch.

73 Prozent der E-Scooter-Fahrer halten sich daran und nehmen den Radweg. Was bei der Beobachtung ebenfalls auffiel: Bei drei Prozent der Fahrten waren zwei Personen gemeinsam auf einem E-Scooter unterwegs, was eigentlich strafbar ist.

Wenige Helme

Besonders gering ist die Anzahl der Personen, die mit einem Helm E-Scooter fahren. Die Helmtragequote liegt laut KfV aktuell bei drei Prozent, wobei Nutzer von privaten E-Scootern mit zehn Prozent wesentlich häufiger einen Helm tragen als Nutzer von Leihscootern (zwei Prozent). Zwar gibt es keine Helmpflicht, trotzdem "sollten sich alle E-Scooter-Fahrer bewusst sein, dass das Tragen eines Helms unabhängig vom Alter dringend zu empfehlen ist und im Falle eines Unfalles lebensrettend sein kann", sagt Robatsch. Unter den Radlern ist dieses Bewusstsein bereits gegeben: Im Mai zeigte eine Beobachtung des ÖAMTC, dass 38 Prozent freiwillig Helm tragen.

Für Kinder unter zwölf Jahren ist der Helm auf dem Rad wie auf dem E-Scooter jedenfalls Pflicht. Das wissen allerdings nur rund 28 Prozent der befragten E-Scooter-Fahrer. Noch weniger wissen, dass Kinder unter zwölf Jahren nur mit Radfahrausweis allein auf den E-Scooter steigen dürfen.

Querelen mit Radlern

14 Prozent der Teilnehmer gaben in der Befragung an, dass sie bereits einen Konflikt mit einem anderen Verkehrsteilnehmer – besonders häufig mit Fußgängern oder Radfahrern – hatten. 17 Prozent der befragten E-Scooter-Nutzer haben bereits eine Situation erlebt, in der ihr E-Scooter – etwa aufgrund von Nässe, Unerfahrenheit oder der Geschwindigkeit – nicht mehr kontrollierbar war.

Durchschnittlich sind E-Scooter mit einer Geschwindigkeit von 15,1 Stundenkilometern unterwegs. Die höchste gemessene Geschwindigkeit im Zuge der Beobachtungen betrug 31 Stundenkilometer. (Oona Kroisleitner, 21.8.2018)