Der zweite Tag von "The International 2019" ist geschlagen.

Foto: Valve

Tag Zwei in Shanghai beim best-dotierten E-Sport-Turnier der Welt, bei dem Dota 2 gespielt wird. Am ersten Tag mussten mit Alliance, Fnatic, Keen Gaming und NaVi bereits vier Teams die Heimreise antreten. Am gestrigen Morgen um 4 Uhr (MESZ) war es dann auch für Titelverteidiger OG Zeit die Bühne zu betreten. Im Upper Bracket traf das Team rund um Captain Johan "N0tail" Sundstein auf das Überraschungsteam Newbee.

Team Secret

OG setzte sich durch und ist nun in den Top 6

Im ersten Spiel konnte der internationale Underdog rund um den erfahrenen Captain Johan "pieliedie" Aström zumindest zu Beginn des Spiels noch gut mithalten und sich einen kleinen Vorsprung erspielen. Allerdings setzte sich ab dem Midgame die Klasse von OG durch. Auch diesmal kam ihre sehr unkonventionelle Taktik zum Einsatz, den Supporthelden "Wisp" als Hardcarry einzusetzen. Wiederum hatten sie mit dieser Taktik Erfolg und nach etwas mehr als einer halben Stunde hieß es 1:0 für den Favoriten. Im zweiten Spiel waren von den Picks her keine großen Überraschungen dabei, OG spielte ihr Spiel konservativ herunter und ließ Newbee keine Chance. Damit hat OG einen Platz in den Top 6 und ein Preisgeld von mindestens 1,2 Millionen US Dollar sicher.

Zwei Spieler schon bei allen TIs dabei

In der zweiten Begegnung im Upper Bracket kam es zum Duell von Team Secret und Evil Geniuses. Die Papierform sprach für Secret, zwei Majors konnte das Team rund um Captain Clement "Puppey" Ivanov heuer bereits für sich entscheiden. Puppey ist auch einer von nur zwei Spielern, welcher bisher bei allen TIs dabei war. Der Zweite ist der Deutsche Kuro "KuroKy" Salehi Takhasomi von Team Liquid.

Im ersten Spiel des Bo3 konnte EG beweisen, weshalb sie durchaus als Mitfavorit auf den Titel gelten. Der, selbsternannte, beste Midlaner der Welt, Sumail "Suma1L" Hassan, führte sein Team gemeinsam mit Hardcarry Artour "Arteezy" Babaev mit einer starken Performance zum Sieg. Secret war nur noch eine Niederlage davon entfernt, ins Lower Bracket abzusteigen.

NoobFromUA

Wichtiges Spiel dauerte eine Stunde lang

Im zweiten Spiel gab es einige Überraschungen für die Secret Fans. Captain Puppey wählte für seinen Position 1 und Hardcarry Spieler, den Polen Michal "Nisha" Jankowski, "Faceless Void". Einen Helden, welchen Nisha zuletzt vor sieben Monaten auf einer großen Bühne gespielt hat. Mit "Enigma" und "Earthshaker" warf Puppey noch 2 weitere sehr Teamfight orientierte Helden in den Kampf. Das Spiel stand lange auf Messers Schneide, selbst nach 50 Minuten konnte man noch keinen klaren Vorteil für das eine oder andere Team ausmachen. Nach etwas mehr als einer Stunde setzte sich aber die sehr starke Teamzusammenstellung von Puppey durch. Secret gewann den letzten Kampf der Partie, ließ mit den starken Crowdcontrol-Fähigkeiten EG keine Chance und schickte alle fünf Helden auf die Bretter. Nach dem Kampf blieb EG nichts anderes übrig als Secret zum Sieg in Spiel 2 zu gratulieren.

Top-Favorit steigt ins Lower-Bracket ab

Im dritten Spiel lief für Secret alles nach Plan. Bereits in den ersten 15 Minuten des Spiels hatten sie einen riesigen Vorsprung erspielt. Valves eigenes Statistiksystem "Dota Plus" bescheinigte Team Secret nach 17 Minuten eine Wahrscheinlichkeit von 92% das Spiel zu gewinnen. Doch EG war noch nicht bereit sich geschlagen zu geben. Gustav "s4" Magnusson schaffte es mit seiner "Enchantress" genug Platz zu schaffen, damit Hardcarry Arteezy zurück ins Spiel finden konnte. Plötzlich schaffte es EG Teamfights für sich zu entscheiden und der große Vorsprung von Team Secret begann zu schmelzen. EG zeigte in weiterer Folge eine fehlerlose Vorstellung und am Ende musste sich Team Secret geschlagen geben. Damit muss der Topfavorit nach nur einem Bo3 bereits den Weg ins Lower Bracket antreten, wo morgen Mineski bereits auf sie wartet.

Red Bull Gaming

Ein Wiedersehen mit viel Zündstoff

Im Upper Bracket jedoch kommt es zum Wiedersehen zwischen EG und OG, eine Begegnung die viel Zündstoff bietet. Tal "Fly" Aizik hatte OG nicht nur gemeinsam mit "N0tail" gegründet, sondern war auch einer seiner besten Freunde. Nur drei Monate vor TI 8 verließen "Fly" und "S4" allerdings OG und schlossen sich EG an, N0tail stand vor einem Scherbenhaufen, nur drei Monate vor dem wichtigsten Turnier des Jahres. Laut Fly war OG seiner Ansicht nach zu schwach, dass sie um einen Sieg beim TI hätten mitspielen können. Dass dann ausgerechnet OG Flys neues Team aus dem Upper Bracket warf und in weiterer Folge dann auch noch das Turnier gewann, hätte sich wohl auch Hollywood nicht kitschiger ausdenken können. Man darf gespannt sein, wie die Begegnung diesmal ausgeht. An dieser Stelle sei übrigens die Red Bull Dokumentation "Against the odds" empfohlen, welche viel Einblick in den Hintergrund der Geschichte zwischen Fly und N0tail gibt aber auch einen Blick hinter die Kulissen von TI 8.

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Mit dem Rücken zur Wand

Damit sind die Partien des Upper Bracket geschlagen und die Partien des Lower Bracket waren an der Reihe. Nach der gestrigen Niederlage im UB steht Virtus Pro heute bereits mit dem Rücken zur Wand. Wie bereits die letzten zwei Jahre ist auch heuer VP wieder einer der Mitfavoriten auf den Titel, nach dem klaren 0:2 gegen PSG.LGD gestern dürfen sie sich nun heute gegen RNG allerdings keine Ausrutscher mehr leisten.

Im ersten Spiel waren sich alle Analysten (und auch der Autor dieses Artikels) einig, dass VP den Draft klar gewonnen hatte. Das CIS Powerhouse war der klare Favorite für den Sieg in Spiel 1. RNG schaffte es jedoch, in den Teamfights VPs Vorteil auszuhebeln und zur Überraschung vieler hieß es nach nicht einmal 30 Minuten "Good game" von VP.

Virtus Pro ausgeschieden

Damit standen die Russen nur noch ein Spiel vom Ausscheiden entfernt. Ein Umstand, auf den wohl nach der Gruppenphase niemand gerechnet hätte. Aber noch konnten sie das Ruder herumreißen. Doch auch im zweiten Spiel war VP nicht imstande, RNG die großen Teamfights für sich zu entscheiden. Wieder und wieder scheiterten sie daran, den "Omniknight" von Su "Flyby" Lei rechtzeitig auszuschalten. Dadurch gelang es RNG Schritt für Schritt VP in die eigene Basis zurückzudrängen und nach nur 33 Minuten hieß es erneut "GG" und Virtus Pro war draußen. Wie die Kommentatoren danach richtig anmerkten hat das diesjährige TI damit "the first big upset". Eins der dominantesten Teams der letzten Jahre scheidet an 9. – 12. Stelle aus.

DotA Digest

Team Liguid unter Zugzwang

Im nächsten Bo3 des Lower Bracket kämpft das nächste Topteam um den Verbleib im Turnier. Team Liquid, Champion von 2017 und drei Top 3 Major Platzierungen 2019 stehen auf ihrer Visitenkarte. In der Gruppenphase ließen sie von ihrer bisherigen Stärke allerdings in manchen Partien viel vermissen. TNC.Predator stand bereit. Wie einer ihrer Spieler in einem (vor dem Mainevent aufgenommen) Interview preisgab, war es deren größter Wunsch Liquid auf der Hauptbühne zu schlagen. An Motivation durfte es TNC also nicht mangeln. Liquid auf der anderen Seite kannte die Situation gut. Auch 2017 fanden sie sich bereits in der 2. Runde des LB wieder und starteten dort ihren Siegeszug der mit dem Gewinn des Turniers endete.

Leichtes erstes Game für TL

Der Draft im ersten Spiel überraschte ganz am Schluß. Carlo "Kuku" Palad bekam als letzten Pick seinen stärksten Helden, "Batrider". Dieser sorgte auch gleich für einen guten Start für TNC und nach nur 4 Minuten hatte er drei Kills zu Buche stehen. Doch je länger die Partie dauerte, desto mehr zeigte sich die Stärke von Liquids Draft. TNC gelang es nicht durch die vielen Heilfähigkeiten von Kurokys "Chen" durchzukommen und nachdem TNC einen wichtigen Teamfight rund um "Roshan" verloren hatte, war die Partie quasi vorbei. W33 auf seiner "Templar Assassin" kämpfte sich durch die Reihen seiner Gegner und obowhl gerade noch leicht im Rückstand, holten sich die Europäer die erste Lane und beide T4 Türme. Liquid spielte ihren Vorsprung trocken nach Hause und konnte Spiel 1 für sich entscheiden.

Zwischen Spiel 1 und 2 gab es ein vorher aufgenommenes Interview mit Liquids Captain KuroKy und GH. Es wurde zum ersten Mal darüber gesprochen, warum Liquid im Juni ihren ehemaligen Hardcarry Lasse "Matumbaman" Urpalainen und durch Aliwi "w33" Omar ersetzt haben. Laut GH gab es im Team nicht mehr den nötigen Biss, um die hohen Ziele von Liquid zu erreichen. Dies führte letztendlich dazu, dass sich "KuroKy" zu diesen Schritt veranlasst sah. Für Matumbaman lief es mit dem neuen Team, Chaos Esports Club, nicht nach Wunsch. Man schaffte es zwar sich für das TI zu qualifizieren, schied aber in der Gruppenphase aus.

Nach 45 Minuten "GG" für TL

Der Draft im zweiten Spiel gestaltete sich lange ausgeglichen. TNC entschied sich diesmal, "Templar Assassin" zu bannen, nachdem sie in Spiel 1 so auseinandergenommen wurden. Dafür entschied sich TNC diesmal für "Bristleback" als letzte Wahl im Draft. Und dieser schien lange Zeit aufzugehen. KuroKy entschied sich für Anti-Mage für Miracle, welcher allerdings einige Zeit braucht um wirksam ins Spiel eingreifen zu können. Dadurch konnte Bristleback schnell davon ziehen, es gelang TNC allerdings nie, die Basis von Liquid ernsthaft in Gefahr zu bringen. Dies war vor allem der perfekten Strategie von Liquid geschuldet. Sie weichten großen Teamfight nahezu 35 Minuten sehr gut aus und als Anti-Mage dann ins Spiel wirklich eingriff, hatte TNC keine Möglichkeit mehr ihm Herr zu werden. Miracle dominierte das Spiel nach Belieben durch Unterstützung seiner Kollegen und so hieß es nach 45 Minuten "GG" von TNC. Liquid bleibt im Turnier, TNC ist raus und erneut gelang es ihnen nicht Liquid auf der großen Bühne zu besiegen. (Philipp Simmer, 22.8.2019)