Genossin Geywitz will mehr sein als ein Salatblatt.

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Olaf Scholz der mächtige Promi und sie die weibliche Behübschung? Als die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz ihre Ambitionen auf den SPD-Vorsitz bekanntgab, da stellte sie klar, dass die Arbeitsteilung zwischen ihr und dem deutschen Finanzminister so nicht läuft: "Ich will nicht das dekorative Salatblatt an seiner Seite sein."

Das war gleich einmal eine Kostprobe ihres Humors für all jene, die sie nicht kennen -und das sind viele außerhalb von Brandenburg. Im Land hingegen hat es Geywitz zu gewisser Bekanntheit gebracht. Die Politologin sitzt seit 15 Jahren im Landtag und hat ihren Wahlkreis immer direkt gewonnen – mit Witz, Fleiß, guter Vernetzung und nicht als vegane Deko.

Viel zitiert wird dieser Tage eine weitere Aussage von ihr, die gut ankam. Bei einer Debatte über ein Burkaverbot meinte Geywitz im Landtag: "Es dürfte in Brandenburg ungefähr so viele Burkaträgerinnen geben wie illegal eingewanderte Elche aus Polen."

Die 43-Jährige stammt aus Potsdam, studierte dort auch und engagierte sich früh in der Brandenburger SPD. Als "richtig schön" bezeichnet sie ihre Zeit als Mitarbeiterin des evangelischen Geistlichen Steffen Reiche, der am 7. Oktober 1989 die SPD in Brandenburg mitbegründet hatte. Der Pastor hat auch ihre drei Kinder getauft.

Sich selbst beschreibt Geywitz als "eine einfache Person aus dem Volk". Sie könne gut die Sorgen und Nöte der Menschen nachvollziehen, die jeden Morgen zur Arbeit gehen. "Ich habe ein gutes Gespür dafür, wie sich die Menschen im Land fühlen", sagt sie, und man darf das als Gegenentwurf zu Scholz verstehen. Der gilt eher als spröde und unnahbar.

Fäden im Hintergrund gezogen

Im Hintergrund hat Geywitz schon einige Fäden gezogen, sie nahm an den Verhandlungen zur Bildung der Brandenburger SPD-Linken-Koalition ebenso teil wie an den Gesprächen über die große Koalition in Berlin. Von 2013 bis 2017 war sie auch Generalsekretärin der SPD Brandenburg, überwarf sich jedoch mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei der Reform der brandenburgischen Landkreise.

Für ihre Kandidatur wird Geywitz einen langen Atem brauchen. Aber sie ist, wie sie auf ihrer Website erklärt, seit ihrer Zeit im Sportgymnasium mit vielen Schwimmern geeicht: "Wenn es mir heute manchmal etwas zu viel wird, denke ich oft an meine damaligen Mitschüler, die morgens, mittags und abends ihre Bahnen zogen mit der vagen Aussicht auf olympische Weihen." (Birgit Baumann, 22.8.2019)