Chrome läuft auf vielen Rechnern und Smartphones.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Internetnutzer wollen Privatsphäre, Servicebetreiber Daten. Zwei divergierende Interessen, die den aktuellen Status des Internets ganz gut umreißen. Irgendwo dazwischen stehen die Browserhersteller, die in diesem Spiel quasi die Schnittstelle bilden. Und deren Pendel schlägt in letzter Zeit immer stärker in Richtung Privatsphäre aus. Anbieter wie Mozilla oder Apple gehen mit immer neuen Maßnahmen gegen Tracker vor. Deutlich schwerer hat es da Google, ist der Chrome-Hersteller doch gleichzeitig auch der weltweit größte Lieferant von personalisierter Werbung – die von eben solchen Datensammlungen gespeist wird. Nun will das Unternehmen einen Ausgleich zwischen den Interessen von Werbenden und jenen der Nutzer suchen. Wie das gehen soll, umreißt man in einem Blogeintrag.

Privacy Sandbox

Unter dem Namen "Privacy Sandbox" soll eine sichere Umgebung geschaffen werden, die die Privatsphäre einzelner Nutzer wahrt, und trotzdem Werbenden Daten liefert. Unter diesem Dachbegriff fasst man mehrere Initiativen zusammen, darunter etwa neue Ansätze, Daten so in Summe zu sammeln, dass sie nicht mehr auf einzelne Nutzer zurückführbar sind – und diese dann trotzdem für sie angepasste Werbung erhalten. Zudem sollen zentrale Identitätsdienstleister geschaffen werden, die via fixen Schnittstellen beschränkte Nutzerdaten weitergeben – und diese über jeden solchen Vorgang informieren.

All das soll als offizieller Webstandard vorgeschlagen werden, und somit im – aus Google-Sicht- Optimalfall auch von anderen Herstellern übernommen werden. Insofern wünscht sich Google auch explizit Feedback auf die eigenen Vorschläge, um die Ideen verfeinern und weiter voranzutreiben zu können.

Argumentation

Von dem reinen Blocken von Trackern, wie es jetzt andere Hersteller tun, hält Google hingegen wenig – und zwar aus mehreren Gründen. Einerseits führe dies dazu, dass Werber nach neuen Methoden suchen, um Nutzer einzeln identifizieren zu können, und dabei gebe es viele Möglichkeiten solche digitalen Fingerabdrücke zu erstellen. Ein generelles Blocken von seitenübergreifenden Cookies wie es Apple und Co. tun, sei aus eine Privatsphärensicht insofern nur unzureichend. Gleichzeitig gelte es aber auch die Interessen der Werbenden im Auge zu behalten. Denn ohne Werbefinanzierung würde ein großer Teil des Webs so nicht existieren. Dabei widerspricht Google auch aktuellen Studien, denen Zufolge die Individualisierung von Werbung wenig bringt. Eigene Untersuchungen würden zeigen, dass durch das Blockieren entsprechender Cookies die Einnahmen von Publishern um 52 Prozent zurückgehen.

Ob die Google-Initiative aufgeht, muss sich natürlich erst zeigen. Zwar hat man mit Chrome den weltweit am meisten genutzten Browser unter Kontrolle. Damit der neue Ansatz eine Chance hat, müsste er aber auch die Unterstützung von anderen Anbietern und aus der Werbebranche finden – und das dürfte erheblich schwerer werden. (apo, 23.8.2019)