Am Donnerstag erging ein Antrag auf Prüfung der Subventionen für die KTM-Motohall an den Landtagspräsidenten Viktor Sigl, Vater des gleichnamigen KTM-Finanzvorstands.

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Roman Sandgruber wagte sich diese Woche inkognito in die Höhle des Löwen: nach Mattighofen in die KTM-Motohall. Der anerkannte Wirtschaftshistoriker wollte sich ein Bild über jenes "Museum" verschaffen, das durch die 1,8 Millionen Euro hohe Förderung aus Kulturmitteln seit Tagen für Diskussionen sorgt. Als Präsident des Oberösterreichischen Museumsverbundes kenne er das Projekt ja nur aus dem fünfseitigen Konzeptpapier von 2015, erzählt er.

Laut KTM und Landeskulturdirektion habe der Verbund es als "wertvoll" befunden und entspreche es dem oberösterreichischen Museumskonzept. Damit hatte man die üppige Förderung auch begründet. Schon als 2017 und 2018 die ersten beiden Raten zu je 600.000 Euro zur Abstimmung gelangten. Eine Interpretation, keine mit Fakten belegbare Wahrheit. Man habe nur zu Grundsätzlichem beraten, wiederholt Sandgruber. Wie seine Bewertung nun ausfällt? "Eine große Werbeschau, eine Verkaufshalle mit einer Ansammlung von Motorrädern."

Als Museum könne man das in keiner Hinsicht bezeichnen, auch als Firmenmuseum nicht, da jedwede historische Einbettung und Zusammenhänge zu technischen Entwicklungen abseits der Marke KTM fehlen. Anders als in den von BMW oder Mercedes betriebenen Museen und anders als im Konzept 2015 avisiert. "Museum ist für mich Vielfalt, das hier ist Einfalt", lautet sein Urteil.

Millionen ausbaldowert

Damit ist der Disput wohl prolongiert. Zumal, wie mehrfach berichtet, Kulturschaffenden 2018 mit dem Argument fehlender Finanzmittel die Subventionen drastisch gekürzt wurden. Eine Schieflage, einerlei, ob und wie viel KTM-Chef Stefan Pierer der ÖVP je spendete. Amtierende und ehemalige Landeshauptmänner sind bemüht, die Causa als normalen Vorgang und im Umfang legitime Zuwendung zu "verkaufen".

Gelingen will das freilich nur bedingt, die Debatte hält sich hartnäckig. Denn, wie mittlerweile bekannt, gab es keinen "einstimmige Grundsatzbeschluss der Landesregierung im Jahr 2015" für die Beihilfe der KTM-Motohall. Flapsig formuliert hatte das Josef Pühringer unter Einbindung seines Stellvertreters Reinhold Entholzer (SPÖ) und eines Landesrates ausbaldowert. Insgesamt geht es um 6,2 Millionen Euro, die aus unterschiedlichen Budgettöpfen zugesagt und teils bereits ausbezahlt wurden.

Bedeutungsflexibles "M"

Bei den zwischendurch genannten 4,5 Millionen handelt es sich um jene Summe aus dem Finanzierungsplan, die den Verhandlungen 2015 dienten, bestätigt Friedrich Schwarzenhofer (SPÖ), der Bürgermeister aus Mattighofen auf Anfrage. Dem Vernehmen nach soll die damalige Atmosphäre von massivem Druck geprägt gewesen sein: Das "M" der Firmenmarke müsse ja nicht weiterhin für die rote Gemeinde Mattighofen stehen. Das schwarz regierte Munderfing, ein weiterer KTM-Standort, bot sich als Alternative für die Motohall.

Die Umsetzung erfolgte schließlich in Mattighofen. Die Investition war KTM rund 35 Millionen Euro wert. Als Marketinginstrument freilich in vollem Umfang steuerlich absetzbar. Im Mai eröffnete "das dritte Wahrzeichen" in Mattighofen, wie Schwarzenhofer nicht ohne Stolz vermerkt. Damals habe es ja kaum Zeitungsartikel gegeben, die aktuellen Medienberichte sorgen dagegen für enormen Zulauf.

Skandaltourismus

Von dieser Form des Skandaltourismus profitiert nicht nur die Gemeinde, sondern ironischerweise eben auch KTM: weniger über die Eintrittsgelder und Parkgebühren als über den Verkauf der Merchandisingartikel im Shop. Das Sortiment umfasst Motorradkleidung, T-Shirts, Caps, Unterhosen, sogar Schnuller mit dem KTM-Logo. Fachliteratur über die Geschichte des Motorsports wird man dort übrigens vergeblich suchen. Es steht nur ein einziges Buch zum Verkauf, der Fotoband mit den rund 160 dort ausgestellten Motorrädern, so Roman Sandgruber. Einerlei.

Vater-Sohn-Koflikt

In Linz fordert die SPÖ in der Causa zwischenzeitlich eine Sonderprüfung durch den Landesrechnungshof. Dessen Bericht könnte rückwirkend Einblick in die Förderusancen des ehemaligen Teilfürstentums ob der Enns gewähren.

Der Antrag auf Prüfung erging am Donnerstag an den Landtagspräsidenten Viktor Sigl, Vater des gleichnamigen KTM-Finanzvorstands. Sigl Junior hatte die Debatte vor wenigen Tagen noch in der Kategorie "Sommerloch" verortet. (Olga Kronsteiner, 23.8.2019)