Die Protagonisten des Ibiza-Videos haben eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Strache sieht sich durch das neue Buch der deutschen Enthüllungsjournalisten gar "rehabilitiert".

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Was steht im neuen Buch über das Ibiza-Video? Darüber tobt seit dem Erscheinen des Werks am Mittwoch ein ungewöhnlicher Literaturstreit, der mit ungleichen Waffen geführt wird. Auf der einen Seite die Autoren – die deutschen Aufdeckerjournalisten von der Süddeutschen Zeitung Bastian Obermayer und Frederik Obermaier. Auf der anderen Seite die Protagonisten der Handlung – Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus.

Im Interview mit dem Privatsender oe24 gab Strache einen verstörenden Einblick in seine hermeneutischen Fähigkeiten und berichtete über seine Leseerfahrungen mit dem Ibiza-Buch: "Es ist eine Rehabilitierung und eine Klarstellung der Journalisten, die sich im Buch fast schon rechtfertigen für die aus dem Kontext gerissenen Videopassagen, die veröffentlicht wurden." Quellenangaben lieferte Strache nicht – vermutlich deshalb, weil es diese nicht gibt.

Mühen mit den Lesern

Die Reaktion der Autoren auf die eigenwillige Interpretationsleistung ihres Lesers fiel allerdings recht kulant aus: "Wir empfehlen Ihnen eine erneute Lektüre, bevor Sie weiter grundfalsche Schlüsse daraus ziehen", richteten die Journalisten dem gefallenen Vizekanzler auf Twitter aus.

Eine Empfehlung, die sich Johann Gudenus, das zweite Mitglied des literarischen FPÖ- Duetts, offenbar noch nicht zu Herzen genommen hatte, als er der Presse am Donnerstag ein Interview gab. Straches Russisch-Übersetzer sparte dort nicht mit Kritik an den Aufdeckern der Süddeutschen. "Im Übrigen ist das Buch in meinen Augen kein journalistisches Glanzstück – die angebliche Leistung besteht darin, Teile eines Videos transkribiert zu haben", rezensierte Gudenus.

Dass das Buch eine detailreiche Erzählung des aufwendigen Rechercheprozesses darbietet, erwähnte er nicht. Auch die Beschreibung, wonach er sich selbst nach Ibiza noch zweimal mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte getroffen hatte, ignoriert der ehemalige FPÖ-Klubobmann. Laut Gudenus war ohnehin alles harmlos. Auf Ibiza wurden bloß "legale Investitionsideen brainstorming-artig mit dem Lockvogel und Begleiter entwickelt". (Theo Anders, 23.8.2019)