Der 39-jährige Niederösterreicher Christian Hafenecker tritt als blauer Wahlkampfmanager in die Fußstapfen von Herbert Kickl.

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Am freiheitlichen Hof zu Wien an der Donau sind da drei Fürsten. Nicht Gunther, Gernot und Giselher, sondern Norbert, Herbert und Heinz-Christian. Alle drei streben nach Macht und müssen doch zusammenhalten. Gemanagt wird dieses Gespann durch Hagen von Kaumberg. "Hagen", das ist der Verbindungsname von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker bei seiner Burschenschaft, der deutschnationalen schlagenden Studentenverbindung Nibelungia Wien.

Hafenecker darf – beziehungsweise muss – den ersten blauen Wahlkampf nach dem Ibiza-Skandal leiten. Keine leichte Aufgabe für den 39-jährigen Niederösterreicher, der seit 2013 im Nationalrat sitzt und seine Partei mit einem Wahlergebnis über 20 Prozent auf die Fortführung der türkis-blauen Koalition vorbereiten soll.

FPÖ-Beitritt mit 16 Jahren

Dass man sich mit der ÖVP zusammenraufen muss, ist in Hafeneckers Biografie nichts Neues. Aufgewachsen in einem tiefschwarzen Elternhaus, zog es ihn schon in jungen Jahren weiter nach rechts als seine Familie. In der Oberstufe des Militärgymnasiums Wiener Neustadt begann er sich im Rahmen der Schülervertretungswahlen für Politik zu interessieren und wurde Mitglied beim Ring Freiheitlicher Jugend. "Damals waren unter den Schülern eigentlich nur SPÖ und ÖVP organisiert, das wollte ich ändern und dabei mithelfen, die FPÖ zu etablieren", erinnert sich Hafenecker. Schon mit 16 Jahren trat er, begeistert von der Anti-Proporz-Rhetorik des aufstrebenden Parteichefs Jörg Haider, der FPÖ bei.

In der Schule hielt es ihn weniger lange: Der Jungfreiheitliche macht anstelle der Matura eine Ausbildung zum Landmaschinentechniker. Bei den Traktoren weilte Hafenecker dann aber wiederum nur kurz, er entschied sich auf dem zweiten Bildungsweg doch noch für die Matura und übersiedelte zum Jusstudium nach Wien, wo er sich sogleich den Burschen der Nibelungia anschloss. Neben dem Studium, das er nach dem ersten Abschnitt hinschmiss, arbeitete er als Journalist bei Andreas Mölzers rechter Wochenzeitung Zur Zeit, einem Blatt, dem es bis heute nicht an antisemitischen und rechtsextremen Beiträgen mangelt. Hafenecker schrieb dort über 200 Artikel und gestaltete ein Ressort mit dem Namen "Deutsche Innenpolitik".

Mann fürs Grobe

Danach startete Hafenecker eine klassische Berufspolitiker-Karriere: Pressechef der Partei in Niederösterreich, Landtagsabgeordneter, Landesparteisekretär, Nationalratsmandatar und seit 2018 bundesweiter Generalsekretär. Eine Rolle, die bei den Blauen traditionell recht grob angelegt wird. Als Austropop-Legende Wolfgang Ambros vergangenes Jahr die Regierungsbeteiligung der FPÖ kritisierte, rückte Hafenecker verbal aus, um Ambros postwendend als "abgehalfterten Musiker" zu beschimpfen.

Mindestens dreimal wöchentlich muss der verheiratete Familienvater aus seiner Mostviertler Heimatgemeinde Kaumberg in die Hauptstadt pendeln, um Termine auf dem innenpolitischen Parkett wahrzunehmen. Zu Entspannungszwecken steuert er zu Hause gerne einmal seine Drohne des Typs DJI Mavic über die Felder, um mit deren eingebauter Kamera Landschaftsaufnahmen anzufertigen.

Wahlkampfhindernis Strache

Schwerer zu steuern als jede Drohne wird in den kommenden Monaten hingegen das größte Hindernis in Hafeneckers Wahlkampfplanung: Heinz-Christian Strache. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Ex-Vizekanzler nicht mit skurrilen Aktionen an die Öffentlichkeit geht, ohne sich mit der Partei abzusprechen. Das eine Mal taucht er bei Russia Today, einem Propagandasender des Kremls, auf. Das andere Mal reitet er auf Facebook wilde Attacken gegen den ehemaligen Koalitionspartner ÖVP, mit dem sich die neue Parteiführung um Norbert Hofer im Herbst eigentlich erneut zusammentun will.

Die Nibelungentreue zum gefallenen Helden der freiheitlichen Familie dürfte mittlerweile erschöpft sein, auch bei "Hagen" Hafenecker. Vergangene Woche drang die blaue Parteiführung zu Straches wundem Punkt vor und entriss ihm die Administratorenrechte für seine Facebook-Seite. Ob der FPÖ-Wahlkampf damit in ruhigere Gewässer kommt oder der Streit in einem Machtkampf eskaliert, ist noch offen. (Theo Anders, 26.8.2019)