Rapid hat Sorgen.

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Sonntagmittag schickte Rapid ein ärztliches Bulletin aus. Das Positive vorweg: Thorsten Schick hat in der 13. Minute des Spiels gegen den LASK (1:2) am Samstag nach einem Foul von Marvin Potzmann doch keinen Kreuzbandriss erlitten, es ist lediglich gezerrt. Meniskus und Sehnen sind aber derart beschädigt, dass ein operativer Eingriff notwendig ist. Damit verbunden ist ein mehrwöchiger Ausfall. Die gebrochene Nase von Innenverteidiger Maximilian Hofmann ist eingerichtet und eingegipst. Die beiden waren im Lorenz-Böhler-Krankenhaus erstversorgt worden. Tormann Richard Strebinger war derweil im Wilhelminenspital in Behandlung, er hatte aufgrund massiver Kreislaufprobleme nach einer halben Stunde ausgetauscht werden müssen. Die Heimniederlage hatte also drei Rettungsfahrten zur Folge. Trainer Dietmar Kühbauer: "Das schmerzt noch mehr als die späte Niederlage. Es war definitiv kein schöner Tag."

Rapids Coach war somit befreit, über andere Ursachen zu sprechen. Die Leistung war objektiv betrachtet gar nicht schlecht gewesen. Beleg dafür war, dass die 19.400 Zuschauer nach Abpfiff (das Match hatte 103 Minuten gedauert) applaudiert haben. Die Zweikampfbilanz müsste freilich zu denken geben, der LASK hatte eine Quote von 57 Prozent.

Die Linzer entpuppten sich als staubtrockene Mannschaft. Trainer Valérien Ismael hatte im Hinblick aufs Playoff zur Champions League am Mittwoch in Brügge (Hinspiel 0:1) nur sanft rotiert, er wollte den Rhythmus beibehalten. "Dieser Sieg setzt zusätzliche Kräfte frei. Wir haben uns an der Tabellenspitze festgebissen."

Höhepunkt für Raguz

Nur kurz nach der Pause, nach Philipp Schobesberger Ausgleich, sei man ins Wanken geraten. "Aber wir haben die Wolken vorbeiziehen lassen." Beeindruckend war das Finish. Als Hofmann wegen seiner zerstörten Nase in der 85. Minute vom Feld musste und nicht mehr ersetzt werden konnte, nützte der LASK die Überzahl schamlos aus, zog ein Powerplay auf.

In Minute 95 erzielte Marko Raguz nach einem Corner das Siegestor. Der 21-Jährige aus Eferding hatte bereits das 1:0 geköpfelt. Sein Fazit: "Der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere." Raguz war Nutznießer der kleinen Rotation. "Ich stelle keine Ansprüche."

Qual der Wahl

Rapids Anspruch ist es, am 25. November bei der Hauptversammlung ein neues Präsidium, einen neuen Präsidenten, den Nachfolger von Michael Krammer, zu küren. Drei Listen stehen zur Wahl, die Hearings beginnen im September. Martin Bruckner (Allianz Investmentbank, derzeit Vize), Robert Grüneis (Aspern Smart City Research, vormals Wien-Energie) und Roland Schmid haben Ambitionen. Videokünstler Heinz-Christian Strache, der Ex-Sportminister und Ex-FPÖ-Obmann, hat sich bemüßigt gefühlt, Mitglieder aufzufordern, sie mögen für Schmid, der übrigens parteilos ist, stimmen. Sollte Grün-Weiß blau werden?

Selfmade-Millionär Schmid (Immobilien) hat Bernd Oswald, den Aufsichtsrat von Novomatic, mit im Boot. Ein Schelm, wer Böses denkt. Wahlberechtigte Rapidler reagierten erbost. Schmids minimale Chancen sind wohl gesunken. Straches Scheitern ist fast putzig: nix Krone, nix Vize-Kanzler, nix Rapid, zack, zack, zack. Politisch und historisch ist Rapid rot (Arbeiterklub!). Wiens Sportstadtrat Peter Hacker arbeitet im Hintergrund angeblich an der Einigung auf nur noch eine Liste. Renate Anderl, die AK-Präsidentin, könnte von Grüneis zu Bruckner wechseln.

Kühbauer hat vor dem Derby am Sonntag andere Sorgen: "Mir gehen die Spieler aus." Sportvorstand Zoran Barisic arbeitet an der Verpflichtung von Filip Stojkovic (26), einem Verteidiger aus Montenegro, der bei Roter Stern Belgrad kein Leiberl hat. (Christian Hackl, 25.8.2019)