Ex-EU-Kommissar Fischler warnt vor Konsequenzen.

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Mit etwas Verspätung ist die Klimakrise auch in Alpbach angekommen. Während das Thema in den vergangenen Jahren kaum Platz im Forum fand, zieht sich die Erderwärmung heuer durch das gesamte Rahmenprogramm. Auch bei der Eröffnung der politischen Gespräche am Samstagabend nahm die Klimakrise einen prominenten Platz ein.

"Es muss uns klar sein: Wenn wir so weitermachen wie bisher, haben wir keine gute Zukunft", sagte etwa Forum-Präsident Franz Fischler. "Die jetzige Generation hat eine große Verantwortung." Noch direktere Worte fand Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er warnte in seiner Rede vor dem Ende der Menschheit: "Im allerschlimmsten Fall geht es um das Überleben." Van der Bellen, der – wie auch Kanzlerin Brigitte Bierlein – mit dem Zug nach Alpbach gereist war, forderte zur Wahrung des Allgemeinguts Klima auf: "Wenn jemand sagt, Österreichs Emissionen beeinflussen das Weltklima in keiner Wiese, ist das richtig", so Van der Bellen. "Aber das können die meisten Staaten sagen – und das ist das Problem."

Von der Diskussion über die Flüge, die rund um den Atlantik-Segeltörn der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg entstanden ist, hält der Präsident wenig: "Geht's noch kindischer?", kommentierte der Ex-Grüne die Kritik an der 16-Jährigen. Durch solche Debatten würde lediglich das Thema, das sie vermitteln will, in den Hintergrund rücken.

"Neue Dynamik"

Vergangenes Jahr hätte dieses "eine neue Dynamik" bekommen, stellte der Präsident fest. Van der Bellen hob die Bedeutung der wöchentlichen Proteste junger Menschen in seiner Rede gleich mehrfach hervor: "Ohne Fridays for Future würde ich heute nicht so fröhlich vor Ihnen stehen."

Auch in Alpbach wird jeden Freitag für mehr Klimagerechtigkeit demonstriert. Die Demonstranten der IG Future fordern die heimische Politik auf, in Österreich den Klimanotstand auszurufen. So auch beim Einzug der Spitzenpolitiker im Alpendorf: Van der Bellen und Bierlein wurden mit einem Banner mit den Worten "Declare a climate emergency" begrüßt. Die Klimaaktivisten übertönten den traditionellen Empfang der Alpbacher Musikkapelle zumindest kurzzeitig mit ihrer Protestbotschaft.

Das Klima wird jedenfalls auch in der letzten Forumswoche Thema bleiben. Neben Diskussionen, deren Themen von erneuerbarer Energie bis zum Emissionshandel reichen, wird am Montag die Ausstellung Alpbach 2119 er öffnet. Die Fotoserie des Designerbüros Buero Butter zeigt in sechs Zukunftsvisionen, wie sich das Dorf in hundert Jahren durch die Klimakrise verändern könnte – je nachdem, wie die Menschheit handelt. (Nora Laufer aus Alpbach, 26.8.2019)