Er war der Fußballgott der 1980er, sein pechschwarzes Haar zog der Argentinier wie einen Schweif hinter sich her. Diego Maradona trug in der Hochzeit des Vokuhilas jene Frisur, um die man damals auf dem Fußballplatz nicht herumkam: vorne kurz und hinten so lang, dass die Strähnen spätestens in der Halbzeitpause feucht im Nacken klebten. Jetzt steht der Mann, der zuverlässig Dramen und Drogenschlagzeilen produzierte, in einer Doku wieder auf. Und der Vokuhila gleich mit.
Das US-Modelabel Proenza Schouler ließ zuletzt zerstrubbelte Models über den New Yorker Laufsteg marschieren, der New Yorker Haarstylist Masami Hosono verpasst seinen Kunden in seinem Salon Vacancy Project im East Village derzeit reihenweise Vokuhilas, die aussehen, als hätten die mit der Bastelschere selbst Hand angelegt.
Warum die Frisur gerade wieder aufpoppt? Sie funktioniert an Männern und Frauen gleichermaßen – und sie könnte als Aufschrei verstanden werden, vermutete unlängst der britische "Guardian", als Gegenreaktion auf die stereotyp langhaarige Darstellung von Weiblichkeit im Werbe-Mainstream. Am Vokuhila hingegen haben alle Spaß, die Lust aufs Androgyne, auf das Spiel mit haarigen Rollenzuweisungen haben.
Dabei ist diese Frisur alles andere als Everybody's Darling. Als der österreichischen "Germany's Next Topmodel"-Kandidatin Zoe Saip im vergangenen Jahr ein Vokuhila verpasst wurde, stellte die lapidar fest: "Ich sehe aus wie ein Fußballer aus den 80er-Jahren." Das deutsche Boulevardmagazin "Gala" fragte: "Ist das der schlimmste Haarschnitt aller Umstylings?" Doch der frisch geschnittene Schopf verschaffte dem angehenden Model Jobs. Davon zeugt ein Titel für das deutsche Magazin "Nylon".
Die "GNTM"-Kandidatin hat sich mittlerweile übrigens von ihrem Vokuhila getrennt. Vorne kurz, hinten lang ist eben nicht für alle was. (Anne Feldkamp, 29.8.2019)