Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer sorgt mit seiner Kommunikationsstrategie erneut für Aufregung.

Foto: APA / EXPA / JOHANN GRODER

Um den Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer scheint vorerst keine Ruhe einzukehren. Nach seinem sexistischen Sager im Tiroler Landtag stand Dornauer vor wenigen Wochen wegen des neuen Auftritts seiner Landespartei wieder in den Schlagzeilen. Im Stil der "Neuen Volkspartei" hatte er das seit vielen Jahren an der Landesparteizentrale angebrachte SPÖ-Symbol, eine rote Rose, mit seinem eigenen Konterfei überkleben lassen. Jetzt wird bekannt, dass der Tiroler Sozialdemokrat dem rechtsextremen Magazin "Info-Direkt" ein Interview gegeben hat.

In dem zweiseitigen Interview, das laut Tiroler SPÖ telefonisch stattfand, spricht Dornauer über seine Positionen zur türkis-blauen Regierung. Er kritisiert den Zwölfstundentag und nennt die Nachbesserung des von der ÖVP-FPÖ-Regierung beschlossenen Familienbonus als Koalitionsbedingung. Eine Koalition mit der FPÖ schließt er nicht "kategorisch" aus. Damit widerspricht er seiner SPÖ-Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner, die die Partei nach dem Ibiza-Skandal als "nicht regierungsfähig" bezeichnet hatte.

Auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte in derselben Ausgabe des rechtsextremen Magazins drei Fragen beantwortet. Erst kürzlich gab die ÖVP bekannt, dass dieses Interview weder ausgemacht noch autorisiert gewesen sei. Ein Redakteur des Magazins habe sich während Kurz' Bundesländer-Tour einfach dazugestellt. Kurz' Büro war am Montag nicht für ein Statement zu erreichen.

SPÖ-Landesparteichef Dornauer war laut seiner Partei vom Anruf des Magazins überrascht worden, habe sich dann aber bewusst für das Interview entschieden.

Grenze zum Neonazismus

Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) kleidet "Info-Direkt" "klassisch rechtsextreme Weltanschauung in ein modernes Gewand" und lotet "die Grenze zum Neonazismus" aus. Der Anspruch des Magazins sei, als "Brückenmedium für unterschiedliche Spektren der extremen Rechten zu fungieren", heißt es auf der DÖW-Website.

Wie sich der Spitzenkandidat der Tiroler SPÖ in diesem Milieu wiederfinden kann, erklärt dessen Landespartei dem STANDARD so: Dornauer habe sich "spontan" dafür entschieden, auch in diesem Medium sozialdemokratische Positionen zu artikulieren. Jedoch bedeute das Interview "auf keinste Weise, dass die Blattlinie des Mediums unterstützt wird". Autorisiert worden sei das Interview jedenfalls nicht.

FPÖ-Nähe und Plagiatsvorwürfe

Immer wieder tauchen gegen "Info-Direkt", das gegen eine "Lügenpresse" wettert und dafür gleich ein eigenes Ressort betreibt, Plagiatsvorwürfe auf. Mehrfach sollen Passagen aus der deutschen Tageszeitung "Taz", der "Wiener Zeitung" und aus populärwissenschaftlichen Texten übernommen worden sein.

Zuletzt wurde das Magazin in der Diskussion über die von der FPÖ geforderte Distanzierung von den Identitären mehrfach erwähnt. Bei "Info-Direkt" schreiben regelmäßig Mitglieder der rechtsextremen Gruppe. Zudem inserierten von der FPÖ geführte Ministerien in "Info-Direkt". Mehrere FPÖ-Mitglieder hielten Anteile am Magazin. Nachdem der oberösterreichische FPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner die Abgabe der Beteiligungen empfohlen hatte, trennten sich zwei Mitarbeiter der FPÖ Oberösterreich im Mai von ihren Anteilen. (lalo, 26.8.2019)