Eine Krähe tut sich an einem Burger gütlich.

Foto: Andrea Townsend

Das Leben in der Großstadt geht an niemandem spurlos vorüber – weder an Menschen noch an Tieren. Der urbane Lebensstil hat unter anderem eine ganze Reihe von Genmutationen und Verhaltensänderungen zur Folge. Wissenschafter gehen davon aus, dass das Leben in einem städtischen Umfeld die Evolution insgesamt beschleunigt.

Wie weithin bekannt ist, boomen aber auch Zivilisationskrankheiten in Metropolen – und auch davon ist der Mensch nicht allein betroffen. Wie Forscher nun im Fachblatt "The Condor: Ornithological Applications" berichten, weisen städtische Krähen in den USA einen höheren Cholesterinspiegel auf als ihre ruralen Verwandten. Die mutmaßliche Ursache: ihre veränderte Ernährungsweise und der höhere Fast-Food-Konsum.

Städtisches Spezialitäten

Die Wissenschafter um Andrea Townsend vom Hamilton College in New York analysierten die Cholesterinwerte von 140 Krähenküken in Kalifornien, die entweder im städtischen Raum oder am Land lebten. Dabei zeigte sich ein eindeutiges Bild: Je urbaner das Gebiet, in dem die Vögel geschlüpft waren, desto höher waren deren Cholesterinwerte.

Die Hypothese der Forscher: Städtische Krähen ernähren sich in höherem Maße von menschlichen Abfällen und Nahrungsmitteln, was sich wiederum in ihren Blutwerten niederschlägt. Dass sich die klugen Vögel auf menschliche Speisen spezialisiert haben und bei der Nahrungsbeschaffung mitunter eine beachtliche Virtuosität an den Tag legen, lässt sich schließlich überall beobachten, wo es Krähen gibt.

Um zu überprüfen, ob der hohe Cholesterinspiegel der Tiere tatsächlich von der menschlichen Nahrung kommt, führten Townsend und Kollegen ein Experiment durch: Sie fütterten eine Gruppe von 86 landlebenden Krähen im Bundesstaat New York mit menschlichem Fast Food wie Cheeseburgern. Der vermutete Effekt ließ nicht lange auf sich warten – die Cholesterinwerte stiegen.

Unklare Folgen

Wie sich das insgesamt auf die Gesundheit der Tiere auswirkt, sei aber schwer nachzuweisen, so die Wissenschafter. Die Überlebensraten städtischer Jungkrähen sind zwar niedriger als bei ihren ländlichen Verwandten, aber die Ursachen dafür dürften andere sein. In der New Yorker Krähen-Population zeigte sich sogar, dass die Vögel mit höheren Cholesterinwerten eine insgesamt bessere körperliche Konstitution hatten und fitter waren. "Trotz aller üblen Nachrede hat Cholesterin ja wichtige Funktionen", sagt Townsend. "Wir wissen, dass zu viel Cholesterin Menschen krankmachen kann, aber was 'zu viel' für Wildvögel heißt, wissen wir nicht."

Dennoch warnt die Forscherin davor, Vögeln absichtlich menschliche Speisen zu verabreichen. "Wildtiere sind nicht dafür entwickelt, verarbeitete Lebensmittel zu fressen. Menschliche Nahrung könnte viele negative Konsequenzen für sie haben, die wir noch gar nicht kennen." (dare, 26.8.2019)