US-Saxofonist Joshua Redman begeisterte in Saalfelden.

Foto: Jazzfestival Saalfelden

Der finale Tag beim Jazzfestival in Saalfelden ist oft der Glanzvollste – und so begab es sich auch heuer. Das Septett von Anna Webber, Clockwise, beschenkte am Sonntag mit einer schrulligen Verzahnung exzentrisch-polyrhythmisch komponierter Strukturen und spontaner Ausbrüche. Vertrackte Patterns mixen sich mit einer zweiten pulsierenden Ebene. Als würden zwei Stücke ineinander verzahnt, klingt das und erzeugt eine interessante Fusion von Strukturdichte und Emotion, welche dem folgenden Duo Theo Cecalldi (Violine) und Roberto Negro, (Klavier) kein Anliegen war.

Es gab sich der imaginären Folklore hin, dies aber prägnant und ohne Sentimentalität. Von idyllischer Zierlichkeit ging es zu festlicher Ausgelassenheit mit präzisen instrumentalen Mitteln. Delikate Kammermusik für Saalfelden, dem das Blinker &Moses Ensemble mit Keyboarder Wolfgang Mitterer schließlich gediegen jene freie Improvisation scherte, die heuer (nie schlecht) allerdings etwas oft auf dem Programm stand.

Traum-Combo

Zum Finale allerdings der tatsächliche Höhepunkt mit dem Quartett von US-Saxofonist Joshua Redman. Sein Projekt Still Dreaming ist eine intelligente Reminiszenz an ein Projekt seines verstorbenen Vaters, des Saxofonisten Dewey Redman. Selbiger hatte ein Quartett mit Trompeter Don Cherry, Bassist Charlie Haden und Drummer Ed Blackwell, also Ex-Musikern von Innovator Ornette Coleman, mit dem auch Dewey gespielt hatte. Colemans Einfluss schimmerte einst in der Band "Old and New Dreams" durch, und er tut es auch in Jushua Redmans Traum-Combo, ohne dass ein Hauch von steif buchstabierter Historie zu entdecken war.

Hochklassik die Interaktion innerhalb der Formation: Energetisch auf hohem Niveau gehalten von Schlagzeuger Dave King, liefern Redman und Freunde im Dialog pulsierende Paraphrasen über eigenwillige Themen. Redman begibt sich in schräge Zweistimmigkeit mit Kornettist Ron Miles oder setzt zu Monologen der dynamischen Art an, das Grenzbereiche des Ausdrucks aufsucht. Und da hier zwischen den Musikern quasi blindes Verständnis herrscht, entsteht ein so offenes wie kompaktes Kunstwerk subjektiv geprägter Kommunikation. Es zeigt auch: Stars einzuladen, schadet auch dem Festival in Saalfelden nicht. Auch Prominente können das Besonderes liefern. (Ljubisa Tosic, 26.8.,2019)