Die Adrian Darya-1 hieß früher Grace-1.

Foto: Adrian Darya 1

Genf – Der Iran hat das Öl von dem zeitweise in Gibraltar festgesetzten Tanker trotz des erbitterten Widerstands der USA nach eigenen Angaben verkauft. "Die Islamische Republik hat das Öl von diesem Schiff veräußert, nun wird der Eigentümer und Käufer über das Ziel der Fracht entscheiden", sagte der iranische Regierungssprecher Ali Rabiei am Montag.

Jeglicher Versuch der USA, das Schiff unter Kontrolle zu bringen, werde "schwere Konsequenzen" nach sich ziehen. Der Sprecher äußerte sich nicht dazu, wer das Öl auf der Adrian Darya-1 gekauft hat. Die Ladung hätte einen Marktwert von 130 Millionen Dollar (116 Millionen Euro), ein potenzieller Käufer würde aber Ziel der US-Sanktionen gegen den Iran werden.

Nach der Freigabe des Tankers durch Gibraltar Mitte August hatten die USA angekündigt, alles tun zu wollen, um eine Lieferung des Öls an das mit Sanktionen belegte Bürgerkriegsland Syrien zu verhindern. Zudem forderten sie eine erneute Festsetzung des Schiffes, da es Verbindungen zu den von den USA als Terrororganisation eingestuften Revolutionsgarden gebe.

Kurs auf den Suez-Kanal

Der mit zwei Millionen Barrel Öl beladene Tanker nahm nach der Freigabe zunächst Kurs auf Griechenland, änderte am Wochenende aber die Richtung und gab dann als Ziel die Türkei an. Inzwischen steht in den Ortungsdaten des Schiffes, das sich derzeit westlich von Kreta aufhält, als Zielangabe der Ölterminal Khor Fakkan in den Emiraten.

Um dorthin zu gelangen, müsste das Schiff aber entweder wieder rund um Afrika oder durch den Suezkanal fahren, der aber für die voll beladene Adrian Darya-1 nicht breit genug ist. Das Schiff müsste also zumindest teilweise entladen werden, um ein Passieren zu ermöglichen. Möglich wäre, das Öl auf hoher See auf andere Schiffe zu pumpen.

Iran schickt Schiffe

Die Führung in Teheran erklärte zudem, sie habe einen mit Marschflugkörpern bewaffneten Zerstörer entsandt, um beim Schutz iranischer Schiffe zu helfen. Das Kriegsschiff sei unterwegs in den Golf von Aden, um das Passieren iranischer Schiffe durch die Region abzusichern, berichtete der staatliche Sender Press TV. Der Zerstörer werde von einem Versorgungsschiff und einem Helikopterträger begleitet.

Die USA waren 2018 aus dem Atomabkommen ausgestiegen und hatten ihre einseitigen Sanktionen gegen den Iran vor einigen Monaten stark verschärft, um den kompletten Ölexport des Landes zu unterbinden. Für den Iran ist die Ölausfuhr jedoch überlebenswichtig. Großbritannien hatte den iranischen Tanker fünf Wochen lang in Gibraltar festgesetzt, der Iran beschlagnahmte im Gegenzug den britischen Tanker Stena Impero. (red, Reuters, 26.8.2019)