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Fabiano Caruana gegen Magnus Carlsen bei der Schachweltmeisterschaft 2018. Nachdem alle Langpartien im Remis geendet hatten, verteidigte Carlsen seinen WM-Titel schließlich im Tiebreak.

Foto: Reuters/Paul Childs

Numerische Intelligenz und regelmäßige Praxis sind beim Schach für die Spielstärke gleich wichtig. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Fachjournal "Pnas" publizierte Studie mit Beteiligung von Wissenschaftern der Universität Graz. Gleichzeitig konnten gezeigt werden, dass intelligentere Personen mehr vom regelmäßigen Spielen profitieren.

Für ihre gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Oxford, Northumbria und der ETH Zürich durchgeführte Längsschnittstudie analysierten Roland Grabner und Aljoscha Neubauer Spielstärkeentwicklung, Zahl der Turnierpartien sowie Ergebnisse von Intelligenztests von 90 österreichischen Turnierschachspielern unterschiedlichen Alters (zehn bis 77 Jahre) und Stärke. Dabei kam ihnen entgegen, dass im Schach regelmäßig Wertungszahlen (Elo-Zahl) veröffentlicht werden und dafür auch die Zahl der Turnierpartien erfasst wird. So konnte die Entwicklung über die gesamte Lebensspanne verfolgt werden.

Übung für Anfänger und alte Hasen

Bisherige Studien zur Entwicklung bestimmter Fähigkeiten haben wenig überraschend gezeigt, dass sowohl Intelligenz als auch regelmäßige Übung wichtig sind. Die Forscher um Grabner beleuchteten nun erstmals für Schach das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren und wie sie sich über die gesamte Lebensspanne hin entwickeln – vom Beginn der Karriere über die im Regelfall zwischen 30. und 40. Lebensjahr erreichte Spitzenleistung bis zur Phase des kognitiven Abbaus im höheren Alter.

"Wir haben beobachtet, dass beide Faktoren in allen Phasen eine wichtige Rolle spielen. Je höher die Intelligenz und je mehr Turnierspiele absolviert wurden, desto höher war die Spielstärke. Darüber hinaus zeigte sich eine Wechselwirkung dahingehend, dass intelligentere Spielerinnen und Spieler mehr vom gleichen Ausmaß an Übung profitieren als weniger intelligente", so Grabner in einer Aussendung. Kleiner Unterschied: Am meisten "half" die regelmäßige Turnierpraxis am Beginn und am Ende der Karriere, während die höhere Intelligenz vor allem am Karrierehöhepunkt um 35 Jahre nützte.

Numerische Intelligenz

Für Schach aussagekräftig ist übrigens nur eine bestimmte Form der Intelligenz – nämlich die sogenannte numerische Intelligenz. Keinen Einfluss auf die Spielstärke haben dagegen verbale und räumlich-visuelle Intelligenz: "Beim Durchrechnen verschiedener Zugmöglichkeiten scheinen die numerisch intelligenteren Spielerinnen und Spieler ihre Stärke ausspielen zu können. Allgemeines visuell-räumliches Denken spielt hier kaum eine Rolle", schildert Grabner.

Beim Schach geht es vor allem um die Erkennung von Mustern: Wer schneller auf abgespeicherte Figurenkonstellationen, Zugmöglichkeiten und Partien zurückgreifen kann, ist im Vorteil. Aufgrund der Komplexität des Spiels können aber nie alle Möglichkeiten im Gedächtnis gespeichert werden – daher die Wichtigkeit einer höheren zahlengebundenen Intelligenz. (red, APA, 27.8.2019)