Hongkong – Nach den schweren Zusammenstößen bei einer Großkundgebung der Demokratiebewegung in Hongkong hat die Polizei ihr hartes Vorgehen gegen die Demonstranten gerechtfertigt. Der Einsatz von Wasserwerfern und der durch einen Polizisten abgefeuerte Schuss seien wegen "extrem gewalttätiger" Protestierender nötig gewesen, erklärte die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone am Montag.

Den Angaben zufolge war eine kleine Gruppe von Sicherheitskräften am Sonntagabend von Demonstranten unter anderem mit Steinen bedrängt worden. Ein Polizist sei unter den Schlägen auf den Boden gefallen und habe sich in Lebensgefahr befunden. Daraufhin hätten sechs Polizisten ihre Waffen gezogen, einer von ihnen habe einen "Warnschuss in die Luft" abgefeuert.

Knapp drei Monate nach Beginn der Proteste halten diese weiter an.
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Es handelte sich dabei um den ersten Schuss eines Polizisten, der seit Beginn der Proteste vor drei Monaten abgegeben wurde. In sozialen Netzwerken stieß das Vorgehen der Sicherheitskräfte auf scharfe Kritik von Anhängern der Demokratiebewegung.

Dutzende Festnahmen

Nach Angaben der Polizei wurden bei den Zusammenstößen am Sonntag 15 Sicherheitskräfte verletzt. Dutzende Protestierende seien festgenommen worden, darunter ein zwölf Jahre alter Bursche. Ihnen werden Beteiligung an nicht genehmigten Versammlungen, Waffenbesitz und Gewalt gegen die Polizei vorgeworfen. Die Polizei rief die Bevölkerung Hongkongs auf, sich von den "gewalttätigen Protestierenden" zu distanzieren.

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Die Demonstranten sind gut ausgerüstet.
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Tausende Menschen hatten sich am Sonntag bei einem Sportstadion versammelt und waren in strömendem Regen nach Tsuen Wan marschiert, eine Vorstadt in den Neuen Territorien im Nordwesten Hongkongs. Einige von ihnen errichteten Barrikaden und gruben Pflastersteine aus. Auch Hardware für die von Hongkong eingesetzte Gesichtserkennungssoftware wurde von den Demonstranten zerstört. Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Im Anschluss wurden Wasserwerfer in Stellung gebracht.

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Die chinesische Regierung versucht seit Wochen mit einer Mischung aus Einschüchterung, Propaganda und wirtschaftlichem Druck, die Proteste einzudämmen. Die Demonstranten bezeichnen dieses Vorgehen als weißen Terror. (APA, 26.8.2019)