Wagner und Körner traten im Team an.

Foto: Austrian Throwdown / Christopher Kelemen

Christoph Körner ist Österreichs fittester Mann.

Foto: Tim König

Vanessa Wagner ist Österreichs fitteste Frau.

Foto: Tim König

Unterschiedlichste Übungen müssen absolviert werden. Anstrengend ist alles.

Foto: Austrian Throwdown / Christopher Kelemen

Der Schweinehund ist der Feind.

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Zehn Schiedsrichter überwachen die Athleten.

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Augenhöhe.

Foto: Austrian Throwdown / Christopher Kelemen

Wenn man es einmal nicht ganz so genau nimmt, liegt die Arena Nova im Speckgürtel von Wiener Neustadt. Sonst ist in der niederösterreichischen Veranstaltungshalle an den drei Tagen des Austrian Throwdown, Österreichs größtem Cross-Fit-Bewerb, wenig speckig. Am Sonntag sind die Finalbewerbe, draußen scheint die Sonne, drinnen strahlen die Körper. Die Halle wird durch einen Vorhang zweigeteilt, im Hauptteil sind zehn Bahnen eingezeichnet. Auf den Bahnen quälen sich Männer und Frauen. Klimmzüge, Hantelübungen, Ergometer-Radeln, Rudern und auch sonst fast alles, was den Body formt und anstrengend ist. Man könnte manche vor Anstrengung schreien hören, wenn die Musik nicht gar so laut dröhnen würde.

Cross-Fit ist eine Marke, eine selbsternannte "Bewegung", aus der ein Sport und weiter ein Wettkampf wurde. Im Prinzip erinnert das Fitnessprogramm aus den USA an Zirkeltraining in der Schule. Stationen mit unterschiedlichen Übungen werden absolviert. Nur dass nicht lustig von einer Sprossenwand auf eine Matte gesprungen wird. Es ist knallhart, unbarmherzig und manchmal auch gemein. Dafür wird auch der Mensch knallhart. Das passt in eine Zeit, in der der Körper immense Bedeutung hat. Fit ist in: Ernährungsindustrie und Sportartikelhersteller haben sich darauf eingestellt, überall sprießen Studios und Workout-Gyms aus dem Boden. Die sozialen Medien sind voll mit durchtrainierten Menschen.

Körperkult

Vanessa Wagner gefällt das. Die 28-Jährige ist Österreichs fitteste Frau. Neben ihr sitzt Christoph Körner (31), Österreichs fittester Mann. Kein Zufall. Wagner ist nicht groß, ihr Körper aber gestählt vom täglichen Training. Sechs bis zehn Einheiten pro Woche à zwei Stunden. Die Oberarme sind genauso trainiert wie der Bauch, die Beine, die Schultern: "Das Schönheitsideal hat sich verändert. Am Anfang kamen Frauen zum Training und wollten nur ja keine Muskeln aufbauen. Jetzt ist das kein Problem mehr", sagt die Burgenländerin, die ein eigenes Studio in Wien führt.

Wagner und Körner schwören auf Cross-Fit. Der Steirer hat den Polizeidienst verlassen und arbeitet als Trainer. Sein Shirt spannt vor allem um die Oberarme. Anfang August waren beide bei der Weltmeisterschaft in den USA. Die Wettkämpfe in Wiener Neustadt sind für beide mehr Spaß, sie treten gemeinsam im Teambewerb an. Gewinnen ist viel, aber nicht immer alles. Weltweit können eine Handvoll Athleten vom jungen Sport leben. Die Preisgelder steigen, das große Geld ist aber nicht drin.

Gewissen und Genuss

In der Arena Nova ist es noch immer ohrenbetäubend laut. Insgesamt 110 Athleten und Athletinnen nehmen an den Wettkämpfen teil. Fit sind alle, keine Frage. Auch im Publikum ist das Trumpf. Viel Haut, die Hosen sind kurz, die Shirts eng. Auf dem Leiberl eines Mannes, der gerade ein Handyvideo macht, steht "Never give up, just throw up" ("Nicht aufgeben, nur übergeben"). Aussteller bieten Sportkleidung, Powernahrung und Massagesticks an. Wer nicht Teil der Fitnessbewegung ist und manchmal spätnachts ein Dürüm und ein paar Bier mag, dem schallt das schlechte Gewissen wie eine flache Hand ins Genick. Wagner beruhigt: "Wir belächeln sicher keine Menschen, die nicht so fit sind." Ob es manchmal auch Pizza gibt? "Fix. Gerade nach Wettkämpfen gönne ich mir auch gerne ein Bier. Wir ernähren uns bewusst, das heißt nicht, dass man nicht genießen kann."

Auf den Bahnen wird weniger genossen. Es gilt, Übungen möglichst schnell zu erledigen oder in einer vorgegebenen Zeit viele Wiederholungen zu machen. Zehn Schiedsrichter schauen genauer. Das Magnesium staubt, Schweißtropfen rinnen, Muskelpartien spannen. Aber es geht auch gemeinsam gegen den Schweinehund: Wenn ein Athlet sich plagt, kommen die, die schon fertig sind, und feuern an. "Das ist normal in unserem Sport", sagt Körner. So herrscht zwischen all der lauten Musik und dem Gebrüll eine eigene Art der Harmonie. Auch zwischen den Geschlechtern: "Wir bewundern uns gegenseitig. Egal ob Mann oder Frau. Es ist ein Sport auf Augenhöhe", sagt Wagner. (Andreas Hagenauer, 26.8.2019)