Wien – Die Neos wollen dem Thema Fachkräftemangel mit einem Punktesystem nach kanadischem Vorbild für eine qualifizierte Zuwanderung zu Leibe rücken. Es brauche dringend ein Angebot für Menschen, die in Österreich arbeiten wollen, so Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn bei einer Pressekonferenz.
Über die Dringlichkeit
Wie drängend der Fachkräftemangel ist, darüber gehen die Meinungen naturgemäß auseinander. AMS-Chef Johannes Kopf hatte etwa Anfang August erklärt, dass der starke Zuzug von Arbeitskräften vor allem aus dem EU-Ausland in den Jahren zwischen 2010 und 2018 das vorhandene Problem des Fachkräftemangels abgeschwächt habe. Das habe das demografische Problem entschärft.
Viele Wirtschaftstreibende sehen das anders. Von einem zentralen Problem sprach etwa jüngst der oberösterreichische Wärmepumpenunternehmer Karl Ochsner in Alpbach. Schreibe seine Firma etwa im oberösterreichischen Zentralraum eine Stelle für einen technischen Zeichner aus, erhalte sie über sechs Monate hinweg eine Handvoll Bewerbungen. Schreibe man den gleichen Job etwa im polnischen Krakau aus, seien es um das Zehnfache mehr. Schellhorn taxiert die Zahl an fehlenden Fachkräften mit 162.000 Personen. Zum Vergleich: In ganz Österreich gibt es rund 3,89 Millionen Beschäftigte.
Der Mangel sei jedenfalls schon eklatant und bedrohe zusehends die österreichische Wirtschaft und damit den Wohlstand, so der pinke Mandatar. Konkret fordert er ein neues, einheitliches Einwanderungsgesetz anstelle des derzeitigen Fleckerlteppichs. "Es gibt derzeit zu viele Hürden", kritisiert der Abgeordnete. Ihm schwebt ein System nach kanadischem Vorbild vor. Die Vermittlung der Arbeitskräfte soll über eine Online-Plattform organisiert werden, die vom Arbeitsmarktservice (AMS) betrieben werden könnte. "Die Wirtschaftskammer könnte aber auch mal etwas Sinnvolles machen und diese Plattform finanzieren. Sie hat genug Geld", kann sich Schellhorn einen Seitenhieb nicht verkneifen.
Grüne finden das "lieb"
Die Grüne Wirtschaft hält von den pinken Plänen eher wenig. "Es ist eh lieb, dass die Neos bei ihren Plänen zum Fachkräftemangel aus der bereits vorliegenden, mangelhaften Regierungsvorlage zur Novelle der RWR-Karte zitieren", so die Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth: "Aber der Fokus darin ist viel zu einseitig auf ausländische Spitzenarbeitskräfte ausgerichtet."
Man brauche nämlich auch Fachkräfte im Gewerbe und Handwerk, die im vorliegenden Punktesystem kaum Chancen auf eine RWR-Karte hätten. Zusätzlich gebe es auch viele arbeitssuchend gemeldete Menschen in Österreich, die mit wirtschaftsadäquaten Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt werden sollten. (red, 26.8.2019)