Wien – Da waren selbst SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und ORF-Moderator Tobias Pötzelsberger kurz irritiert: Das Tröten, das während der Übertragung des "Sommergesprächs" Montagabend zu hören war, stammte offenbar von einer Werbeaktion eines Energydrink-Herstellers neben dem Studio.

Aber eigentlich will Pötzelsberger wissen, wie Rendi-Wagners Urlaub war – jedoch nicht, um mit ihr Smalltalk zu betreiben. Denn von der SPÖ-Chefin kursierten Fotos aus einem teuren Club in Südfrankreich. Die rote Frontfrau kontert souverän, sie sei mit ihrer Familie zunächst in Jesolo gewesen und dann weiter nach Südfrankreich gefahren – ein langgehegter Wunsch von ihr. Und dann wollte der Moderator noch die Frage klären, die ihn schon länger beschäftigen dürfte: Nennt sich die SPÖ-Chefin nun Pamela oder Pämela? Eine Generationenfrage, ihr sei es egal, wie sie genannt werde.

Zusammenfassung des ORF-"Sommergesprächs" mit Pamela Rendi-Wagner.
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Zwischen Fleisch- und Millionärssteuer

Die Ungeduld ist ihr anzumerken, sie will endlich über Politik reden. Aber bevor sie darüber reden darf, ist Vergangenheitsbewältigung angesagt. Der überraschende Rückzug von Vorgänger Christian Kern, das folgende Umfragentief und natürlich der Gegenwind aus den eigenen Reihen. Rendi-Wagner verweist auf einen Aufwärtstrend, die Gespräche mit Menschen, von denen sie viel Rückenwind erhalte und darauf, dass ein Drittel der Wähler noch unentschlossen sei. Diese zu gewinnen, hofft sie.

Dass Georg Dornauer, einer der querschießenden roten Alphas, gerade im rechtsaußen Magazin Info-Direkt eine Zusammenarbeit mit der FPÖ für möglich hält, gefällt der Chefin weniger. Der Tiroler Parteichef sei zwar ein aufstrebender Jungpolitiker, aber die Entscheidung treffe sie: Keine Zusammenarbeit mit den Blauen, das sei für sie schon vor Ibiza festgestanden. Dass sie dann nur Vizekanzlerin von Sebastian Kurz werden kann, will sie nicht so sehen.

Rendi-Wagner versucht, mehrfach zu betonen, für die Geringverdiener da sein zu wollen: Denn sozial Schwächere wären auch von der Klimakrise als erste betroffen. "Politik darf nicht die Verantwortung auf die Konsumenten abwälzen", etwa mit einer Fleischsteuer oder mit einer CO2-Steuer – das habe keinen Lenkungseffekt. Auch Pendler dürften nicht bestraft werden, sondern es müssten Anreize geschaffen werden, auf die Bahn umzusteigen. Sie will den Ausbau der Südstrecke vorziehen, damit der Umstieg leistbar sei.

Den Vorschlag eines steuerfreien Mindestlohns in der Höhe von 1.700 Euro verteidigt Rendi-Wagner. Die Menschen müssen sich ihr Leben leisten können, ist sie überzeugt. Gegenfinanzieren will sie das nun doch wieder mit einer Millionärs- und Abgabensteuer. Ganz zum Schluss ein wenig überraschendes Geständnis: "Opposition ist Mist."

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Die Analyse zum "Sommergespräch" zog eine Debatte auf Twitter nach sich, weil "Kurier"-Chefredakteurin Martina Salomon bezweifelte, dass Rendi-Wagner tatsächlich zuletzt ein Cordon bleu gegessen habe; Salomon vermutete eher "Salatblättchen".

Die salatfreie Analyse des Gesprächs von Peter Filzmaier:

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(Marie-Theres Egyed, red, 26.8.2019)